Es war ein Kaltstart, den Thomas Letsch bei der Wiener Austria hinlegen musste (Alle Infos zur Verpflichtung!).
Minus zehn Grad Celsius und eiskalter Wind machten eine Arbeit auf dem Feld praktisch unmöglich. Deswegen verlegte der neue Trainer der Wiener Austria seine erste Einheit nach drinnen, ließ lediglich kurze Läufe im Freien machen.
Am Dienstag-Nachmittag werden Raphael Holzhauser und Co. dann erstmals auf dem Kunstrasen mit dem Nachfolger von Thorsten Fink arbeiten.
„Es ist eine Ehre für mich, dass ich die Chance bekomme, diese spannende Aufgabe zu übernehmen“, sagt der Deutsche bei seiner Präsentation im Trainingszentrum im burgenländischen Steinbrunn.
Der neue Mann sei „die bestmögliche Lösung für den Klub“ lässt Sportdirektor Franz Wohlfahrt wissen. Nachsatz: „Er erfüllt alles, was wir uns vorgestellt haben.“
Nicht nur ein Trainerwechsel
Es soll nämlich nicht nur einfach ein Trainerwechsel sein. Die Austria will ihren Stil verändern, der eintönige, selten attraktive Fußball, den Fink praktizieren ließ, soll der Vergangenheit angehören. Gleichzeitig wird gewünscht, es doch noch in den Europacup zu schaffen.
Letsch muss also sofort funktionieren. Und er sollte es zu seinem eigenen Wohl auch. Denn der Vertrag des 49-Jährigen gilt nur bis Sommer (Vorstand Kraetschmer im Interview dazu!). „Was im Sommer ist, interessiert mich überhaupt nicht. Es war von Anfang an klar, dass es um diese zwölf Spiele geht, darauf wollen wir uns fokussieren“, sagt er.
Seine ersten Ansätze: „Das Wichtigste ist, dass wir eine hohe Intensität reinkriegen. Wir müssen bereit sein, zu sprinten, aktiv zu sein und hohes Tempo zu gehen. Es geht darum, diese Basics reinzukriegen. Wir werden keine taktisch extrem komplizierten Dinge machen.“
Der Spagat
Der phasenweisen Behäbigkeit im Spiel der Violetten soll also Tempo folgen. Allerdings ohne eine taktische Revolution in kurzer Zeit durchzupeitschen.
„Thorsten Fink und ich haben grundsätzlich schon verschiedene Ansätze. Es ist aber nicht zielführend, sofort alles umzukrempeln und über den Haufen zu werfen. Mir geht es darum, dass ich ein paar grundsätzliche Dinge, die mir wichtig sind – Gegenpressing und schnelles Umschaltspiel etwa – im Spiel sehe. Es geht darum, Akzente zu setzen in Verbindung mit dem, was in der Vergangenheit war“, erklärt Letsch.
Es soll also ein Spagat aus attraktivem und erfolgreichem Fußball sein. „Das eine schließt das andere nicht aus. Wenn wir attraktiven Fußball spielen und wir verlieren, ist keiner zufrieden. Gewinnen wir knapp und kommen irgendwie durch, ist es wahrscheinlich auch nicht das Optimale, aber der bessere Weg. Primär geht es darum, Spiele zu gewinnen, an oberster Stelle steht der Erfolg“, stellt der Neo-Coach klar.
Grundsätzlich stehe er aber für „offensiven Fußball, der in die Tiefe gehen soll“. Dass das sehr nach Red-Bull-Schule klingt, liegt angesichts der vielen Jahre, die der Schwabe in der Mozartstadt verbracht hat, auf der Hand. „Natürlich bin ich von Red Bull geprägt“, sagt er.
Aber: „Das heißt nicht, dass ich für Red-Bull-Fußball stehe, ich stehe für meinen Fußball. Ich bin Thomas Letsch, nicht irgendeiner von Red Bull!“
Dass der Einzug in den Europacup angesichts des großen Rückstands schwierig wird, ist ihm klar: „Um dieses Ziel zu erreichen, spielen Faktoren hinein, die wir nicht beeinflussen können. Wir werden von Spiel zu Spiel denken und versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Es macht keinen Sinn, jede Woche auf die Tabelle zu schauen. Wenn es am Schluss reicht, ist es ein Riesenerfolg.“