Es ist eine Nachricht, die in der österreichischen Ultra-Szene für Aufsehen sorgt. Die "Viola Fanatics Austria Wien" lösen sich auf.
Das war nicht irgendein Fanclub, sondern seit Jahren die führende Gruppe auf der Fantribüne der Veilchen. Jene Gruppe, die den harten Kern der violetten Anhängerschaft in der jüngeren Vergangenheit geprägt hat.
Doch zuletzt ist die Fassade gebröckelt, der Einfluss der "Fanatics" nahm ab, ein Paradigmenwechsel zeichnete sich ab. Der schleichende Niedergang endete mit einem Knall.
Die Hintergründe
Was ist passiert? Am Samstag bereitete die "Junge Legion", die Jugendsektion des Fanclubs, auf dem Parkplatz vor der Osttribüne der Generali Arena ihre Choreographie zum 15-jährigen Bestehen vor. Am Sonntag, beim Heimspiel gegen den LASK, sollte diese gezeigt werden. Doch dazu kam es nicht.
Eine Abordnung rivalisierender Fans - es sollen Rapid-Anhänger gewesen sein, Blau-Weiß-Linz-Fans waren entgegen erster Gerüchte offenbar nicht mit von der Partie - tauchte auf und nahm Teile der Choreo an sich.
"Hierzu müssen wir ehrlich eingestehen, dass die Gegenwehr nicht in der Form stattfand, wie wir es mit unseren Werten, unserer Ideologie und unserer Historie vereinbaren können", schreiben die "Fanatics". Praktisch keine Gegenwehr also, in Ultra-Kreisen eine Schmach. Die "Junge Legion" löste sich unmittelbar danach auf.
Interner Druck
Doch auch der Druck auf die "Fanatics" wurde in den darauffolgenden Stunden immer größer. Vor allem in der Post-Corona-Zeit hatte mit den "KAI2000" eine andere Ultra-Gruppierung innerhalb der violetten Reihen immer mehr an Einfluss und Zulauf gewonnen. Der von "KAI2000" initiierte "Block 116" - in dem sich auch immer mehr Alteingesessene und Fanclub-Lose einfanden - war zuletzt besser besucht als die Region auf der Tribünenmitte hinter dem "Fanatics"-Transparent.
Gemeinsam mit dem gewaltbereiten "Schachklub", der als unpolitische Gruppe den rechtsextremen "Unsterblich" quasi als Hooligang-Gruppierung den Rang abgelaufen hatte, hätten die "KAI2000" zuletzt schon einen Führungsanspruch geltend machen können, taten das aber nicht.
Nach dem Vorfall im Vorfeld der LASK-Partie wurde den "Fanatics" dann aber offenbar nahegelegt, die eigene Lage noch einmal gründlich zu überdenken. Schon gegen den LASK fehlte das Gruppenbanner ("Heimfetzen") auf der Tribüne, der prominenteste Vorsänger der "Fanatics" war zwar vor, aber nicht im Stadion. Zur Pause gaben auch andere aus der Führungsriege der "Fanatics" unter Druck ihre Vorsängerpositionen auf.
Die Politik
Nun folgte die Auflösung der 2001 gegründeten Gruppe. Wie die Zukunft der violetten Ultra-Szene konkret aussehen wird, ist noch offen.
Eine Überraschung wäre es jedenfalls, sollte sie sich nach außen hin nicht politisch anders positionieren als bisher. Die "Fanatics" hatten keinerlei Berührungsängste zu "Unsterblich", "KAI2000" gelten eher als linksgerichtete Gruppe, die sich nach außen aber unpolitisch präsentiert.