Stefan Maierhofer ist ein Mann klarer Worte.
Deswegen redet er auch in der "Causa Entrup", die derzeit ganz Fußball-Österreich beschäftigt, nicht lange um den heißen Brei. "Wollen die Fans jetzt jede Woche ein Plakat ausrollen, wenn ein Spieler von einem anderen Verein kommt? Dibon ist direkt von RB Salzburg zu Rapid gekommen, gab es da irgendein Theater? Nein", wundert sich der 33-Jährige gegenüber LAOLA1.
"Der Spieler hat Vertrag bei Rapid, dann gibt er alles für diesen Verein."
Der Stürmer fordert einen Stopp der Anfeindungen: "Ja, ich habe eine Vergangenheit, aber die hat doch jeder. Nimm einen Fan aus der Westtribüne her, hat der noch nie ein Red Bull getrunken? Irgendwann muss das einfach aufhören."
Wieso er die österreichischen Fans nicht versteht, er die sportliche Entwicklung bei den Hütteldorfern kritisch beäugt, wie er Rapids Chancen im EL-Playoff gegen seinen letzten Verein Trencin einschätzt, seine persönlichen Zukunftspläne aussehen und ob er finanziell ausgesorgt hat, verrät Stefan Maierhofer im LAOLA1-Interview:
LAOLA1: In letzter Zeit wurde es medial etwas ruhiger um dich. Hast du dich absichtlich zurückgenommen?
Stefan Maierhofer: Ich muss nicht immer Aufmerksamkeit erregen. Ich will meine Zeit zu Hause genießen und meine Ruhe haben. Es muss nicht sein, dass ich immer und überall meinen Senf dazugebe. Es tut auch einmal gut, nichts zu sagen.
LAOLA1: Wie würdest du das letzte halbe Jahr bei Trencin bilanzieren?
Maierhofer: Es waren zwei Titel zu holen, wir haben beide geholt. Ich habe aus dem Nichts heraus nach einer Gelben Karte eine Sperre von vier Wochen erhalten. Dann habe ich mit Hilfe des ÖFB Druck beim slowakischen Verband gemacht und „nur“ zwei Spiele Sperre bekommen. Obwohl ich das nicht verstehe. Zwei Spiele Sperre für eine Gelbe Karte – was soll das? Das hat mir leider zwei Einsätze und womöglich einige Tore gekostet. Ich habe insgesamt drei Tore gemacht und eines vorbereitet. Im Pokalfinale bin ich eingewechselt worden, habe den wichtigen Ausgleich erzielt und wir haben den Titel noch gewonnen. Deshalb sehe ich es positiv, das Wichtigste ist ohnehin die Gesundheit und der Spaß. Das war beides gegeben. Wenn man am Ende der Saison zwei Pokale in die Höhe stemmen kann, ist es umso schöner.
LAOLA1: Im EL-Playoff treffen mit Rapid und Trencin zwei deiner Ex-Vereine aufeinander. Wem drückst du dabei die Daumen?
Maierhofer: Ich bin Österreicher und ehemaliger Rapid-Spieler, deshalb hoffe ich auf Rapid. Das neue Stadion ist fertig, jetzt sollte man in die Gruppenphase kommen. Für die österreichische Liga und den Fußball im Land wäre es enorm wichtig. Dann können die jungen Spieler Erfahrung sammeln. Ich habe zuletzt bei Trencin gespielt und kenne noch den einen oder anderen Spieler, trotzdem bin ich Patriot und halte international immer zu den österreichischen Mannschaften.
LAOLA1: Wie schätzt du Rapids Chancen ein?
Maierhofer: Ich sehe Rapid im Vorteil, etwa bei 70:30. Man darf Trencin nicht unterschätzen, sie haben aber im Sommer einige Leistungsträger abgegeben. Es gibt gute, talentierte Spieler – wichtige Stützen aus der Vorsaison sind aber einfach weg. Im Fußball ist immer alles möglich, deswegen sollte man keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen. Ich hoffe einfach, dass Rapid in die Gruppenphase kommt.
LAOLA1: Was sind die Stärken und Schwächen der Slowaken?
Maierhofer: Unsere Stärken lagen im Ballbesitz und der Offensive. Wir haben das Spiel immer gemacht und dominiert, dazu hohes Pressing gespielt. Deshalb hatten wir es in der Defensive etwas leichter. Leider haben wir blöde Gegentore bekommen, das habe ich auch in der CL-Quali gesehen - hinten ist Trencin anfällig. Die letzten Spiele bei Rapid stimmen mich positiv, wenn sie wieder so spielen, kann es sehr interessant werden. Denn Trencin hat schnelle Spieler, die über die Außenbahnen Druck machen. Da muss man aufpassen. Wenn ich den Kader vergleiche, steht Rapid mindestens eine Stufe über Trencin.
"Ich sehe Rapid im Vorteil, etwa bei 70:30. Man darf Trencin nicht unterschätzen, sie haben aber im Sommer einige Leistungsträger abgegeben."
LAOLA1: Die Entwicklung bei Rapid mit dem neuen Stadion hast du schon angesprochen. Es werden auch immer mehr Spieler um höhere Ablösesummen gekauft. Was sagst du dazu?
Maierhofer: Ich weiß nicht, wie ich das beurteilen soll. Wenn man Spieler wie Prosenik zu einem Liga-Konkurrenten ziehen lässt und dafür um eine Million Euro einen Spieler aus Georgien kauft, frage ich mich, wie es mit der eigenen Jugendarbeit aussieht. Auch wenn der Georgier seine Tore gemacht hat. Es kommen Spieler wie Louis Schaub oder Maximilian Hofmann nach oben – sonst fallen mir kaum Leute ein, die es aus der eigenen Jugend geschafft haben. Wenn ich sage, ich setze auf Spieler aus der eigenen Akademie, muss ich sie auch nehmen. Kainz und Beric wurden von Sturm Graz geholt und für viel Geld verkauft, das entspricht auch nicht wirklich der Philosophie. Ich frage mich, wie es mit der eigenen Jugend aussieht – Rapid hat eigentlich einen guten Nachwuchs. Das geht in meinen Augen etwas verloren. Dann holt man einen talentierten Spieler wie Maximilian Entrup vom FAC, der dann aber von den Fans gescholten wird – das ist für einen jungen Spieler auch nicht einfach.
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