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Rene Renners untypischer Weg: "Habe mich raufgearbeitet"

Der LASK-Linksaußen schaffte es ohne Akademie-Ausbildung und über viele Umwege zu seinem Herzensklub. Dort zählt er mittlerweile zu den Urgesteinen im Kader.

Rene Renners untypischer Weg: Foto: © GEPA

Eigentlich ist der LASK ein, für österreichische Verhältnisse, mittlerweile Europacup-erprobter Verein.

Zwischen 2019 und 2021 nahmen die Linzer an drei internationalen Gruppenphasen teil, überstanden dabei zweimal den Herbst und sammelten in diesen drei durchaus erfolgreichen Kampagnen so viele Koeffizienten-Punkte, dass sie aktuell auf dem starken 49. Rang des UEFA-Klubrankings liegen.

Doch von internationaler Erfahrung war in den ersten fünf schwarz-weißen Europa-League-Gruppenspielen dieser Saison wenig zu sehen.

Mittlerweile brauchen die Athletiker für ein Überwintern in der Europa Conference League am letzten Spieltag einen Sieg über den FC Toulouse (Donnerstag, ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker>>>) und gleichzeitig Schützenhilfe aus Belgien vom FC Liverpool, weil sie sich trotz guter Leistungen bisher zu oft die Schneid abkaufen ließen.

Kein Wunder, denn während der LASK als Verein über verhältnismäßig viel internationale Erfahrung verfügt, sind die Linzer Kicker diesbezüglich eher jungfräulich unterwegs. Die Startelf, die Ende September mit einem Heimspiel gegen den FC Liverpool in die Europa-League-Kampagne startete, wies vor der Saison 2023/24 gerade mal 98 Europacup-Spiele im Erwachsenenfußball auf. 

Zum Vergleich: Die damals mit vielen Youngsters gespickte, relativ unerfahrene Gäste-Elf von Jürgen Klopp kam auf 309 Europacup-Partien.

Fast ein Drittel, nämlich 31 der 98 Linzer Europacup-Einsätze gingen auf das Konto von einem Spieler, der sich fast unbemerkt zum schwarz-weißen Urgestein aufgeschwungen hat: Rene Renner.

"Habe schon als Kind davon geträumt, hier herzukommen"

Der 30-jährige Linksaußen ist aus dem aktuellen Kader nach Thomas Goiginger und Peter Michorl mittlerweile jener Spieler mit den meisten Einsätzen für den LASK - und das, obwohl er selbst erst 2019 zum Verein stieß.

"Ich bin mit dem LASK aufgewachsen, ich habe schon als Kind davon geträumt, hier herzukommen. Jetzt bin ich seit vier Jahren beim Verein, das waren, glaube ich, die erfolgreichsten Jahre in der Geschichte des Vereins", ist Renner bei einem Besuch von LAOLA1 stolz, bei seinem Herzensverein eine solch wichtige Rolle zu spielen.

Anders als die anderen Oberösterreicher im Team wie etwa Tobias Lawal oder Felix Luckeneder schaffte es der Welser nicht über die Fußballakademie Linz zum LASK, es führten ihn viele, viele Umwege zu seiner Traumdestination.

Renner war nämlich nicht nur kein Absolvent der Fußballakademie Linz, sondern besuchte überhaupt nie eine Fußballakademie.

Nach ersten Kontakten mit dem Erwachsenenfußball im oberösterreichischen Unterhaus schaffte er 17-jährig den Sprung in die Regionalliga Mitte. Die Leistungen des pfeilschnellen Linksfußes waren dort so gut, dass er 2014 den Sprung vom SV Wallern zum damals aus der Bundesliga abgestiegenen Wacker Innsbruck machen und somit erstmals Zweitliga-Luft schnuppern durfte.

Sondertraining mit dem Papa

Ein blutjunger Renner im Regionalliga-Einsatz für Union St. Florian
Foto: © GEPA

Bis zum ersten Bundesliga-Spiel des Rene Renners sollten drei weitere Jahre vergehen. Über den Rivalen des LASK, Blau-Weiß Linz, ging es 2017 zum SV Mattersburg weiter. Zwei starke Spielzeiten im Burgenland später fand er sich endlich im schwarz-weißen Teil der Stahlstadt wieder.

"Ich habe einen untypischen Weg gewählt, habe keine Akademie durchlaufen und war nie in einem LAZ. Ich habe mich einfach raufgearbeitet", blickt Renner zurück.

Dieser untypische Weg beinhaltet auch Sondereinheiten mit Vater Erich Renner, der im Nebenjob Fußballcoach ist und im oberösterreichischen Unterhaus als Trainerlegende gilt: 

"Ich bin durch meine Schnelligkeit, mein geradliniges Spiel, dort, wo ich jetzt bin. Das ziehe ich seit Jahren durch. Mein Papa ist Trainer, er hat mir in jedem Bereich, egal ob physisch, technisch oder sonstiges, sehr weitergeholfen. Das war sicher ein großer Baustein, der mir in meiner Karriere sehr geholfen hat."

Was man in der Akademie nicht lernt

"Der Vorteil vom anderen Weg ist, dass du, wenn du mit 15 in den Erwachsenenfußball reinkommst, einfach schauen musst, wie du dich wehrst, du musst deinen Körper anders einsetzen. Das ist ein wenig anders als im Akademiebereich, der noch Kinder und Jugendfußball ist."

Rene Renner

Renner ist nicht der einzige österreichische Kicker, der niemals eine Akademie besuchte und momentan auf enorm hohem Niveau kickt. ÖFB-Kicker Patrick Wimmer, Rapid-Leistungsträger Marco Grüll oder LASK-Teamkollege Thomas Goiginger, um nur einige wenige zu nennen, legten einen ähnlich untypischen Weg wie er hin.

Alle eint ihr Durchsetzungsvermögen, welches nur bei wenigen Fußballern mit rot-weiß-rotem Pass zu finden ist. Während sich dieses Durchsetzungsvermögen bei Wimmer, Grüll und Goiginger in ihrer außergewöhnlich guten Technik ausdrückt, zeichnet Renner vor allem seine Geradlinigkeit und Laufstärke aus, mit welcher er die linke Außenbahn rauf- und runterackert.

"Der Vorteil vom anderen Weg ist, dass du, wenn du mit 15 in den Erwachsenenfußball reinkommst, einfach schauen musst, wie du dich wehrst, du musst deinen Körper anders einsetzen. Das ist ein wenig anders als im Akademiebereich, der noch Kinder und Jugendfußball ist. Daher ist es sicher ein großer Vorteil, dass du schon relativ bald an deiner Physis arbeiten muss, um mitzuhalten", würde Renner diesen Weg jedes Mal wieder einschlagen.

VIDEO: Karriere ohne Akademie: Aus dem Unterhaus zum Star

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Traum vom Ausland? Man darf auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat

Überhaupt gibt es in der Karriere des mittlerweile als Routinier zu bezeichnenden Oberösterreichers wenige Entscheidungen, die er anders getroffen hätte. So bekannte er sich im Mai dieses Jahres mit einer Vertragsverlängerung bis 2026 zum LASK; alles deutet darauf hin, dass er seine gesamte Laufbahn in Österreich verbringen wird.

Ist eine Auslandsstation für eine erfolgreiche Karriere überhaupt nötig?

"Würde ich nicht sagen, nein. Sicherlich hättest du es im Ausland einfacher, dich für das Nationalteam zu qualifizieren. Aber ich bin zufrieden hier", verneint Renner, der bisher noch nie ins ÖFB-Team einberufen wurde.

Er findet: "Es gibt dann schon einmal den Moment, wo man sagen kann, dass man zufrieden sein kann mit dem, was man erreicht hat. Das bedeutet nicht, dass ich nicht hungrig nach mehr bin. Aber wie es bisher verlaufen ist, ist es schon eine schöne Rücksicht auf die Spiele, die ich machen hab dürfen."

Die Sache mit dem Toreschießen

Hungrig ist der ehemalige Offensivspieler vor allem auf mehr Tore. Erst sieben Mal in 177 Einsätzen im LASK-Trikot konnte er anschreiben, obwohl er statistisch pro Bundesliga-Spiel 1,01 Schüsse abgibt.

"Ich bin einfach nicht so staubig vor dem Tor. Zuletzt habe ich linkshinten gespielt und bin dort zu weniger Torabschlüssen gekommen", ärgert sich Renner, der unter Dietmar Kühbauer in der Vorsaison den klassischen Linksverteidiger gab, über diese Ausbeute.

Kühbauers Nachfolger, Thomas Sageder, hat mittlerweile wieder auf ein 3-4-3 umgestellt, in welchem der Dauerläufer wie gewohnt den linken Wingback geben darf. Diese Systemumstellung gefalle ihm "sehr gut, ich komme wieder öfter zu Abschlüssen. Außerdem muss man viel laufen".

"Jetzt versuche ich, mich zu verbessern, mehr Tore zu schießen und der Mannschaft dadurch zu helfen. Das ist ein Ziel, das ich mir für diese Saison gesetzt habe", erklärt Renner.

Zuletzt erstmals Kapitän

Um der Mannschaft zu helfen, muss er sich allerdings erst wieder einen Stammplatz erobern. Diesen hat der Linksaußen zuletzt nämlich kurzfristig verloren, als er wochenlang wegen Patellasehnenproblemen aussetzen musste und George Bello in seiner Abwesenheit viel Eigenbewerbung betrieb.

In der anstehenden Winterpause werden die Karten aber wieder neu gemischt. Und dass Renner bei Sageder einen hohen Stand genießt, zeigte nicht zuletzt der Umstand, dass er den LASK Anfang Dezember im Spiel gegen die Wiener Austria erstmals als Kapitän aufs Feld führen durfte.

Kurzum: Rene Renner hat sich bei seinem Herzensverein mittlerweile zu einer Klubgröße entwickelt und ist eines der prägenden Gesichter der insgesamt äußerst erfolgreichen letzten schwarz-weißen Jahre. Sein Weg dorthin war so steinig wie untypisch.


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