news

Vujanovic: "Habe nicht mit Schopp gesprochen"

Der LASK-Sportdirektor im Interview über Krise und (k)eine Trainer-Diskussion.

Vujanovic: Foto: © GEPA

Mit Radovan Vujanovic holte der LASK vor wenigen Wochen einen Goalgetter vergangener Tage zurück ins Boot. Der Serbe bekleidet als "Nachfolger" von Dominik Thalhammer bei den Schwarz-Weißen die Rolle des Sportdirektors.

Während Thalhammer in erster Linie als Trainer werkte und die Funktion in einer Art Doppel-Rolle ausübte, ist Vujanovic "nur" Sportdirektor. Erste Erfahrungen sammelte er zuletzt in gleicher Position bei Oberösterreichligist ASKÖ Oedt, wo mit Franz Grad ein im österreichischen Fußball-Geschäft bestens bekannter Mann als "Investor/Mäzen" fungiert.

Laufen will es auch mit Vujanovic am Ruder beim LASK noch nicht. Ganz im Gegenteil: Die Linzer laufen als Bundesliga-Schlusslicht den eigenen Erwartungen meilenweit hinterher. Für den 39-Jährigen noch kein Grund das Saisonziel ad acta zu legen, er hofft trotz Personalnot auf eine Trendumkehr im Conference-League-Spiel gegen Alashkert (Donnerstag 18:45 im LIVE-Ticker).

Wie er die Zukunft von Andreas Wieland sieht, was an den Gerüchten um ein Engagement von Markus Schopp dran ist und was er von Jürgen Werners Abschieds-Statement hält, erzählt er im folgenden LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Herr Vujanovic, Sie sind seit sieben Wochen im Amt. Wie lautet Ihr erstes Fazit?

Radovan Vujanovic: Ich kenne jetzt den Verein und seine Abläufe. Es war wirklich sehr stressig. Mir war es zu Beginn wichtig, alle Mitarbeiter persönlich kennenzulernen. Ich bin im täglichen Austausch mit dem Trainerteam und habe mit jedem einzelnen Spieler ein ausführliches Gespräch geführt.

LAOLA1: Haben Sie gewusst, worauf Sie sich einlassen, als Sie aus Oedt zum LASK gekommen sind bzw. haben Sie gedacht, dass die Situation so schwierig ist, wie sie sich aktuell darstellt?

Vujanovic: Natürlich habe ich gehofft, dass wir auf einem besseren Tabellenplatz stehen. Das ist aber jetzt so und deshalb ändert sich meine Arbeit nicht wirklich. Wenn wir Fünfter sind, ist meine Arbeit auch nicht großartig anders als jetzt. Ich bin viel bei den Trainings dabei, bin bei Besprechungen dabei, tausche mich mit dem Trainerstab aus – so arbeite ich, und das ist nicht vom Tabellenplatz abhängig. Wenn wir fleißig weiterarbeiten, dann werden wir auch schnell vom letzten Tabellenplatz wegkommen.

LAOLA1: Sie sind viel bei den Trainings dabei, wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Trainer und Spielern?

Vujanovic: Wenn man das Spiel am Wochenende gegen Rapid gesehen hat waren wir 90 Minuten mindestens gleichwertig, die ersten 35 sogar richtig gut, mit Chancen, 2:0 oder 3:0 zu führen. Der Unterschied war einfach, dass Rapid dann seine Chancen besser genützt hat als wir – so war es schon in den letzten Spielen. Die Auftritte sind gut, die Ergebnisse nicht. Das müssen wir einfach ändern. Wir halten alle zusammen, die Mannschaft ist intakt, auch wenn es für sie schwierig ist, weil sie viel investiert und nicht das bekommt, was sie verdient.

LAOLA1: Die ganze Saison ist es schon so, dass der LASK oft gut spielt und nur wenig gewinnt. Ist der Glaube innerhalb der Mannschaft da, diese Situation schnell zu ändern?

Vujanovic: Natürlich ist das für die Mannschaft schwierig. Ich bin seit sieben Wochen da, habe viele Spiele gesehen, in denen wir besser waren und uns nicht belohnen. Es hilft jetzt nur, Punkte zu holen. Wenn wir Siege einfahren, Tore schießen, dann wird es auch wieder besser werden. Was trotzdem wichtig ist: Wir kommen zu Chancen, diese müssen wir einfach besser nutzen.

LAOLA1: Was muss sich einerseits in den acht Spielen bis zur Winterpause und andererseits langfristig ändern, um wieder auf die Erfolgsspur zurückzukehren?

Vujanovic: Wir brauchen Punkte. Es wäre natürlich nicht richtig, wenn wir am letzten Platz stehen und sagen, dass sich nichts ändern muss. Wir analysieren die Situation, reden viel darüber und jammern nicht, wie viele Ausfälle wir haben. Trotzdem ist die Situation so, dass wir meistens nicht schlecht spielen. Wir werden wieder viele Spiele gewinnen, wenn wir so hart weiterarbeiten, davon bin ich überzeugt. Wie es dann im Winter weitergeht, kann man jetzt nur schwer sagen, weil es in erste Linie darum geht, nicht den Anschluss zu verlieren und in den restlichen Spielen so viele Punkte wie möglich zu holen.

LAOLA1: Der LASK ist jetzt Letzter, hat im Sommer kadertechnisch eigentlich aufgerüstet. Kann es im Winter erneut zu Veränderungen kommen?

Foto: © GEPA

Vujanovic: Wir haben viele verletzte Spieler und außerdem einige Leistungsträger, die nicht so in Form sind wie in der Vergangenheit. Es wird in erster Linie davon abhängen, wann die Verletzten zurückkommen. Wir brauchen jeden! Wenn der Kader komplett ist, haben wir eine richtig starke Mannschaft, aber es kann auch sein, dass wir im Winter über Verstärkungen nachdenken müssen. Jetzt ist es aber noch viel zu früh, darüber zu spekulieren, wer im Winter kommen und wer gehen wird.

LAOLA1: Auch auf der Trainerposition könnte sich im Winter etwas ändern. Andreas Wieland bekleidet die Position laut Klub-Angaben interimistisch bis dahin. Wie geht es danach weiter?

Vujanovic: Wir arbeiten alle richtig hart. Das Trainerteam arbeitet unglaublich akribisch und es ärgert uns selbst am meisten, dass wir nicht genug Punkte machen. Bis Winter wird es von mir keine Diskussion über den Trainer geben, Andi (Anm. Wieland) hat unser volles Vertrauen. Erst dann werden wir uns zusammensetzen, alles analysieren und die richtigen Schlüsse ziehen. Stand heute ist Andi Wieland unser Trainer und das wird auch bis zum Winter so bleiben.

LAOLA1: Gibt es die Möglichkeit, dass Andreas Wieland länger als nur bis zum Winter Trainer des LASK bleibt?

Nein, ich habe nicht mit Markus gesprochen. Ich weiß, dass er in Hartberg gut gearbeitet hat, aber ich sage es ganz klar: Ich habe mit keinem anderen Trainer Kontakt.

Radovan Vujanovic

Vujanovic: Die Möglichkeit gibt es immer, das ist für uns nicht ausgeschlossen. In erster Linie, und das sagt auch Andi immer wieder, geht es jetzt um den Verein und darum, bis Winter das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Danach wird es die Diskussion, ob Andi Trainer bleibt oder nicht, geben, davor – und das weiß jeder, der mich kennt – mit Sicherheit nicht.

LAOLA1: Es gibt schon länger Gerüchte, dass Markus Schopp ein möglicher Kandidat beim LASK sein soll. Er ist vor wenigen Tagen in Barnsley entlassen worden, hatten Sie mit ihm schon Kontakt?

Vujanovic: Nein, ich habe nicht mit Markus gesprochen. Ich weiß, dass er in Hartberg gut gearbeitet hat, aber ich sage es ganz klar: Ich habe mit keinem anderen Trainer Kontakt. Ich weiß, viele Leute sagen, man muss einen Plan B haben, aber momentan ist das für uns kein Thema. Das Einzige, womit ich mich derzeit beschäftige, ist, wie wir da unten herauskommen und sicher nicht damit, wo Markus Schopp gerade Trainer ist. Um es nochmals klarzustellen: Es ist ganz klar, dass sich in so einer Situation immer wieder Berater melden, aber bei uns gibt es momentan keine Trainerdiskussion. Mehr werde ich dazu bis zum Winter auch nicht sagen.

LAOLA1: Sie haben die sportlichen Agenden von Wieland-Vorgänger Dominik Thalhammer übernommen. Außerdem war Jürgen Werner quasi das 'Mastermind' für den sportlichen Aufstieg des LASK in den vergangenen Jahren. Hatten Sie mit ihm Kontakt, seit Sie im Amt sind?

Vujanovic: Ich habe vor meiner Bestellung versucht, Jürgen zu erreichen, damals war es nicht möglich. Erst später haben wir uns getroffen und lange gesprochen. Ich kenne Jürgen schon sehr lange und weiß natürlich, was er alles für den Verein gemacht hat. Das schätze ich, auch deshalb haben wir einmal über alles gesprochen – es war für mich ein gutes Gespräch.

Das Ziel von Anfang an war natürlich ins obere Playoff zu kommen und international zu überwintern. Viele werden jetzt vielleicht sagen ‚er ist deppert‘, aber ich kenne unsere Qualität und glaube immer noch daran.

Radovan Vujanovic

LAOLA1: Werner hat dem LASK zuletzt wohl endgültig den Rücken gekehrt und dabei noch einige Personalentscheidungen kritisiert. Haben Sie sich dabei angegriffen gefühlt?

Vujanovic: Ich denke nicht, dass ich damit gemeint war, aber das müssen Sie Jürgen fragen. Diese Frage kann ich nicht beantworten.

LAOLA1: Zum Abschluss: Der Bundesliga-Grunddurchgang ist schon mehr als zur Hälfte vorüber. Was sind Ihre Ziele für diese Saison? Ist das Meisterplayoff in der Bundesliga noch möglich?

Vujanovic: Das Ziel von Anfang an war natürlich ins obere Playoff zu kommen und international zu überwintern. In der Conference League sieht das gut aus, in der Liga sind wir Letzter, da werden viele denken: Was ist das? Trotzdem bleibt es mein Ziel und ich bin sicher, dass wir es schaffen können, wenn wir unsere Chancen nützen und vielleicht der ein oder andere Spieler zurückkommt. Dafür müssen wir aber vor dem Winter so weit nach oben klettern, um in den vier Liga-Spielen nach der Pause noch eine Chance zu haben. Viele werden jetzt vielleicht sagen 'er ist deppert', aber ich kenne unsere Qualität und glaube immer noch daran.

Kommentare