Es ist passiert.
Stefan Schwab hat Steffen Hofmann als Kapitän des SK Rapid Wien abgelöst. Zumindest vorerst. Denn sobald der Deutsche von seiner Verletzung zurückkommt, wird er wieder die Schleife tragen. "Er kommt bald zurück, dann trete ich wieder einen Schritt zurück. Ich gebe alles, um ihn gut zu ersetzen. Es ist eine Ehre, Kapitän von Rapid Wien zu sein", ist sich Schwab im Gespräch mit LAOLA1 seiner Rolle bewusst.
Warum er dennoch Verantwortung übernehmen will, wie er zur "Causa Entrup" steht, warum er bei Rapid verlängerte statt ins Ausland zu wechseln, wie er seine Nationalteam-Chancen einschätzt und welchem Admira-Spieler er den Schritt zu einem Top-Klub zutraut, verrät Stefan Schwab im LAOLA1-Interview:
LAOLA1: „Rapid-Kapitän Stefan Schwab“ – hast du dich schon an diesen Ausdruck gewöhnt?
Stefan Schwab: Das ist eine tolle Geschichte. Es ist ein sehr schönes Gefühl, die Schleife zu tragen. Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass Steffen da ist. Er ist der Kapitän, das ist ganz klar. Er kommt bald zurück, dann trete ich wieder einen Schritt zurück. Ich gebe alles, um ihn gut zu ersetzen. Es ist eine Ehre, Kapitän von Rapid Wien zu sein.
LAOLA1: Hat sich durch die Schleife irgendetwas geändert?
Schwab: Nein, wir haben in der Mannschaft ohnehin ein paar Führungsspieler. Da zähle ich schon seit letztem Jahr dazu. Wir müssen uns die Aufgabe aufteilen, die Steffen hinterlässt, wenn er nicht spielen kann. Da sind Christopher Dibon und ich die Typen, die die Mannschaft am Feld führen müssen. Das war in der letzten Saison schon ähnlich. Ein bisschen anders ist es schon, weil man im zweiten Jahr von den Mitspielern und Medien mehr akzeptiert wird.
LAOLA1: Als Kapitän muss man auch zu heiklen Themen Stellung nehmen. Wie stehst du zur Causa „Maximilian Entrup“?
Schwab: Es wurde in den letzten Wochen genug darüber gesprochen und berichtet, ich will dazu gar nicht viel sagen. Die Mannschaft unterstützt und hilft ihm. Wir befinden uns in einer sehr wichtigen Phase und müssen uns voll auf unsere Leistung auf dem Platz konzentrieren. In den letzten Wochen wurde das Thema genug aufgebauscht – es ist wichtig, dass Ruhe einkehrt.
LAOLA1: Wie geht es Maximilian Entrup selbst?
Schwab: Wenn man ihn im Training sieht und wüsste nicht, was sich teilweise abspielt, würde man es ihm nicht anmerken. Es ist aber schwer, in einen Menschen hineinzuschauen. Man weiß nicht, was genau in ihm vorgeht. Er trainiert gut und haut sich voll hinein – ich habe nicht das Gefühl, dass er sich verunsichern lässt.
LAOLA1: Wie groß ist die Gefahr, dass dieses Thema euch als Mannschaft ablenkt?
Schwab: Genau deswegen soll Ruhe einkehren. Für uns zählt, was wir am Rasen zeigen. Eine wichtige Woche mit Europacup und Derby liegt hinter uns, eine wichtige mit Heimspiel und Europacup vor uns. Wir müssen uns auf das Geschehen auf dem Platz konzentrieren. So war es bisher und so soll es weitergehen. Nur so können wir unsere Leistungen Spiel für Spiel bringen.
LAOLA1: Dann wechseln wir das Thema und blicken auf deine Vertragsverlängerung zurück. Du hast vor kurzem bis 2020 bei Rapid verlängert. Was hat für diese Verlängerung und gegen einen möglichen Transfer gesprochen?
Schwab: Es gab schon im Winter erste Gespräche, der Verein ist auf mich zugekommen. Das Frühjahr war dann sehr interessant und intensiv, da habe ich mir in Ruhe alles überlegt. Im Sommer wurden die Gespräche intensiver. Ich habe mich bewusst für Rapid entschieden, weil wir als Mannschaft noch einige Ziele haben. Rapid ist für mich die beste Option, für mich ist es der beste und größte Verein Österreichs. Wien ist eine schöne Stadt, in der ich mich sehr wohl fühle. Es haben viele Punkte dafür gesprochen, schlussendlich wurden die Verhandlungen schnell abgeschlossen. Ich bin sehr glücklich darüber.
LAOLA1: Das Ausland gilt für jeden österreichischen Profi als Ziel. 2020 wirst du 30 Jahre alt sein – ist dieser Zug also abgefahren?
Schwab: Für viele Spieler ist das ein Ziel, es sollte aber auch für jeden Spieler das Ziel sein, etwas in Händen zu halten. Das kann man mit Rapid schaffen. Ich denke nicht, dass sich ein Spieler der die Wahl zwischen einer guten Rolle bei Rapid und einer schlechten Rolle in der zweiten deutschen Liga für das Ausland entscheidet. Für mich ist Rapid in diesem Fall höher einzustufen. Das Stadion ist top, du kannst Titel holen und spielst oft international. Der Auslandsreiz ist natürlich bei jedem Österreicher gegeben, das Gesamtpaket muss aber stimmen. Manchmal ist der Schritt richtig gut, man muss aber abschätzen. Spiele ich lieber beim besten Verein in Österreich eine gute Rolle oder bin ich bei einem Verein im Ausland Mitläufer? Man muss sich entscheiden, was man will. Ein deutscher Zweitligist oder sogar ein Bundesligist, der immer gegen den Abstieg spielt, ist nicht immer so lustig und nicht der Traum von jedem. Daher ist Rapid für mich im Moment das Beste.
"Ich denke nicht, dass sich ein Spieler der die Wahl zwischen einer guten Rolle bei Rapid und einer schlechten Rolle in der zweiten deutschen Liga für das Ausland entscheidet. Für mich ist Rapid in diesem Fall höher einzustufen."
LAOLA1: Wäre es okay für dich, wenn du nach deinem Karriere-Ende zurückblickst und nie im Ausland gespielt hast?
Schwab: Das ist eine schwere Frage. Ich habe nie gesagt, dass das Ausland unbedingt mein Traum ist. Ich bin froh, Führungsspieler bei Rapid Wien zu sein. Ich habe mit diesem Verein einige Ziele, dann wird man sehen, was passiert. Für mich ist wichtig, dass ich am Ende der Karriere sagen kann, dass ich alles gegeben habe. Sowohl in jedem Training als auch in jedem Spiel – wozu es dann reicht, ist nicht wichtig. Ich muss mich in den Spiegel schauen können und mir sagen können, dass ich alles reingehaut habe. Dann kann ich später einmal sicher mit einem Lächeln zurückblicken.
LAOLA1: In weniger als zwei Wochen wird schon der Nationalteam-Kader für die WM-Quali bekanntgegeben. Wie schätzt du deine Chancen ein?
Schwab: Eher schwierig. Ich war beim Doppelländerspiel Liechtenstein/Montenegro dabei, danach auf Abruf. In den letzten zwei Spielen vor der EURO war ich gar nicht mehr auf Abruf, deswegen erwarte ich mir nicht allzu viel. Ich werde aber weiterhin alles für Rapid geben und hoffen, dass ich wieder einmal belohnt und berücksichtigt werde. Die Saison ist noch kurz, ich will mich aber auf jeden Fall mit guten Leistungen empfehlen. Auch, wenn es auf meiner Position schwer ist.
LAOLA1: Dazu kommt, dass im ÖFB-Team immer mehr auf Legionäre gesetzt wird. Ist es überhaupt noch realistisch, als Spieler der österreichischen Bundesliga einberufen zu werden?
Schwab: Unsere Liga wird allgemein etwas zu schlecht dargestellt. So schlecht, wie wir gemacht werden, ist die Liga nicht. Ich denke schon, dass sich der Teamchef und die anderen Verantwortlichen im ÖFB immer wieder Spiele ansehen. Die Chance besteht auf jeden Fall. Man muss aber gute Leistungen bringen – über einen längeren Zeitraum. Wenn man bei einer österreichischen Top-Mannschaft Führungsspieler ist, kann man schon interessant sein. Es wird auch immer wieder Legionäre geben, die wenig spielen. Dann werden die Spieler aus der Bundesliga interessant.
LAOLA1: Am Samstag kommt es zum Duell mit deinem Ex-Verein Admira. Ist das für dich immer noch ein spezielles Duell?
Schwab: Es ist schon anders als gegen Ried oder den WAC, zu denen ich gar keinen Bezug habe. Ich weiß, was ich der Admira zu verdanken habe, das war ein tolles Sprungbrett. Da es schon sehr viele Duelle gab, ist es am Spielfeld nicht mehr so speziell. Mittlerweile steht ja bei der Admira eine andere Mannschaft auf dem Platz.
LAOLA1: Was sagst du zur Entwicklung der Admira und die internationalen Auftritte?
Schwab: Die Admira geht jetzt in die sechste Bundesliga-Saison in Serie, das muss man anerkennen. Immer wieder schaffen Spieler den Sprung zu einem anderen Klub. Gegen die Admira muss man anders spielen, sie sucht ihr Heil in der Offensive. Sie haben sich international gut präsentiert. Als Favorit haben sie zwei Gegner ausgeschaltet, das ist nicht so leicht. Slovan Liberec war ein harter Brocken, der in Tschechien eine gute Rolle spielt. Ich hätte es ihnen sogar zugetraut, aber da kamen mehrere Faktoren zusammen. Für die Admira ist das aber kein Beinbruch, sie werden das EL-Aus gut verkraften. Trotzdem haben wir ein Heimspiel vor der Brust, das wir gewinnen müssen – egal, wie der Gegner heißt.
LAOLA1: Wer sind die nächsten Spieler, die den Sprung von der Admira schaffen könnten?
Schwab: Es gibt einen großen Pool an talentierten Spielern. Als ich gegangen bin, kam Christoph Knasmüllner. Er hat dann ein Jahr fast nicht gespielt, bevor er explodiert ist und sehr gute Leistungen gebracht hat. Was man hört, hätte er schon im Sommer wechseln können. Das ist sicher ein Spieler, der interessant ist, weil er auch noch nicht zu alt ist. Dazu kommen die ganz jungen Spieler wie Patrick Schmidt, der international schon getroffen hat. Es ist schwer, etwas vorherzusagen, weil Spieler sehr schnell explodieren können. Das geht oft innerhalb einer halben Saison.
LAOLA1: Du hast schon gesagt, dass ihr Zuhause gewinnen müsst. Im Allianz Stadion seid ihr noch ungeschlagen – Zufall oder ist die Arena schon eine Festung?
Schwab: Für uns Spieler ist es ein cooles Gefühl, wenn du am Matchtag in dein Stadion fährst. Du bist nicht zu Gast wie im Happel Stadion, sondern bei dir „zu Hause“. Jeder freut sich auf die Heimspiele vor den großartigen Fans. Es ist schon ein Unterschied zu letzter Saison. Im neuen Stadion spielen wir mit noch mehr Selbstvertrauen, die Gegner sind doch etwas eingeschüchtert. Das hilft uns.
LAOLA1: Auswärts hat es hingegen noch nicht einwandfrei funktioniert. Warum?
Schwab: Woran es genau liegt, wissen wir auch nicht genau. Wir müssen auswärts besser auftreten, im Derby hat es schon funktioniert. Das muss über einen längeren Zeitraum funktionieren. Die kleinen Mannschaften überlassen uns bei ihnen auch das Spiel. Da tut man sich in einem fremden Stadion schwerer als zu Hause. Wir müssen und werden Lösungen finden, um auswärts noch besser aufzutreten.