Endstand
1:1
0:1, 1:0
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"Jede Woche ein neuer Skandal" - Wieder Schiri-Ärger bei RBS

Die Salzburger sind nach einem ausgebliebenen Elfmeter-Pfiff von Schiedsrichter Ebner außer sich - suchen aber auch die Schuld bei sich selbst.

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Die Diskussionen um das österreichische Schiedsrichter-Wesen reißen momentan nicht ab.

Speziell der FC Red Bull Salzburg hadert am Mittwoch erneut mit einer Entscheidung eines Offiziellen der ADMIRAL Bundesliga. Und das, nachdem den "Bullen" bereits beim Spitzenspiel gegen den SK Sturm zehn Tage zuvor zu Unrecht ein bereits gegebener Elfmeter vom VAR vorenthalten wurde, wie im offiziellen "VAR-Rückblick" nachträglich bestätigt wurde.

Was war diesmal passiert?

Beim schlussendlich mit 1:1 zu Ende gegangenen Verfolger-Duell gegen den WAC (Spielbericht>>>) kam "Bullen"-Angreifer Yorbe Vertessen rund zehn Minuten vor Schluss im Strafraum zu Fall, nachdem er vom Wolfsberger Verteidiger Chibuike Nwaiwu getroffen wurde.

Haupt-Schiedsrichter Stefan Ebner entschied sich nach kurzem Zögern gegen einen Elfmeterpfiff. Der VAR prüfte anschließend zwar, korrigierte die am Feld getroffene Entscheidung allerdings nicht.

Bidstrup wittert "jede Woche einen neuen Skandal"

"Ich kann einfach nur lachen. Jede Woche ein neuer Skandal. Das Niveau der Schiedsrichter hier ist unglaublich. Das ist ein klarer Elfmeter!"

Mads Bidstrup

Schon während der Partie war die Aufregung unter den Salzburgern groß, nach Spielende war die Stimmung auf "Bullen"-Seite gar explosiv. 

So war Geschäftsführer Wirtschaft, Stephan Reiter, in den Katakomben der Red Bull Arena außer sich; gemeinsam mit Geschäftsführer Sport, Rouven Schröder, verschwand er für mehrere Minuten in Richtung der Schiedsrichter-Kammer.

Mads Bidstrup tat seinen Unmut öffentlich kund. Gegenüber "Sky" schimpft der Däne: "Ich kann einfach nur lachen. Jede Woche ein neuer Skandal. Das Niveau der Schiedsrichter hier ist unglaublich. Das ist ein klarer Elfmeter!"

Selbiger Meinung ist freilich auch "Bullen"-Coach Thomas Letsch auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: "Ich habe noch niemanden getroffen, der mir gesagt hat, dass das kein Elfer war - außer der Schiedsrichter. Er spielt nicht den Ball, sondern montiert Yorbe ab. Das ärgert mich natürlich."

Kühbauer legt sich fest: "Kein Elfmeter!"

Vertessen fordert einen Elfmeter, Kühbauer findet, der Belgier habe diesen geschunden
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Dabei dürfte der Deutsche auf dem Weg in den PK-Raum noch nicht Dietmar Kühbauer über den Weg gelaufen sein. Der WAC-Coach war nämlich gänzlich anderer Meinung:

"Ich lege mich klar fest und sage, dass das kein Elfer war. Aufgrund dessen, weil der Vertessen gesehen hat, dass er den Ball zu hundert Prozent nicht rein am Körper hat und er den linken Fuß dann reinstellen wollte. Der 'Chibi' (Nwaiwu, Anm.) geht original nicht zu seinem Fuß hin, er (Vertessen, Anm.) hat seinen Fuß in den vom 'Chibi' reingestellt. Und das ist die Wahrheit - meine natürlich."

Ob Letsch dieser Argumentationslinie etwas abgewinnen kann? "Nein", lautet die trockene Antwort.

Erneute Schiedsrichter-Diskussionen, erneut eine verpatzte Halbzeit

Den Salzburger Trainer ärgert vor allem, "dass wir nicht zum ersten Mal da sitzen und über einen nicht gegebenen Elfmeter diskutieren. Gegen Sturm waren wir auch in der Situation. In den beiden Spielen in der Meistergruppe, die wir nicht gewonnen haben, haben wir jeweils eine Halbzeit nicht so gut performt, aber der Schiri hat jeweils auch eine Rolle gespielt".

Darauf aufbauend hält Letsch fest: "Wir haben diese Spiele nicht nicht gewonnen aufgrund der Fehlentscheidungen des Schiedsrichters - das ist ein Part dieses Spiels. Wir haben auch deshalb nicht gewonnen, weil wir in beiden Spielen nicht die Leistungen abgerufen haben, die nötig gewesen wären."

So stört den 56-Jährigen vor allem der Auftritt seines Teams in Halbzeit eins nach einem eigentlich guten Start. Die "Bullen" legten mit ähnlich hoher Intensität los wie am Wochenende auswärts gegen die Wiener Austria und kamen schon nach wenigen Minuten zu einer Großchance, in Führung gingen aber die Lavanttaler nach einem schlecht verteidigten Einwurf über links.

Zu viele (wortwörtliche) Ausrutscher in Halbzeit eins

"Ich dachte eigentlich schon, dass uns ein Gegentor nicht wirklich aus der Bahn wirft, aber heute hat es uns auf der Bahn geworfen", hadert Letsch.

"Dann gab es eine Phase, die mir gar nicht gefallen hat. Das hatte nichts mit dem zu tun, was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat. Das war nicht mehr ein Miteinander, kein gemeinschaftliches Daranglauben. Wir haben schlechte Mittel gewählt und insgesamt eine sehr schlechte Halbzeit gespielt."

Nicht unbedingt hilfreich war dabei der Umstand, dass der Rasen in der Red Bull Arena diesmal extrem seifig wirkte. Die Spieler beider Mannschaften hatten mit der Standhaftigkeit zu kämpfen, so rutschte unter anderem Joane Gadou vor dem zum 0:1 führenden Einwurf weg.

"Wir haben viele agile, wendige Spieler, und wenn die einen Haken machen und wegrutschen, erschwert es die Situation", konstatiert Letsch. Gleichzeitig ist er überzeugt, "dass alle, die sich mit dem Rasen im Stadion beschäftigen, alles dafür tun werden, dass er an jedem Spieltag in einem Top-Zustand ist."

"...da muss mehr herausspringen"

Zur Pause impfte Letsch seiner Mannschaft den Glauben an sich selbst ein und brachte mit Edmund Baidoo, dem wiedergenesenen Oscar Gloukh und Tim Trummer drei neue Spieler; Letzterer musste das Feld in der Schlussphase allerdings schon wieder für Stürmer Petar Ratkov verlassen, da Letsch "all-in gehen wollte": "Ich hoffe, Tim versteht das."

Das Resultat war eine deutlich verbesserte Salzburger Mannschaft, die den WAC nach Seitenwechsel tief in die eigene Hälfte drückte.

"In der zweiten Halbzeit haben wir deutlich mehr Druck gemacht, der Gegner stand hinten drinnen, was nicht ganz einfach war. Viele zwingende Aktionen waren es aber nicht. Wir waren laut Statistik 40 Mal in der gegnerischen Box - da muss mehr herausspringen", fordert Letsch.

Im Endeffekt ein gewonnener Punkt

Zu diesem Zeitpunkt war der Salzburger Grundtenor ein enttäuschter, da das Meisterrennen verloren schien - nur wusste man da noch nicht, dass der SK Sturm bei der Wiener Austria verlieren würde und man nach Spieltag 27 der Tabellenspitze sogar auf vier Punkte nahe gerückt war.

In die Rückrunde des oberen Playoffs will man am kommenden Sonntag, beim Rückspiel gegen den WAC in Kärnten, nun "mit einem Dreier reinstarten", so Letsch.

In der Meisterrunde dürfe einem Meisteranwärter eben kein Ausrutscher unterlaufen, "und wir haben uns zwei erlaubt, die Umstände dazu habe ich hier erläutert. Jetzt geht es darum, möglichst alle Spiele zu gewinnen".

Dies wird wahrscheinlich auch vonnöten sein, um den Titel heuer doch noch nach Salzburg zurückzuholen. Sollte dieses Unterfangen nicht gelingen, werden die umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen der letzten Wochen wohl nochmal ein Thema werden...


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