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"Habe zu viel nachgedacht!" So fand Sesko aus der Krise

Vom Reservestürmer zum Meistermacher? Der Slowene zeichnet für mehr als ein Drittel aller Salzburger Tore im Frühjahr verantwortlich.

Foto: © GEPA

Benjamin Sesko hat das Zeug zum Weltklasse-Stürmer.

Das ist hinlänglich bekannt, nicht immer war aber auf dem Platz auch etwas davon zu sehen.

Kurz kam gar die Befürchtung auf, dass der 19-Jährige in Salzburg sein komplettes Potenzial gar nicht mehr ausschöpfen wird können. 

Formloch nach verkündetem Leipzig-Wechsel

Nachdem der 19-Jährige bereits im September des Vorjahres seinen Wechsel zu RB Leipzig zur Saison 2023/24 verkündete, fiel er in ein Formloch.

Zwar konnte sich seine Herbst-Bilanz mit fünf Bundesliga- und zwei Cup-Treffen durchaus sehen lassen, wer dem großgewachsenen Teenager allerdings schonmal etwas länger auf die Beine gesehen hat, weiß, dass noch viel mehr möglich gewesen wäre.

Zu Beginn des Frühjahrs 2023 dürften auch die größten Salzburger Sesko-Fans die Hoffnung aufgegeben haben, dass der Slowene die Mozartstadt vor seinem Abgang noch mit vielen Toren beschenken würde. Im ersten Spiel des Kalenderjahres fand sich Sesko nämlich plötzlich nicht mal mehr im Kader der Salzburger wieder, war nur noch Stürmer Nummer fünf.

Eine Salzburger Verletzungsmisere sowie eine unglaubliche Tor-Serie später ist alles anders. Sesko erzielte nicht weniger als zehn der 29 "Bullen"-Treffer im Jahr 2023 und ist bisher DIE Schlüsselfigur am Weg des Serienmeisters zum zehnten Titel in Folge.

Muttertags-Versprechen eingelöst

Auch beim hart erkämpften 1:0-Sieg über den LASK (Spielbericht>>>), der gleichbedeutend mit einer Vorentscheidung im Titelrennen war, avancierte Sesko zum Goldtorschützen.

Dabei ging Sesko in Linz lange Zeit kaum etwas auf. Schon nach zehn Spielminuten scheiterte er bei einer Großchance alleine vor LASK-Keeper Tobias Lawal an der Stange, kurz nach Seitenwechsel aus ähnlich aussichtsreicher Position an der eigenen Schusstechnik.

"Für solche Spiele musst du bereit sein. Ich hatte zwei Chancen, aber habe leider nicht getroffen. Aber wenn du dir das Tor unbedingt wünscht, wenn du unbedingt willst, dass dein Team Meister wird, vergisst du alles, was war, und fokussierst dich nur auf die nächste Chance. Glücklicherweise ist sie gekommen", strahlt Sesko nach der Partie gegenüber LAOLA1.

Der großgewachsene Sprinter war allerdings auch beinahe dazu verpflichtet, an diesem Sonntag zu treffen. "Ich habe meiner Mutter ein Tor versprochen", verrät er passend zum Muttertag.

Es war dies sein 15. Saisontor, damit fehlen ihm momentan vier Treffer auf den aktuell Führenden der Torschützenliste, Guido Burgstaller.

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"Richtig gute Beziehung" zu Koita Schlüssel zum Erfolg?

Die Vorlage zu Seskos Goldtor gegen den LASK kam von Sekou Koita, mit dem der Slowene momentan ein brandgefährliches Offensiv-Duo bildet. Auch der Malier verfügt über enormes Potenzial, auch er konnte dieses - auch aufgrund von Nachwirkungen eines Kreuzbandrisses im Sommer 2021 - im Herbst nicht ausschöpfen, spielt aber ebenfalls ein grandioses Frühjahr.

"Wir haben eine richtig gute Beziehung. Ich weiß, wozu er in der Lage ist, er weiß, wozu ich in der Lage bin. Bei meiner ersten Chance hat er mich ideal in Szene gesetzt, weil er weiß, dass ich schnell bin. Leider habe ich die Chance vergeben, aber es ist noch eine Chance gekommen, und die haben wir mit einem Tor beendet", schwärmt Sesko von seinem malischen Teamkollegen.

Auch Coach Matthias Jaissle weiß, was er an den beiden hochveranlagten Offensivkünstlern hat:

"Sekou und Benji haben eine brutale Qualität, das ist ganz klar und für jeden ersichtlich. In den letzten Wochen haben sie sich hervorragend entwickelt. Benji hatte im Herbst eine schwierige Situation zu überstehen, Sekou war lange verletzt. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie so performen."

"In der Vergangenheit habe ich zu viel nachgedacht"

Selbstverständlich war speziell Seskos Entwicklung auch deshalb nicht, weil der Slowene nach zahlreichen vergebenen Möglichkeiten im Herbst beinahe schon als Chancentod verschrien wurde.

Der schlaksige Angreifer verfügt über eine für einen Stürmertyp seiner Art ausgesprochen filigrane Technik, viel zu oft dribbelte er jedoch in Gegenspieler hinein, suchte nicht selten den komplizierten Weg zum Tor und versuchte es bei seinen Abschlüssen teilweise mit dem Kopf durch die Wand.

Kurzum, man hatte im Herbst lange das Gefühl, Sesko wolle Tore erzwingen. Nun ist wieder eine Leichtigkeit in das Spiel des umworbenen Stürmers, der in den vergangenen Monaten mit fast allen europäischen Großklubs in Verbindung gebracht wurde, gekommen. Immer öfter sucht er den direkten Weg zum Tor, Sinnlos-Dribblings sind ein Ding der Vergangenheit.

Wie sieht Sesko selbst seine Entwicklung? "Es ist ein Teil davon, als Spieler und als Mensch zu wachsen. In der Vergangenheit habe ich zu viel nachgedacht. Ich beginne, erwachsen zu werden. Jeder Schritt, den ich mache, macht mich reifer."

Sesko über Salzburg: "Hier hat alles begonnen"

Der nächste große Schritt in seiner erst jungen Karriere kann nur der österreichische Meistertitel 2022/23 sein. Mit einem Sieg im direkten Duell mit dem SK Sturm am kommenden Sonntag wäre dieser bereits fix, bei einem Remis fast. Und selbst bei einer Niederlage gegen die "Blackies" hätten die Mozartstädter den Titel in den letzten zwei Spielen noch in eigener Hand.

Gibt es irgendetwas, was gegen Salzburg als Meister 2022/23 spricht? "Es gibt genug Gründe, warum wir Meister werden sollten. Wir haben die Qualität, wir haben den richtigen Fokus. Wenn jeder Spieler sein Bestes gibt, sollte es keinen Zweifel geben", verneint Sesko.

Höchstens drei Mal wird der Slowene, der 2019 16-jährig von NK Domzale in die Mozartstadt übersiedelte, noch im "Bullen"-Dress auflaufen. 

"Ich will nicht darüber nachdenken, aber es wird natürlich sehr schwer, den Verein zu verlassen. Hier hat alles begonnen, hier bin ich aufgewachsen. Es wird schwer werden, aber jetzt fokussiere ich mich nicht darauf", will Sesko vor dem womöglich entscheidenden Duell gegen die Grazer noch keine Gedanken an seinen Abschied verschwenden.

Schon jetzt lässt sich aber sagen, dass Sesko angesichts des bisherigen Frühjahr seine Fußstapfen in Salzburg hinterlassen hat.

So ehrlich muss man allerdings auch sein: Es wäre auch äußerst schade gewesen, wenn dies einem Stürmer seines Kalibers nicht gelungen wäre...

Seskos unglaublicher Hattrick gegen Rapid Anfang des Jahres im VIDEO:

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