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Pink: "...dann habe ich wieder Autos verkauft"

2011 hatte er seine Profikarriere schon aufgegeben - nun ist er Führender der Bundesliga-Torschützenliste. Markus Pink im LAOLA1-Interview:

Pink: Foto: © GEPA

Jeder Profi geht in seiner Karriere durch Höhen und Tiefen. 

Vor allem als Stürmer, also derjenigen Person, die am Ende den Unterschied ausmachen soll, hat man es nicht immer leicht. Auch Markus Pink musste in seiner Laufbahn bereits viel Kritik einstecken. Diese ist in den letzten Jahren allerdings fast völlig verstummt.

12 Tore hat Pink an den ersten 16 Spieltagen in dieser Saison erzielt und führt damit die Torschützenliste der österreichischen Bundesliga an. Der Kärntner präsentiert sich in der Form seines Lebens, dabei war es in jungen Jahren eigentlich schon vorbei mit dem Profifußball.

Im LAOLA1-Interview spricht der 31-Jährige über seinen ungewöhnlichen Werdegang, seine Bindung zu Klagenfurt und seine Zukunftspläne.

LAOLA1: Markus, du hast mit Austria Klagenfurt einen erfolgreichen Herbst gespielt. Bist du generell zufrieden mit eurer Saison? Ein sechster Platz liest sich ja fürs Erste nicht schlecht.

Markus Pink: Wir sind schon zufrieden, obwohl wir leider ein paar unnötige Punkte liegengelassen haben. Es ist alles sehr knapp zusammen, und uns ist natürlich bewusst, dass es gerade eine schöne Momentaufnahme ist. Jetzt gibt es noch sechs brutal enge Spiele zu bestreiten.

LAOLA1: Für dich persönlich läuft es in dieser Saison besser denn je. Würdest du sagen, dass du dich in deiner Zeit bei Klagenfurt noch einmal gesteigert hast?

Pink: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass man sich auf gewisse Sachen anders vorbereitet und anders konzentriert. Zudem kann ich meine Leistung durch die regelmäßigen Spiele und diverse Vertrauensvorschüsse besser zurückgeben und das wird dann auch viel mehr honoriert, was mir sehr wichtig ist.

LAOLA1: Du bist in Klagenfurt geboren und aufgewachsen und hast dann bereits im Alter von 14 Jahren die Einladung ins LAZ Kärnten bekommen. War es damals schon dein konkretes Ziel, Profi zu werden?

Pink: Das Ziel habe ich schon relativ früh verfolgt, dann aber schnell gemerkt, dass es nicht so einfach wird. Ich habe in der Akademie nicht viel gespielt und erst zum Schluss hin meine Einsatzminuten bekommen. Mein Profidebüt habe ich dann mit Austria Kärnten gefeiert, übrigens gegen Peter Pacults Rapid und damals noch mit Frenkie Schinkels als Trainer.

LAOLA1: Austria Kärnten entfachte, auch in Verbindung mit der EM 2008 und dem neuen Stadion, zu Beginn einen regelrechten Hype in Kärnten. Dann ging es aber doch schnell bergab, gerade in der Zeit, als dir der Durchbruch bei den Profis gelang. Hat man das als Spieler mitbekommen?

Pink: Ich habe mich natürlich als Junger überhaupt nicht ausgekannt, dann aber relativ schnell gemerkt, dass das Fußballgeschäft kein allzu angenehmes ist. Nach dem Konkurs arbeitete ich lange nicht mehr mit einem Berater zusammen, auch weil ich im Nachhinein einige Dinge darüber erfahren musste, wie schlecht mit Spielern umgegangen wird. Ich habe danach für zwei Jahre bei Klagenfurt-Neu in der Regionalliga unterschrieben, nach einem Jahr dann aber komplett aufgehört.

LAOLA1: War das Thema Profifußball in dieser Zeit für dich im Prinzip erledigt?

Pink: Eigentlich schon. Ich habe einen Job als Autoverkäufer gefunden und nur noch nebenbei in der Unterliga bei Köttmannsdorf gespielt. Nach einem Jahr ist der Spaß am Fußball aber wieder zurückgekommen und ich bekam plötzlich den Anruf von der Vienna, weil der Fredl (Alfred Tatar) mich sehen wollte.

LAOLA1: Bist du Alfred Tatar davor schon einmal begegnet?

Pink: Nein. Ich bin dann am Montag nach Wien, Dienstag wieder heim, habe am Mittwoch wieder Autos verkauft, am Abend gekündigt, und dann wieder nach Wien, und dann war es eigentlich besiegelt, dass ich einen Vertrag bekommen würde.

LAOLA1: Demnach hast du also schon gekündigt, bevor du überhaupt etwas unterschrieben hattest?

Pink: Ja genau, aber ich war natürlich guter Dinge. Trotzdem war die Zeit als Autoverkäufer eine richtig coole Erfahrung, weil ich schon mit vielen Sachen konfrontiert wurde, die man sonst als Junger vielleicht nicht am Schirm hat. Das hat mich persönlich enorm weitergebracht und schätze ich jetzt umso mehr.

LAOLA1: Du hattest ein gutes Jahr bei der Vienna. Nach Alfred Tatars Wechsel zu Mattersburg bist du ihm zu einer späten Phase noch gefolgt, wie kam es dazu?

Pink: Soweit ich weiß, war es sogar der letzte Transfertag, weil sich der Stürmer dort verletzte. Ich musste damals mit meinem Vater, der zu dieser Zeit noch als mein Berater fungierte, direkt von einem Familienessen aufbrechen, weil wir das Angebot von Mattersburg bekamen. Wir waren uns dann relativ rasch einig und so konnte der Transfer noch rechtzeitig abgewickelt werden.

Pink spielte fünf Jahre bei Mattersburg
Foto: © GEPA

LAOLA1: War das damals eine leichte Entscheidung für dich, so spät noch zu wechseln?

Pink: Es hat sich damals so entwickelt, dass Mattersburg mich haben wollte und ich war offen für Neues. Ich muss schon auch betonen, dass der Schritt zur Vienna definitiv der richtige war nach Kärnten, auch, weil man da nicht so extrem im Fokus stand. Zudem war es keine leichte Zeit, da bei mir nach zwei Monaten Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert wurde, wo es eigentlich hieß, dass es nicht heilbar sei und ich vermutlich nicht mehr spielen könnte.

LAOLA1: So eine Erkrankung ist natürlich ein großer Schock. Wie kam es zu der Diagnose und hattest du seitdem noch einmal Probleme mit dem Herz?

Pink: Zum Glück nicht, nein. Es fing mit starken Herzschmerzen und Ermüdungserscheinungen an, ich konnte mich während eines Spiels nicht regenerieren und habe mich wie ein Geist über den Platz bewegt. Schließlich haben wir einen Test gemacht und dieser Virus wurde festgestellt. Zum Glück nahm sich mir ein Arzt aus Kärnten an, der mich behandelte und, wie auch immer, scheinbar "heilte".

LAOLA1: Heutzutage sind Herzprobleme bei Profisportlern ein großes Thema, wie bist du damit umgegangen?

Pink: Es ist echt arg, ich habe seitdem schon gelernt, mehr auf meinen Körper zu achten. Ich bin froh, dass ich gesund bin und keine Probleme mehr habe.

LAOLA1: Du hast dann deinen Vertrag bei Mattersburg nach fünf Jahren nicht verlängert, was waren damals deine Beweggründe? Wolltest du einfach eine neue Challenge?

Pink: Ich wollte etwas anderes sehen und wäre auch offen für alles gewesen. Zu Sturm Graz gab es schon früh guten Kontakt und schließlich auch eine mündliche Zusage. Als sich das herumsprach, zeigten plötzlich andere Vereine Interesse an mir, aber ich bin davon überzeugt, dass in diesem Geschäft Ehrlichkeit am längsten wehrt. Es bestand für mich deswegen auch kein Zweifel am Sturm-Transfer, obwohl dann noch andere Vereine gekommen wären, bei denen ich vielleicht mehr verdient hätte.

LAOLA1: Bereust du diese Karriereentscheidung im Nachhinein?

Pink: Ich habe ja für die vermeintlich kleineren Vereine gespielt, somit war für mich, als sich die Gelegenheit aufgetan hat, schon klar, dass ich diese Chance ergreifen will. Natürlich war es im Nachhinein betrachtet eine schwierige Zeit, aber ich glaube, dass man mir nichts vorwerfen kann und jeder gesehen hat, dass ich mich voll reinhaue und auch wichtige Tore schieße, vor allem als es um die Playoff-Spiele ging.

"Ich weiß, was ich an Klagenfurt habe, dass ich mich verstanden und gut aufgehoben fühle, und was dann zum Schluss rauskommt, werden alle früh genug erfahren."

Markus Pink

LAOLA1: Du bist dann für ein halbes Jahr zur Admira gewechselt und hast im Sommer 2020 den Schritt zurück in die 2. Liga gewagt, wie bewertest du dein Comeback in Klagenfurt?

Pink: Speziell das halbe Jahr bei der Admira war sicher ein Tiefpunkt für mich, in dem auch sehr viele Sachen auf mich eingeprasselt sind. Trotzdem war für mich klar, dass wenn ich in die 2. Liga gehe, dann nur zu einem Verein mit ernsthaften Aufstiegsambitionen.

LAOLA1: Deine Erfahrungen mit Kärnten und Klagenfurt waren ja nicht besonders gut. Bei Austria Klagenfurt war es jedoch sofort klar, dass das passen könnte?

Pink: Ich hatte Klagenfurt schon bei der Admira, als ich kaum spielte, ein bisschen verfolgt. Ehrlich gesagt war das nicht der vorgesehene Plan, auch wegen meiner familiären Situation, aber in dem Geschäft ist es dann glaube ich so, dass unverhofft oft kommt und ich bin umso glücklicher, dass sich dieser Schritt als richtig erwiesen hat.

LAOLA1: Wie lautet dein persönliches Ziel heuer noch, willst du Torschützenkönig werden?

Pink: Ich bin mit dem Zielestecken schon vorsichtiger geworden in den letzten Jahren. Mir persönlich ist es wichtig, fit zu bleiben und spielen zu können, was mir zuletzt sehr gut gelungen ist. Was dann unterm Strich herausschaut wird man sehen, es wäre natürlich schon etwas Schönes, wenn man als 32-Jähriger so etwas gewinnen könnte, das muss ich ehrlich gestehen.

LAOLA1: Dein Vertrag läuft im Sommer aus, ohne Option auf Spieler oder Vereinsseite, gibt es schon Gespräche über eine Verlängerung?

Pink: Gespräche gibt es. Ich bin jetzt keiner, der pokert, weil ich mich zu behaupten traue, dass ich in dem Geschäft schon einiges erlebt und mitgemacht habe. Mittlerweile arbeite ich mit einem Berater zusammen, der diese Angelegenheiten für mich regelt und bei dem ich mich gut aufgehoben fühle. Ich weiß, was ich an Klagenfurt habe, dass ich mich verstanden und gut aufgehoben fühle, und was dann zum Schluss rauskommt, werden alle früh genug erfahren.

LAOLA1: Kannst du dir theoretisch noch einmal vorstellen, ins Ausland zu wechseln, oder ist das in deiner jetzigen familiären Situation keine Option mehr?

Pink: Wenn irgendetwas kommen sollte, ist es schon so, dass es für jeden Spieler der Traum ist, einmal in einer besseren Liga im Ausland zu spielen. Das Gesamtpaket müsste aber zu hundert Prozent passen, weil ich unterm Strich noch drei weitere Personen in meiner Familie von dem Schritt überzeugen müsste.

LAOLA1: Du hast in deiner Karriere auch ohne Auslandstransfer schon einiges miterlebt. Hat sich deine Routine in Bezug auf deine Ernährung oder dein Mindset über die Jahre geändert?

Pink: Ich habe viel ausprobiert, von vegan bis vegetarisch, und ich glaube, dass ich für mich persönlich ein gesundes Mittelmaß gefunden habe. Ich achte auf meine Ernährung und erlaube mir es ab und zu trotzdem etwas zu sündigen. Zusätzlich ist es wichtig, dass man fit ist und regelmäßig spielt, dann geht man mit einem völlig anderen Gefühl in ein Spiel. Unter Strich weiß ich mittlerweile, worum es geht, ich bereite mich zwar nach wie vor Vollgas vor, lasse mich aber von diversen Situationen nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen. Ich habe schon gemerkt, speziell was meine Geduld betrifft, dass ich ausgeglichener und ruhiger geworden bin.

LAOLA1: Du bist jetzt 31, also eigentlich immer noch im besten Fußball-Alter, aber man hat ja das Gefühl, dass der Profifußball immer jünger wird und sich vor allem die Bundesliga zu einer echten Ausbildungsliga entwickelt. Ist das etwas, wo man im Alter mehr Druck verspürt?

Pink: Nein, ich glaube die Transfers im Sommer haben gezeigt, dass man auch ältere Spieler braucht. Es ist immer noch machbar, mit über 30 von einem Topklub zum anderen zu wechseln. Man braucht schon eine gute Mischung, und das ist auch ein großes Rezept von uns.

Jubel nach dem Führungstreffer gegen Rapid
Foto: © GEPA

LAOLA1: Du bist Kapitän und Führungsspieler, ist das eine Rolle, in die du hineingewachsen bist oder warst du immer schon einer, der in der Kabine auch einmal lauter wird?

Pink: Ich bin da eher der Ruhige (schmunzelt). Aber da gibt es bei uns in der Mannschaft niemanden, der wirklich laut wird. Einer muss natürlich geradestehen und das letzte Wort haben, und das ist mir bis jetzt glaube ich ganz gut gelungen.

LAOLA1: Wie ist es eigentlich, unter Peter Pacult zu trainieren und zu spielen?

Pink: Ich habe jetzt schon ein paar Trainer miterlebt, hab auch von jedem etwas mitgenommen, und so nimmt man auch speziell von Trainer Pacult etwas mit. Man kann definitiv sagen, dass du unter ihm innerhalb kürzester Zeit weißt, was dich erwartet und wie du zu trainieren hast. Disziplin wird nach wie vor sehr großgeschrieben, er steht für eine klare Linie und intensives Training, deswegen ist es dann schon ein beruhigendes Gefühl, wenn man bis zum Schlusspfiff marschieren kann.

LAOLA1: Beschäftigst du dich schon mit dem Thema Karriereende oder der „Karriere nach der Karriere“?

Pink: Witzig, in letzter Zeit höre ich das relativ oft (lacht). Also was ich sagen kann, ist, dass ich nicht mehr so lange Profifußballer sein werde, wie ich es schon bin. Ich glaube, man kann es schön langsam an einer Hand abzählen wie lange noch, aber ich schiebe die Entscheidung oder die Gedankengänge noch bewusst nach hinten, weil ich noch nicht das Gefühl habe, dass der Körper sagt: „Ich gebe dir noch ein Jahr und dann war es das“. Ich traue mich zu behaupten, dass ich mittlerweile meinen Körper so gut kenne, dass ich dann, wenn es so weit ist, damit anfange, mir bewusst Gedanken zu machen.

LAOLA1: Willst du im Fußballbusiness bleiben?

Pink: Das ist eine schwierige Frage. Was ich definitiv ausschließen kann, ist, dass ich mich in irgendeine Kammer einsperre und da den ganzen Tag drinsitze. Was ich mir schon vorstellen kann, ist als Jugendtrainer zu arbeiten, weil ich schon das Gefühl habe, auch weil ich das selbst in ganz jungen Jahren miterlebt habe, dass da echt gute Talente verloren gehen, wenn die Ausbildung der Trainer nicht gut genug ist. Und ich glaube schon, dass ich den Jungs aufgrund der Erlebnisse in meiner Karriere viele Sachen mitgeben kann.

LAOLA1: Verfolgst und betreibst du auch andere Sportarten?

Pink: Jetzt, wo ich zurück in Klagenfurt bin, natürlich den KAC, ich gehe auch gerne Schifahren und im Sommer Tennisspielen. Ich versuche aber, wenn ich einmal Zeit habe, jede freie Minute mit meiner Familie zu verbringen, so wichtig kann Sport nicht sein.

LAOLA1: Noch eine abschließende Frage: Darf man sich als Führender der Torschützenliste mit dem Thema Nationalmannschaft beschäftigen?

Pink: (lacht) Ja, das ist natürlich eine berechtigte Frage. Es wäre natürlich etwas brutal Schönes, einmal fürs Nationalteam aufzulaufen oder einberufen zu werden, oder auch nur auf Abruf zu sein. Ich weiß schon, dass es sehr viele junge Spieler und Stürmer in Österreich gibt, die auch international spielen. Damals hat sich das bei mir nicht ergeben, und ich werde es auch so überleben, sollte sich der Anruf oder was auch immer nicht ergeben. Aber: Solange ich hauptberuflich Fußball spiele, ist das Thema natürlich nie abgeschlossen.


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