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"Tolle Bühne": Trainer loben heimische Bundesliga

Die Bundesliga-Trainer sehen die Liga auf dem richtigen Weg, orten in Sachen Infrastruktur aber noch Aufholbedarf.

Foto: © GEPA

Österreichs Bundesliga-Trainer loben die Entwicklung der Liga, finden vor Beginn der 50. Saison aber auch Kritikpunkte. Insbesondere bei der Infrastruktur sehen einige mancherorts noch Aufholbedarf, manche Coaches regen Modus-Änderungen an. Ein Wunsch von Ralf Rangnick wird mehrheitlich abgelehnt.

"Die Bundesliga hat sich gut entwickelt, findet auch international Beachtung und ist für viele Spieler zu einem Sprungbrett in größere Ligen geworden", erklärte Peter Pacult. Der 63 -jährige Trainer von Austria Klagenfurt kennt die Bundesliga seit Jahrzehnten und war mit seinem Befund in einer APA-Umfrage vor dem Saisonstart in guter Gesellschaft.

"Man muss sich um die Bundesliga ganz sicher keine Sorgen machen"

Matthias Jaissle etwa äußerte sich ähnlich. "Mein Eindruck ist, dass sich der österreichische Fußball zuletzt sehr gut entwickelt hat – auf ganz vielen Ebenen." Salzburgs Trainer führte den Fixplatz in der Champions League für den österreichischen Meister, das Niveau in der Meistergruppe zuletzt oder die steigenden Zuschauerzahlen an.

"Wenn man diese Entwicklung bestätigen und vielleicht sogar noch ein wenig weiter voranbringen kann: Dann muss man sich um die Bundesliga ganz sicher keine Sorgen machen."

Dass die Fans aktuellen Zahlen zufolge vermehrt in die Stadien strömen, ist für Austria-Sportdirektor Manuel Ortlechner "eigentlich der wichtigste Maßstab dafür, ob die Bundesliga attraktiv ist und zeigt, dass es in die richtige Richtung geht."

Joachim Standfest hielt fest: "Ich bin überzeugt davon, dass die Liga gerade für junge Spieler eine tolle Bühne bietet und die Vereine aus den Topligen nicht umsonst wöchentlich ihre Scouts nach Österreich schicken", sagte Altachs Neo-Coach.

Red Bull Salzburg als Ausreißer

Auch für Sturm Graz-Trainer Christian Ilzer stimmt der Weg, Rapids Zoran Barisic bewertet die Entwicklung des österreichischen Klubfußballs sogar als "enorm positiv". Im europaweiten Vergleich würden die Klubs mit Ausnahme von Salzburg nämlich mit bescheidenen wirtschaftlichen Mitteln arbeiten, so Barisic. Dem gegenüber stehe eine mehrheitlich gute Europacup-Performance.

"Wenn man sich das internationale Standing unserer Klubs ansieht, hat sich die Bundesliga gut entwickelt", sagte auch Thomas Sageder vom LASK. Pacult legte den Finger auch in so manche Wunde. "Schön wäre es, wenn neben Salzburg auch andere Klubs im Europacup aufzeigen."

Thomas Silberberger hat angesichts des Salzburger Meisterabos einen frommen Wunsch: "In einigen Jahren soll die Dichte an Topklubs in Österreich höher sein, damit das Meisterschaftsrennen jährlich ein spannendes ist", sagte der Langzeitbetreuer der WSG Tirol.

Nicht alles glänzt

Neben viel Licht gibt es auch Schatten. "In puncto Infrastruktur gibt es mancherorts noch Aufholbedarf – dem Vernehmen nach wird aber auch daran schon intensiv gearbeitet", meinte Sageder etwa mit Blick auf die Baustelle in Lustenau oder Stadionpläne in Hartberg.

"Bessere Infrastruktur und bessere Rahmenbedingungen können den Standort noch attraktiver und interessanter machen", verlautete Markus Schopp, durchaus stellvertretend für andere.

Die von Ralf Rangnick zuletzt angeregte Liga-Aufstockung stößt mehrheitlich auf wenig Gegenliebe. "Das aktuelle Modell hat sich bewährt", hielt LASK-Mann Sageder stellvertretend für sechs sich ähnlich äußernde Kollegen fest.

Für Ortlechner wäre eine Aufstockung nicht zuletzt "eine infrastrukturelle Frage", während Pacult wirtschaftliche Bedenken äußerte. Von den Fernsehgeldern, so der Klagenfurt-Coach, bleibe für jeden einzelnen der zwölf Clubs schon jetzt recht wenig übrig.

Rangnick hatte im "Kurier" zuletzt unter anderem gemeint, dass bei einer größeren Liga mehr junge Spieler eingesetzt werden könnten. "Mit 16 statt zwölf Klubs gäbe es vier Mal 25, also 100 Plätze mehr für Spieler zu vergeben, die jetzt in der 2. Liga spielen müssen."

Gemischte Meinungen

Manfred Schmid kann die Ausführung des ÖFB-Teamchefs nachvollziehen. "Ich bin zu 100 Prozent der Meinung, dass eine Aufstockung besser für den österreichischen Fußball wäre und positive Auswirkungen auf die Jugendförderung hätte", sagte der WAC-Trainer als einer von nur zwei klaren Befürwortern.

Der andere heißt Markus Schopp. "Ich persönlich würde das als spannend und interessant erachten", sagte der Hartberg-Coach.

Eine 16er-Liga gibt es etwa in Tschechien, Schweden, Norwegen, Bulgarien und Serbien. In Griechenland sind es 14 Erstliga-Mannschaften, in Dänemark, Finnland, der Slowakei, Schottland und Ungarn zwölf wie in Österreich. Die Schweiz und Irland haben – wie die Bundesliga vor der Modusänderung 2018/19 - eine 10er Liga.

"Wichtig ist, dass die Bundesliga ein qualitativ hochwertiges Produkt ist. Ob das mit einer größeren Liga der Fall wäre, müssen andere beurteilen", betonte Standfest. Silberberger indes forderte eine Modusänderung. Lustenaus Mader meinte, über die Punkteteilung könne diskutiert werden.

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