Alleine am Umstand, dass Luka Sucic zur Saison 2023/24 noch beim FC Red Bull Salzburg unter Vertrag steht, erkennt man, dass in den letzten Monaten der jungen Spielerlaufbahn des Kroaten nicht alles nach Wunsch lief.
Vor rund einem Jahr wäre der hochtalentierte Spielmacher eigentlich prädestiniert für einen Sprung in eine größere Liga gewesen, nachdem er in der Meistergruppe 2021/22 beinahe nach Belieben traf und seinen Marktwert mit konstant starken Leistungen ordentlich in die Höhe trieb.
Gerüchte um Interesse von Topklubs wie dem FC Liverpool gab es zur Genüge, doch der Kroate blieb in Salzburg - wohl mit dem Hintergedanken, vor der WM 2022 in Katar genügend Spielpraxis zu bekommen.
"Höhen und Tiefen gehören im Profifußball dazu"
Schlussendlich war die Saison 2022/23 für Sucic eine vergleichsweise verlorene. Beim 21-Jährigen, dessen bisherige Karriere zuvor nur steil nach oben ging, klappt vor dem gegnerischen Tor plötzlich überhaupt nichts mehr. Er beendete die Spielzeit ohne Treffer - auch wegen einer Knie-OP, die ihn seit Anfang März 2023 außer Gefecht setzt.
"Ich habe keine Tore geschossen und dann kam auch noch die Verletzung hinzu – das war schwer für mich, vor allem in den ersten paar Wochen und Monaten", knirscht Sucic bei einem Besuch von LAOLA1 im "Bullen"-Trainingszentrum in Taxham.
Den Kopf in den Sand gesteckt hat der gebürtige Linzer deswegen allerdings nicht: "Ich arbeite hart daran, stärker zurückzukommen, die Verletzung hat sicherlich auch etwas Gutes." Er weiß: "Höhen und Tiefen gehören im Profifußball dazu."
Und dieses Tief dürfte sich dem Ende nähern. Sucic trainiert mittlerweile seit Wochen mit der Mannschaft und steht unmittelbar vor seinem Comeback.
Konkurrenzkampf auf im Mittelfeld: "Das pusht mich"
Bei seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining dürfte der Mittelfeldmann durchaus harten teaminterner Konkurrenzkampf vorgefunden haben. Insgesamt befinden sich im aktuellen Mozartstädter Kader momentan acht fitte Spieler, die auf einer der drei offensiveren Mittelfeldpositionen in Salzburgs Raute, die im Ballbesitz zum 4-2-2-2 avanciert, eingesetzt werden können.
Sucic, im Normalfall eigentlich Stammspieler, ist sich bewusst, dass er nach seinem Comeback um sein Fixleiberl kämpfen wird müssen: "Der Kader ist sehr gut aufgestellt, vor allem im Mittelfeld herrscht hohe Qualität. Das pusht mich. Jeder will spielen und sich beweisen, am Ende entscheidet der Trainer."
Dieser Trainer, Gerhard Struber, hat im Vergleich zu seinem Vorgänger, Matthias Jaissle, einiges umgebaut. Sucics Ideal-Position als klassischer Zehner hinter den Spitzen gibt es in dieser Form nicht mehr. Viel mehr finden sich nun zwei Sechser und zwei sehr offensive Achter in Mozartstädter Mittelfeld wieder.
Es wird spannend zu sehen sein, wie der Linksfuß sich im neuen System zurechtfindet. In der Vergangenheit wirkten Sucics Qualitäten in der Vorbereitung von Torchancen sowie seine grandiose Schusstechnik auf der Acht, wo viel Energie für das Spiel gegen den Ball draufgeht, oftmals etwas verschenkt.
Wie Modric: Nun mit Rückennummer 10
Vom Spielertypus ist Sucic ein geborener Spielmacher - daher ist es also wenig verwunderlich, dass er zur neuen Saison von der Rückennummer 21 auf 10 wechselte.
"Ich habe seit der U14 in Salzburg immer die Nummer 10 getragen. Mein Wunsch war es, in dieser Saison die Nummer 10 zu haben. Ich habe mit Christoph (Freund, Anm.) gesprochen und er hat sie mir gegeben. Dafür bin ich dankbar. Ich werde mein Bestes geben, das Vertrauen zurückzubezahlen."
Die 10 suchte er sich auch deshalb aus, weil diese auch sein größtes Vorbild im Weltfußball stolz auf dem Rücken trägt: Luka Modric.
Schon seit frühen Kindheitstagen himmelt Sucic seinen Landsmann und Namensvetter an, seit seinem Debüt für die kroatische A-Nationalmannschaft im Oktober 2021 darf er ihn Teamkollegen nennen.
Es ist also wenig verwunderlich, dass der vierfache kroatische Teamspieler die WM 2022 in Katar, bei der er zwar nicht zum Einsatz kam, aber beim Erreichen des dritten Platzes hautnah dabei war, als "das bisher größte Highlight meiner jungen Karriere" bezeichnet.
Der Grund? "Es war einfach sein sehr geiles Gefühl, mit solchen Spielern eine Kabine zu teilen, am Platz zu stehen und zu trainieren. Es war eine riesengroße Erfahrung für mich, ich habe jeden Tag was daraus gelernt."
Er ist nie zufrieden, auch wenn er 38 Jahre alt ist. Er will jeden Tag besser und besser werden. Das fasziniert mich.
Das fasziniert Sucic an Modric
Speziell der tägliche Umgang mit Modric habe ihn beeindruckt: "Es fängt bei der Ernährung an, bis über die Aktivierung vor den Trainings und Spielen. Er ist nie zufrieden, auch wenn er 38 Jahre alt ist. Er will jeden Tag besser und besser werden. Das fasziniert mich."
Der Superstar von Real Madrid nahm seinen vermeintlichen Nachfolger unter seine Fittiche, gab ihm Tipps für seine Karriere: "Ich bin einfach sehr stolz, dass ich mit so einem Spieler am Platz stehen darf."
Auch spielerisch wurde Sucic von seinem großen Idol geprägt, speziell die weltberühmten Außenristpässe des Weltfußballers von 2018 haben es ihm angetan: "Da kann man sich auf jeden Fall was abschauen. Es ist einfach unglaublich, wie er die Bälle spielt. Entweder du hast das im Blut, oder nicht – das kann man schwer lernen."
Ob Sucic selbst es denn im Blut habe? "Ich glaube schon", grinst er schelmisch.
"Will an Rückrunde 2021/22 anschließen"
Damit der junge Kroate auch im Sommer 2024 wieder eine solche Erfahrung machen darf, muss er schnellstmöglich wieder zu alter Stärke finden. Kroatien befindet sich in einer der leichteren EM-Quali-Gruppen auf einem guten Weg Richtung Europameisterschaft 2024 in Deutschland, Teamchef Zlatko Dalic gilt als Förderer Sucics.
"Es hängt nur von mir ab, wie ich hier bei Red Bull Salzburg spiele. Der Nationaltrainer verfolgt alles. Natürlich ist es mein Ziel, wie bei der EM wieder dabei zu sein", so Sucic über seine Chancen auf eine EM-Teilnahme.
Deshalb sei es sein großes Ziel, möglichst schnell wieder komplett fit zu werden und an seine Top-Form aus der Vorvorsaison anzuschließen: "Meine beste Saison in Salzburg war bisher die Rückrunde 2021/22. Daran möchte ich anknüpfen und der Mannschaft mit vielen Scorerpunkten helfen."
Gelingt es Sucic tatsächlich, seine Topform aus dem Frühjahr 2022, in welchem er neun Tore erzielte, über längere Zeit auf dem Platz zu bringen, könnte er schon früher als vielleicht erwartet in die Fußstapfen seines großen Idols Luka Modric treten.