Die unterschiedlichen Vorzeichen für das 345. Wiener Derby zwischen Rapid und der Austria versprechen einen spannenden Showdown.
Denn während die "Veilchen" am Sonntag (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>) in Hütteldorf im Titelrennen der Fußball-Bundesliga auch ohne eigene Fan-Unterstützung drei Punkte anpeilen, wollen die in der Liga zuletzt schwächelnden Grün-Weißen nach einem erfolgreichen Conference-League-Abend in Schweden auch in der Meistergruppe in Fahrt kommen.
Erschweren wird diese Mission die Rückkehr von Austria-Abwehrchef Aleksandar Dragovic, dessen Sperre am Freitag nach einer Schiedsrichterbeleidigung nach dem Cup-Halbfinale gegen Hartberg (0:1) von zwei unbedingten Spielen auf eines verringert wurde.
Dragovic darf spielen: "Natürlich froh darüber"
Das Protestkomitee der Liga nannte keinen Grund für die Reduzierung, bei der Austria war man positiv überrascht. "Drago ist ein unbescholtener Spieler und so gut wie nie in diesem Sinne aufgefallen. Wir sind natürlich froh darüber", sagte Austria-Coach Stephan Helm, der betonte, dass der 34-Jährige im Training genauso eingebunden war.
Die defensive Stabilität habe die mit 19 Gegentoren beste Abwehr der Liga "glücklicherweise auch in den Spielen ohne Drago an den Tag gelegt", ergänzte Helm.
Sein Gegenüber Robert Klauß wunderte sich über die Entscheidung. "Wenn man sich die Regularien anschaut, ist es überraschend. Wenn man sich die Entscheidungen des Senats in den letzten ein bis zwei Jahren anschaut, ist es nicht überraschend", sagte der Deutsche, der aber keine Vergleiche anstellen wollte.
"Generell sind die Entscheidungen manchmal schwer nachzuvollziehen. Aber es ändert nichts an unserer Vorbereitung."
Rapid will Schwung aus Schweden mitnehmen
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Die schönsten Derby-Choreos
Zehn Punkte trennen die beiden Erzrivalen acht Runden vor Saisonende. Die Austria liegt gleichauf mit Tabellenführer Sturm auf Platz zwei, Rapid hat die Spitzenplätze als Fünfter nach zwei 0:2-Niederlagen in Graz sowie gegen Salzburg zum Meistergruppen-Auftakt bereits aus den Augen verloren.
Mit einem Derbysieg vor heimischer Kulisse will sich die Klauß-Truppe wieder zurückmelden, der 1:0-Auswärtssieg am Donnerstag im Viertelfinal-Hinspiel der Conference League gegen Djurgårdens IF gab Selbstvertrauen.
"Der Sieg war einfach wichtig für die Energie, die wir wieder brauchen", sagte Klauß, der möglicherweise auf die angeschlagenen Lukas Grgic und Dion Beljo verzichten muss. Dafür kehrt der in Schweden gesperrte Mamadou Sangaré in die Startelf zurück.
Auch Guido Burgstaller könnte wieder auflaufen. Der Kärntner feierte nach seinem bei einem tätlichen Angriff im Dezember erlittenen Schädelbasisbruch mit einem Kurzauftritt in Stockholm ein emotionales Comeback. "Das Derby ist wieder ein ganz anderes Spiel, aber der Sieg tut unserer Seele und unserem Selbstvertrauen gut", sagte der 34-jährige Torjäger über die Ausgangslage.
"Derby bedeutet sehr viel für uns"
Rapid gewann nach jahrelanger Durststrecke ohne Derby-Heimsieg die jüngsten beiden Aufeinandertreffen im Westen Wiens, am Sonntag soll die Serie ausgebaut werden. "Das Derby bedeutet sehr viel für uns, sehr viel für die Fans", sagte Innenverteidiger Nenad Cvetkovic.
"In der Tabelle sind wir zwar weit weg, wir sind nicht da, wo wir hinwollten. Aber wir wollen diesen Sieg, das würde uns für das Rückspiel (gegen Djurgården, Anm.) noch mehr Selbstvertrauen geben." Tormann Niklas Hedl ergänzte, dass Grün-Weiß noch eine Rechnung offen habe. "Die will die gesamte Mannschaft begleichen."
Am Freitagnachmittag landeten die Hütteldorfer in Wien, vor den negativen Auswirkungen einer "englischen Woche" hat Rapid keine Angst. "Das können wir mittlerweile. Wir gehen oft in Bundesligaspiele und der Gegner ist ausgeruht. Das gehört dazu, wenn man so lange dabei ist", sagte Klauß.
Dass man dem Erzrivalen im Titelkampf ein Bein stellen könnte, ist laut dem 40-Jährigen keine Extramotivation, sondern "völlig egal". Es gehe "immer um uns", betonte Klauß.
Derby ohne Auswärtsfans "eine Challenge"
Wie schon beim jüngsten Derby in Wien-Favoriten, das die Veilchen vor zwei Monaten mit 2:1 für sich entschieden hatten, werden nach Ausschreitungen in der Vergangenheit keine Auswärtsfans anwesend sein.
"Es ist sicher eine spezielle Situation. Umgekehrt hat es der Mannschaft richtig Auftrieb gegeben, letztendlich haben uns die Fans zum Sieg getragen", erinnerte sich Helm. Die Atmosphäre in Hütteldorf werde sehr gut sein, sagte Helm, "es ist eine Challenge". Am Freitag waren etwa 20.000 Tickets für den Schlager verkauft.
Die Vorbereitung bei den Violetten verlief jedenfalls "optimal" und ohne verletzte Spieler, wie der Austria-Coach erklärte, am Freitag sorgte neben der Dragovic-Rückkehr auch der Erhalt der Lizenz in erster Instanz für gute Stimmung beim finanziell angeschlagenen Klub.
Nach dem bitteren Cup-Aus und der jüngsten Nullnummer gegen den WAC soll es schleunigst wieder auf die Siegerstraße gehen. "Wir werden auch mit breiter Brust antreten und haben sehr großes Vertrauen in unsere Stärken", sagte Helm. Seine Truppe werde proaktiv agieren, mutig auftreten und ein "richtig geiles Fußballspiel" liefern.