Endstand
1:2
1:0, 0:2
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Warum Salzburg mit der Schiedsrichter-Leistung hadert

Die "Bullen" verloren ein Sechs(einhalb)-Punkte-Spiel gegen Sturm und ärgern sich mit Schiedsrichter Lechner. Die Meisterschaft schreiben sie noch nicht ab.

Warum Salzburg mit der Schiedsrichter-Leistung hadert Foto: © GEPA

Wenn es im Fußball tatsächlich so etwas wie ein Sechs-Punkte-Spiel gibt, war der Kracher in Runde 25 der ADMIRAL Bundesliga zwischen dem FC Red Bull Salzburg und dem SK Sturm (Spielbericht>>>) auf jeden Fall eines.

Wobei, sieht man sich die Situation in der Tabelle nach der Partie an, muss man auf diese sechs Punkte eigentlich noch einen halben draufpacken.

Anstatt die "Bullen" mit einem Heimsieg an die Tabellenspitze hüpfen zu lassen, entführte Sturm am Sonntag drei Zähler aus der Red Bull Arena, ließ Salzburg damit fünf Punkte hinter sich und sorgte so außerdem dafür, dass das direkte Duell nach drei Saison-Duellen quasi schon entschieden ist.

Die Salzburger müssten am 30. Spieltag in Graz bereits mit mindestens fünf Toren Unterschied gewinnen, um den direkten Vergleich noch auf ihre Seite ziehen zu können. Statt fünf haben sie in den finalen sieben Spieltagen faktisch also sechs Zähler auf die Spitze gutzumachen.

Letsch gibt den Titel noch nicht auf

Kurzum: Es sieht momentan ganz danach aus, als würde der einstige Serienmeister auch in dieser Saison titellos ausgehen. Oder?

Nicht, wenn es nach "Bullen"-Coach Thomas Letsch geht: "Es wäre schön gewesen, alle zehn Spiele in der Meistergruppe zu gewinnen. Heute hat es nicht sein sollen, aber wer jetzt meint, dass wir uns aufgeben, täuscht sich."

Der Deutsche geht davon aus, "dass die Meistergruppe bis zum Schluss richtig spannend wird". "Ich glaube, dass wir noch einige interessante Ergebnisse haben werden. Die Tabelle kann sich ganz schnell drehen. Am Schluss ist entscheidend, wo wir stehen."

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

"Die erste Halbzeit war einfach gut"

Was Letsch nach dieser über weite Strecken so verkorksten Salzburger Saison zuversichtlich macht, dass dieselbige doch noch ein Happy End bekommt?

"Meine Truppe, ganz einfach! Wenn man bedenkt, was alles im Laufe dieser Saison passiert ist. Es gab Rückschläge, Nackenschläge. Trotzdem hat auch heute jeder gesehen, dass die Truppe brennt und alles gibt", zeigt sich der 56-Jährige mit der Leistung seines Teams im verlorenen Spitzenspiel über weite Strecken zufrieden.

Speziell Durchgang eins hat es ihm angetan: "Die erste Halbzeit war einfach gut." In dieser sei Salzburg dominant gewesen, habe gut gepresst und alles unter Kontrolle gehabt. Der Führungstreffer von Adam Daghim nach einer typischen Salzburger Umschaltsituation nach 32 Minuten war die einzig logische Folge.

Kurz darauf die vermeintlich große Chance auf das 2:0: Schiedsrichter Harald Lechner zeigt auf den Elfmeterpunkt, nachdem Gregory Wüthrich Yorbe Vertessen im Sechzehner fällt, nimmt die Entscheidung nach dem Gang zum Spielfeldrand-Monitor aber zurück - eine für die Salzburger unverständliche Handlung.

Großer Ärger um zurückgenommenen Elfmeter

"Wüthrich sitzt auf Yorbe drauf, während er mit 35 km/h in den Strafraum reinläuft."

Thomas Letsch über die Situation vor dem nicht gegeben Elfmeter

"Yorbe Vertessen kommt in den Zweikampf, der Schiedsrichter entscheidet sich in Bruchteilen einer Sekunde für den Elfmeter - eine klare Bewertung. Da verstehe ich nicht, warum der VAR eingreift. Das war keine klare Fehlentscheidung", findet Sportchef Rouven Schröder.

Lechner zeigte bei seinem Elfmeterpfiff ein Umklammern Wüthrichs an, welches nachweislich nicht stattfand. Als der Wiener Referee dies am Monitor erkannte und sah, dass der Grazer Verteidiger Vertessen "nur" mit der Hüfte von hinten stieß, revidierte er seine ursprüngliche Entscheidung.

Für Letsch wäre dieser Kontakt aber bereits genug für einen Strafstoß gewesen. Gegenüber "Sky" schimpft er: "Yorbe ist ja nicht doof, der schießt den Ball sonst ins Tor. Er (Wüthrich, Anm.) sitzt auf ihm drauf, während er mit 35 km/h in den Strafraum reinläuft."

"Haben ein Spiel verloren, das wir niemals verlieren dürfen"

Nach Seitenwechsel gab es das Laufduell Wüthrich-Vertessen ein weiteres Mal, diesmal sah der Schweizer nach einer etwas unglücklichen Notbremse glatt Rot. Zu diesem Zeitpunkt stand es nach einem laut Letsch in der Entstehung "sehr, sehr schlecht verteidigten" Elfmeter durch Otar Kiteishvili schon 1:1.

In die Karten spielte die Überzahl den "Bullen" aber nicht wirklich. "Ich glaube nicht, dass sie ein Nachteil für uns war. Aber mir wäre es viel lieber gewesen, Yorbe wäre allein aufs Tor zugelaufen und hätte es 2:1 gemacht", sagt Letsch dazu. 

Gegen die nun tiefstehenden Grazer habe man "zu oft die falschen Mittel gewählt" und schließlich einen weiteren "groben Fehler" in Form eines leichtfertigen Ballverlusts von Moussa Yeo fabriziert, der schließlich mit einem "Sonntagsschuss", wie Letsch das Traumtor von Kiteishvili nennt, bestraft wurde.

"Wir haben ein Spiel verloren, das wir niemals verlieren dürfen", so das bittere Fazit des RBS-Trainers.

Klopp war da! "Tangiert mich relativ wenig"

Jürgen Klopp zwischen den Geschäftsführern Schröder (links) und Reiter (rechts)
Foto: © GEPA

Ob die historische, weil erste Salzburger Heimniederlage in der Meistergruppen-Geschichte noch enttäuschender ist, da sie just in jenem Spiel passierte, in welchem Jürgen Klopp erstmals in seiner Funktion als Global Head of Football bei Red Bull Wals-Siezenheim besuchte?

"Es tangiert mich eigentlich relativ wenig, wer bei so einem Spiel auf der Tribüne sitzt. Meine Tochter war auch im Stadion, das ist genauso ärgerlich", winkt Letsch ab. Auch unter den Spielern war die Anwesenheit der lebenden Trainer-Legende "kein Thema", wie Rechtsverteidiger Leandro Morgalla festhält.

Klopp verfolgte die Partie auf der VIP-Tribüne im Sandwich zwischen den beiden Salzburger Geschäftsführern, Stephan Reiter und Rouven Schröder.

Für Letzteren war es "einfach eine Anerkennung, dass er zu uns kommt". "Er hat uns natürlich die Daumen gedrückt und sich genauso geärgert, dass wir das Spiel verloren haben", so Schröder. "Wir hätten ihm gerne einen Sieg geschenkt."

Vielleicht können die Salzburger Klopp ja noch die Meisterschaft schenken. Diese ist, so ehrlich muss man im "Bullen"-Lager sein, am Sonntag allerdings in weite Ferne gerückt.


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