Eigentlich sprach gar nicht so viel gegen den SCR Altach.
Das abgeschlagene Vorarlberger Tabellenschlusslicht reiste am Samstag zwar als klarer Underdog zu Spitzenreiter Red Bull Salzburg an, bei den gastgebenden "Bullen" gab es nach einem Mega-Coronacluster im Vorfeld der Partie und im Angesicht des am Dienstag anstehenden Achtelfinal-Rückspiels in der Champions League gegen die Bayern aber große personelle Baustellen.
Zudem waren die Altacher jene Mannschaft, die den Mozartstädtern in der Hinrunde nach 14 Siegen zum Saisonstart erstmals ein Bein stellte und an Spieltag elf ein 1:1 gegen Liga-Krösus holte.
Von einem Punktgewinn waren die Rheindörfler diesmal schlussendlich allerdings meilenweit entfernt, im Schongang agierenden Salzburgern unterlagen sie deutlich mit 0:4 (Spielbericht>>>).
Schon nach weniger als einer halben Stunde stand es 3:0 für den Meister. Ein Elfmeter-Rebound von Junior Adamu, ein Wöber-Kopfball nach einer einstudierten Ecke sowie ein Sucic-Abstauber sorgten für die frühen Tore, der eingewechselte Karim Adeyemi legte schlussendlich vom Elfmeterpunkt ein spätes nach.
Besonders die ersten beiden Gegentore lösten starke Emotionen in SCRA-Coach Ludovic Magnin aus: "Ich habe als erstes Ziel ausgegeben, dass wir die ersten 15 Minuten überleben, und dann machen wir wieder Kindergartenfehler. Es macht mich total sauer, dass wir von vier Toren drei hergeschenkt haben", ärgert sich der Schweizer ins "Sky"-Mikrofon hinein.
Standards? "Macht mich maßlos sauer"
Der 42-Jährige wurde in der Winterpause mit der klaren Mission verpflichtet, den Klassenerhalt zu schaffen. Lagen die Vorarlberger bei Magnins Amtsantritt nur drei Punkte hinter dem Neunten, der Admira, sind es jetzt bereits sieben. Alle drei Spiele unter der Ägide Magnins gingen ohne eigenen Treffer verloren, insgesamt hält Altach nun bei zehn Pleiten in Folge.
Beim kommendes Wochenende beginnenden Abstiegskampf wird der Rückstand auf die Admira, unabhängig vom Ergebnis der Südstädter am Sonntag gegen die Wiener Austria, dank der Punkteteilung wieder schrumpfen. Der Bundesliga-Verbleib wird ob der dürftigen Performance der Altacher in den letzten Wochen aber nicht weniger schwer, speziell bei Standards zeigten sie in Salzburg einmal mehr enorme Schwächen.
"Seit ich Trainer bin, haben wir 80 Prozent der Gegentore aus Standards bekommen. Das ist sehr ärgerlich und macht mich maßlos sauer, weil das ist ein Hauptthema im Training. Im Abstiegskampf sind Standards entscheidend; wir schießen die grausam und bekommen immer wieder Tore", ärgert sich Magnin.
Casali: "Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu"
Auch Torhüter Tino Casali streicht die Schwäche bei ruhenden Bällen hervor: "Wir sind wieder durch zwei Standards in Rückstand geraten und dann ist es gegen Salzburg extrem schwer. Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu."
Der ehemalige ÖFB-Nachwuchstorhüter spricht damit die Situation beim 0:1 an, als er den Elfmeter von Junior Adamu zwar halten, aber nur nach vorne abwehren konnte. Der ÖFB-Stürmer bedankte sich mit einem Abstauber. Bereits in der Vorwoche ergab sich in der Südstadt eine ähnliche Situation, als Roman Kerschbaum vom Punkt gegen Casali vergab, allerdings den Nachschuss verwerten konnte.
Aber auch abgesehen von den Standards war Altach an diesem Nachmittag in der Red Bull Arena nicht konkurrenzfähig, wie auch Casali zugibt: "Wir waren heute einfach nicht in der Verfassung, etwas aus Salzburg mitzunehmen."
VIDEO: Die Highlights der Partie
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Ist Altach nicht bundesligareif?
Mittlerweile gehen nur mehr die wenigsten Kenner des österreichischen Fußballs von einem Nicht-Abstieg Altachs aus. Während sich die direkte Konkurrenz um den Klassenerhalt in den letzten Wochen teilweise stark präsentierte, ist bei den Rheindörflern sportlich mittlerweile seit Monaten tote Hose.
"Ganz Österreich glaubt nicht an uns, für ganz Österreich sind wir schon abgestiegen. Aber es gibt noch die Punkteteilung und die direkten Duelle. Also das kann man auf jeden Fall aufholen. Wir im 'inner circle' glauben an uns, wir sind überzeugt, dass wir die Klasse halten können", gibt sich Casali kämpferisch.
Auch von Ex-Trainer Damir Canadi gab es am Samstag kritische Worte in Richtung seines ehemaligen Arbeitsgeber. "Der Kader war und ist nicht bundesligareif", so der Wiener, der im Dezember unter großem Aufruhr rausgeschmissen wurde.
Zwar haben sich die Rheindörfler im Winter in Form von Bundesliga-erprobten Spielern wie Bakary Nimaga, Christoph Monschein oder Christoph Riegler sowie mit den Legionären Gianluca Gaudino und Mickaël Nanizayamo verstärkt, wirklich weiterhelfen konnte dem SCRA allerdings noch keiner von ihnen. Auch das bereits vorhandene Spielermaterial konnte zuletzt nur selten überzeugen.
Netzer-Comeback gibt Hoffnung
Immerhin gibt es aktuell so etwas wie einen internen Neuzugang in Altach, der sehr wohl die Qualität hat, den strauchelnden Vorarlbergern sofort weiterzuhelfen: Philipp Netzer. Der 36-jährige SCRA-Kapitän hatte in den letzten Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und fiel zuletzt erneut vier Monate aus. In Salzburg feierte Netzer gegen Ende sein Comeback, verursachte dabei aber auch einen Elfmeter.
"Natürlich bin ich froh, wieder den Rasen betreten zu dürfen, das ist das einzige Positive heute für mich", so Netzer. Von der Meinung seines Ex-Trainers hält der Abwehrspezialist wenig: "Meiner Meinung nach reicht die Qualität aus, um in der Liga zu bleiben. Das wird das Ziel sein. Wir werden weitermachen; wenn wir jetzt aufhören und sagen: 'Wir gehen freiwillig runter', wäre es das falsche Zeichen. Wir werden weiter hart arbeiten."
Magnin: "Mannschaft wird nicht aufgeben"
Zehn Finalspiele stehen nun für den SCRA an; zehn Gelegenheiten, um Bundesliga-Reife zu zeigen. "Es liegt an uns, uns zu wehren. Es gibt noch zehn Spiele, wir werden alles dafür tun, um den Rückstand wettzumachen", verspricht Magnin.
Was den Schweizer noch an den Klassenerhalt glauben lässt? "Einzig, dass ich seit langer Zeit im Fußball bin und dass ich alles gesehen habe. Meine Mannschaft wird nicht aufgeben. Aber die Zeit und die Ergebnisse sprechen gegen uns, wir realisieren die Kritik von Fans und Medien."