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Wlodarczyk: "Ich hatte immer schon diesen Instinkt"

Lernen vom Profi-Papa und einem Weltmeister, Vergleiche mit Robert Lewandowski, Emotionen vor dem Duell mit Rakow. Szymon Wlodarczyk im LAOLA1-Interview:

Wlodarczyk: Foto: © GEPA

Für ihn werde es sicherlich lustig, lacht Szymon Wlodarczyk: "Denn ich verstehe ja, was die Fans aufs Spielfeld schreien und ihr nicht."

Der Angreifer gastiert am Donnerstag (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker) im Rahmen des zweiten Spieltags der Europa League mit dem SK Sturm Graz in seiner polnischen Heimat bei Rakow Czestochowa.

Im LAOLA1-Interview ordnet der 20-Jährige die Kräfteverhältnisse vor dem Duell mit dem polnischen Meister ein.

Zudem erklärt er, warum es nicht nur Vorteile hat, als Sohn eines Fußball-Profis aufzuwachsen, warum es jedoch ganz viele Vorteile hat, von einem Weltmeister wie Lukas Podolski lernen zu dürfen.

Wlodarczyk hat bislang sieben Pflichtspieltore für Sturm erzielt
Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit deiner bisherigen Zeit bei Sturm?

Szymon Wlodarczyk: Ich bin wirklich glücklich mit dem Team, den Fans, dem ganzen Klub. Die Jungs haben mir von Anfang an geholfen. Ich bin froh, dass ich dem Team mit Toren helfen konnte. Zuletzt habe ich nicht mehr so viele Tore wie am Anfang geschossen, aber es waren einige starke Gegner dabei, gegen die es nicht so einfach war. Ich versuche trotzdem, mit anderen Dingen zu helfen und hoffe, dass ich mich weiter steigern werde.

LAOLA1: Was war dein persönliches Highlight bisher?

Wlodarczyk: Das Wichtigste für mich ist, dass wir in der Liga immer noch kein Spiel verloren haben. Meine persönlichen Highlights sind einerseits das wichtige Tor zum 2:0 gegen den LASK und andererseits der Doppelpack gegen Blau-Weiß Linz. Wenn du gut startest, ist der Klub zufriedener und deine Kollegen sehen, dass du ihnen helfen kannst. Tore sind für Stürmer immer die wichtigste Sache, aber es zählen am Beginn auch andere Dinge, wie offen auf ein neues Team zuzugehen, nicht schüchtern zu sein.

LAOLA1: In welchen Bereichen hast du dich bei Sturm bisher am meisten verbessert, wo musst du dich weiter verbessern?

Wlodarczyk: Verbessert habe ich mich besonders in Sachen Intensität, immer in Aktion zu sein. Steigern muss sich mich weiter dabei, den Ball besser zu halten oder im Anlaufen. Aber für mich selbst ist es nicht so einfach, das zu beurteilen. Das mag ich nicht so gerne. Leute, die mich regelmäßig sehen, können bestimmt mehr dazu sagen.

LAOLA1: Du hast inzwischen einige Spiele erlebt: Wie würdest du das Niveau der Bundesliga einordnen?

Wlodarczyk: Die Intensität ist wirklich hoch. Es ist nicht einfach, aber es macht Spaß. Auch gegen jene Vereine, die hinter den Spitzenteams wie Salzburg, LASK oder Rapid einzureihen sind, ist es nicht so einfach. Wenn der Gegner in der eigenen Hälfte steht, ist es nicht so leicht, Tore zu erzielen. Du musst konzentriert sein, denn wenn uns einmal ein Fehler unterläuft, kann das mit einem Gegentor enden.

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LAOLA1: Was hat dich bisher am meisten überrascht?

Wlodarczyk: Die Qualität einzelner Spieler in jedem Team. Es spielt keine Rolle, ob du gegen ein gutes oder eher schwächeres Team spielst: Jeder Gegner hat einige Schlüsselspieler, die den Unterschied ausmachen können. In Polen hatten Überraschungen öfter mit Glück zu tun. Hier führen immer wieder einzelne Spieler diese Überraschungen herbei.

LAOLA1: Du lebst nicht zum ersten Mal im Ausland, da du als Kind mit deinen Eltern einige Jahre in Griechenland warst. Hilft es, dass du diese Erfahrung schon einmal gesammelt hast?

Wlodarczyk: Es ist jetzt trotzdem anders, weil ich hier alleine lebe. In Griechenland war ich noch ein Kind. Ich könnte sagen, ich bin es gewohnt, aber um ehrlich zu sein, fühlt es sich für mich so an, als würde ich das erste Mal im Ausland leben. Trotzdem ist es gut, dass ich in Griechenland war. Dort habe ich Englisch gelernt. Mir ist es wichtig, dass ich hier leicht kommunizieren kann. Die Sprache zu können, ist sehr wichtig, wenn man im Ausland lebt.

LAOLA1: Hast du immer gewusst, dass du derjenige sein möchtest, der die Tore erzielt?

Wlodarczyk: Ganz am Anfang hast du keine fixe Position, du hast einfach Spaß am Fußball. Aber ich hatte immer schon diesen Instinkt, habe immer schon auf das Tor geschossen. Also haben sie gesagt, dass ich Stürmer sein kann, und ich war das dann seit kleinauf immer. Ich habe immer Tore geschossen. Früher habe ich auch Tennis gespielt. Nach dem Umzug nach Griechenland habe ich damit aufgehört. Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir nie nach Griechenland übersiedelt wären. Aber ich bin natürlich glücklich, dass ich Fußballer geworden bin.

"Egal wie gut du bist, jeder sagt, dass du nur wegen deines Vaters spielst. Aber mich kümmert das nicht, weil mir mein Papa nie geholfen hat, einen einfacheren Weg zu haben."

Szymon Wlodarczyk

LAOLA1: Dein Vater Piotr Wlodarczyk war ebenfalls Stürmer und hat es sogar bis ins Nationalteam geschafft. Was ist der beste Ratschlag, den er dir gegeben hat?

Wlodarczyk: Wir sprechen täglich – über die Spiele, über einzelne Situationen. Also ist es schwer, genau eine Sache zu nennen, denn alles, was er mir sagt, ist gut für mich. Aber ein Ratschlag, den ich mir gemerkt habe, ist einfach sein Ding zu machen und sich keine Sorgen zu machen, wenn man etwas falsch gemacht hat. Er war auch Stürmer, also ist er selbstverständlich mein Idol. Er hat viele Matches für gute Teams gespielt, hat auch in Frankreich in der höchsten Liga gespielt. Ich spreche gerne mit ihm über Fußball. Es tut wirklich gut, so eine enge Verbindung mit ihm zu haben.

LAOLA1: Ist es einfacher, mit den hohen Erwartungen umzugehen, wenn ein Familienmitglied ebenfalls Erfahrungen im Profigeschäft gesammelt hat?

Wlodarczyk: Als ich jünger war, war es nicht einfacher. Egal wie gut du bist, jeder sagt, dass du nur wegen deines Vaters spielst. Aber mich kümmert das nicht, weil mir mein Papa nie geholfen hat, einen einfacheren Weg zu haben. Er hätte das tun können, aber er wollte nicht, weil er wusste, dass ich mit den Erwartungen im Profi-Fußball nicht umgehen könnte, wenn ich einen einfacheren Weg habe. Ich wollte mir ebenfalls alles selbst erarbeiten. Als Kind nimmst du dir viele Dinge zu Herzen. Es ist nicht einfach, wenn du andere sagen hörst, dass du nur wegen deines Vaters spielst. Inzwischen ist mir das egal. Ich bin einfach glücklich, ihn in meinem Leben zu haben. Das ist ein großer Vorteil.

LAOLA1: Du wurdest als "neuer Lewandowski" bezeichnet oder als "Wunderkind". Wie gehst du mit diesen Erwartungen um?

Wlodarczyk: Ich versuche, es nicht zu lesen, aber es ist schwer, es nicht mitzubekommen. Natürlich höre ich, dass man in mir Potenzial für die Zukunft sieht. Aber je weniger du daran denkst, desto besser ist es. Ich bin glücklich, dass mich viele Leute im polnischen Verband mit Lewandowski vergleichen, denn er ist seit langer Zeit einer der besten Stürmer der Welt, und ich bin mir sicher, er wird das noch einige Jahre sein. Also bin ich froh, wenn ich mit solch einem Spieler verglichen werde.

LAOLA1: Es ist anzunehmen, dass auch er ein Idol von dir ist.

Wlodarczyk: Natürlich ist er das. Ich habe schon als Kind zugesehen, wie er für Borussia Dortmund vier Tore gegen Real Madrid gemacht hat. Ich spiele im U21-Nationalteam. Vielleicht ergibt sich in Zukunft die Möglichkeit, dass wir zusammenspielen. Man wird sehen, im Moment denke ich noch nicht daran.

"Vor dem Spiel werde ich vielleicht ein bisschen mehr Adrenalin und Emotionen haben, aber sobald ich am Platz bin, vergesse ich das alles. Damit kann ich gut umgehen."

Szymon Wlodarczyk

LAOLA1: Zusammengespielt hast du bei Gornik Zabrze mit Weltmeister Lukas Podolski. Wie war das für dich?

Wlodarczyk: Das war echt wichtig für mich. Mein Vater ist für mich ein Mentor abseits des Spielfelds, Lukas war es am Platz. Er hat mir täglich erklärt, was man im Match in welcher Situation wie macht. Ich habe im Sommer 2022 Legia Warschau verlassen, um mich weiterzuentwickeln. Lukas Podolski war einer der Gründe, warum ich zu Gornik wollte. Ich wollte von ihm lernen und bin sehr glücklich, dass ich dieses eine Jahr mit ihm zusammenspielen konnte.

LAOLA1: Er hat eine Wette wegen dir verloren.

Wlodarczyk: Weil er zehn Saison-Tore von mir angekündigt hat, aber ich nur neun gemacht habe. Er wird sagen, dass er verloren hat, andererseits habe ich ihm ein paar Assists verschafft (grinst). Am Ende ist er froh für mich, dass ich es zu einem besseren Klub geschafft habe. Ich habe viel mit ihm darüber gesprochen, wie er über meine Zukunft denkt. Er hat mir viele Ratschläge erteilt – welche, werde ich nicht verraten, das bleibt zwischen ihm und mir. Aber ich schätze das sehr. Denn das müsste er nicht tun, er hat es aber getan.

LAOLA1: Podolski ist abseits des Platzes ein lockerer Typ. War es auch eine seiner Lektionen, dass man nicht alles immer zu ernst nehmen sollte?

Wlodarczyk (lacht): Ach, weißt du… Lukas und ich mögen einander, aber zwischen uns liegen 18 Jahre. Ich verstehe seinen Humor natürlich, trotzdem fühlt es sich für ihn vielleicht manchmal komisch an, weil ich fast schon sein Sohn sein könnte. Ich glaube, das ist manchmal ein bisschen schwierig für ihn. Aber ich bin sehr glücklich, dass wir auch abseits des Platzes Kontakt haben. Wir haben immer noch eine gute Freundschaft.

LAOLA1: Wie intensiv ist der Kontakt nach wie vor?

Wlodarczyk: Er schickt immer wieder Glückwünsche oder fragt, was ich über dies und jenes denke. Wenn wir mit Sturm in Polen sind, treffen wir uns vielleicht im Hotel. Das hängt davon ab, ob er Zeit hat, denn Lukas Podolski ist ein vielbeschäftigter Mann, der auf und abseits des Platzes viel zu tun hat (grinst).

Rakow hat das Auftakt-Spiel in Bergamo verloren
Foto: © getty

LAOLA1: Was bedeutet es dir, mit Sturm in deinem Heimatland gegen Rakow Czestochowa zu spielen?

Wlodarczyk (schmunzelt): Es wird ganz sicherlich lustig, denn ich verstehe ja, was die Fans aufs Spielfeld schreien und ihr nicht. Nein, ernsthaft: Wir spielen nicht in meiner Heimatstadt und auch nicht bei Legia, wo ich aufgewachsen bin, aber es ist in der Gegend, in der ich jetzt ein Jahr während meiner Zeit bei Gornik Zabrze gelebt habe. Also ist es schon emotional, weil meine Erinnerungen daran sehr gut sind. Aber das Wichtigste ist, dass wir gewinnen. Vor dem Spiel werde ich vielleicht ein bisschen mehr Adrenalin und Emotionen haben, aber sobald ich am Platz bin, vergesse ich das alles. Damit kann ich gut umgehen.

LAOLA1: Du kennst Rakow bei Sturm logischerweise am besten. Was kannst du über diesen Verein sagen?

Wlodarczyk: Aktuell sehe ich meistens auch nur die Highlights und die spiegeln ja nicht immer das ganze Match wieder. Aber das ist definitiv ein gutes Team. Der Verein hat einen richtig guten Plan und hat es binnen sechs Jahren aus der 3. Liga zum polnischen Meistertitel geschafft. Sie können aggressiv und mit Pressing spielen, mit ihrer Fünferkette jedoch auch tief stehen. Es könnte ein hartes und interessantes Spiel werden, aber mit unserer Qualität können wir das Spiel gewinnen.

LAOLA1: Wer sind deiner Meinung nach die Schlüsselspieler?

Wlodarczyk: Torhüter Vladan Kovacevic ist schon seit einigen Jahren richtig gut. Er hat Rakow bei Atalanta gerettet. Wenn er nicht gewesen wäre, hätten sie höher als 0:2 verlieren können. Mit Fran Tudor haben sie einen starken Rechtsverteidiger aus Kroatien. Er ist auch der Kapitän. Aber auch der Rest des Kaders ist sehr solide, sie funktionieren sehr gut als Team. In der Bundesliga wäre das ein schwerer Gegner.

LAOLA1: Trainer Dawid Szwarga ist erst 32 Jahre alt und seit dieser Saison im Amt.

Wlodarczyk: Er war davor der Co-Trainer von Meistertrainer Marek Papszun, kennt also alle Insides. Er weiß alles über Rakow, also wird es keine große Veränderung sein. Er ist zwar noch jung, aber ich habe gehört, dass er ein guter Trainer ist. Bislang läuft es gut. Rakow hat sich für die Europa League qualifiziert und war knapp an der Champions League dran. Er hat also definitiv Potenzial.

LAOLA1: Rakow ist kein Traditionsteam und erst seit wenigen Jahren erstklassig. Was denken die Leute in Polen über diesen Verein?

Wlodarczyk: Was jeder über diesen Verein denkt, ist, dass sie ein modernes Stadion brauchen, wenn sie eine bessere Zukunft im Europacup haben und um die Champions League kämpfen wollen. Ansonsten ist es ein Verein, der sich jedes Jahr entwickelt. Sie sind Meister, in den beiden Saisonen davor haben sie jeweils den Pokal gewonnen. Sie haben auch in dieser Saison wieder die Chance auf den Titel, wobei es nicht einfach wird, weil Legia in toller Form ist. Aber es ist nicht leicht, gegen sie zu spielen. Letzte Saison hatten sie eine Serie mit 17 Liga-Spielen ohne Niederlage.

LAOLA1: Was ist deine Erwartung für das Spiel mit Sturm gegen Rakow?

Wlodarczyk: Wenn wir im Europacup überwintern wollen, müssen wir diese Art von Spielen gewinnen. Alles ist möglich, Fußball kann man nicht immer vorhersagen und wir respektieren jeden Gegner. Aber unser Ziel ist es, dieses Spiel zu gewinnen.

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