Nach einem absoluten Herzschlagfinish trennte sich die Wiener Austria mit einem 1:1-Unentschieden von Meister RB Salzburg (Spielbericht) und muss nun den Gang in die Playoffs um die Conference League antreten.
Dabei war alles angerichtet für ein "Happy End" bei den Veilchen. Nach einem Elfmeter-Tor von Koita waren die Mannen von Michael Wimmer lange in Rückstand, steckten aber nie auf und konnten durch Gruber in der 90. Spielminute noch den späten Ausgleich erzielen.
Was folgte, war nichts für schwache Nerven. Da Rapid bei Klagenfurt ausrutschte und mit 1:2 verlor, hätte ein weiteres Tor für die Austria den sicheren vierten Platz und damit den fixen europäischen Startplatz bedeutet.
In der siebenten Minute der Nachspielzeit hatte ausgerechnet Top-Torjäger Haris Tabakovic den Sieg am Fuß, als er plötzlich alleine vor Salzburg-Goalie Köhn auftauchte. Der Schweizer konnte den Ball jedoch nicht im Tor unterbringen, auch Dovedan setzte den Nachschuss per Flugkopfball knapp neben den Kasten.
Damit stand fest: Die Austria muss am kommenden Donnerstag und Sonntag ins Playoff gegen den Sieger aus der Partie WAC - Lustenau. Rapid sicherte sich Platz Vier.
Fischers Spitze gegen Rapid
Der emotionale Leader der "Veilchen", Manfred Fischer, will seiner Mannschaft aber nichts vorwerfen - im Gegenteil.
"Ich könnt 'rean', wenn ich ehrlich bin. Auf der einen Seite, weil ich enttäuscht bin, auf der anderen Seite, weil ich extrem stolz bin auf die Mannschaft. Die hat heute bis zum Schluss an jeden Einzelnen geglaubt. Unsere Fans haben uns nach vorne gepeitscht", hat der 27-jährige nach der Partie sichtlich mit den Tränen zu kämpfen.
Fischer legt mit einer Spitze gegen den Stadtrivalen nach: "Da werd' ich lieber Fünfter, als Vierter und verlier' in Klagenfurt", gibt sich dann aber als fairer Verlierer: "Schlussendlich muss man Rapid gratulieren, sie haben es sich verdient."
Fischer: "So wird für die Gegner nichts zum Holen sein"
Auch wenn es aus violetter Sicht ein bitteres Ende ist, wurde der vierte Platz wohl schon in den vergangenen Wochen verspielt, das sieht auch Fischer ein: "Heute haben wir es nicht verbockt. Wir waren ja in der Poleposition drei Runden vor Schluss. Wir haben leider zu viel Unentschieden gespielt, zu viele Spiele hergegeben."
Abschließend kommt dann noch die Kampfansage an die Konkurrenz: "Ich bin mir sicher, wenn wir so auftreten in den nächsten zwei Spielen, wird für den Gegner nichts zum Holen sein."
Auch Austria-Coach Michael Wimmer will das Positive aus der Partie mitnehmen, sei man doch "dem amtierenden Meister in der zweiten Halbzeit überlegen gewesen."
Mit diesem Schwung wollen die Violetten nun in die letzten beiden Saisonpartien gehen, denn eine weitere positive Erkenntnis: Man hat es immer noch in der eigenen Hand, doch noch den Weg nach Europa zu finden.
Wimmer: "Jetzt sitzen wir eben zwei Mal nach"
"Es geht darum, dass wir unser Ziel erreichen können, das können wir aus eigener Kraft schaffen, indem wir zwei Spiele lang alles rausfeuern, was drinnen ist. Wir wollen auch die Fans belohnen", so Wimmer.
So oder so, der Austria-Trainer erwartet sich einen selbstbewussten Auftritt in den finalen Saisonspielen: "Sie sollen stolz sein auf den Auftritt, den sie hingelegt haben, können mit breiter Brust zu den Zuschauern rausgehen und sie vor allem am Donnerstag an den Tag legen."
Einzig den ihm durch die zusätzlichen zwei Spiele entgangenen gemeinsamen Schulferien mit seinem Sohn trauert der Deutsche nach, bringt dafür aber eine schulische Metapher: "Die Mannschaft hat sich nicht belohnt, aber einen super Auftritt nachgelegt. Jetzt sitzen wir eben zwei Mal nach und machen es über den Weg."
"Vielleicht drückt der Trainer dann ein Auge zu, wenn wir es dann schaffen, dass wir doch ein wenig länger Urlaub machen", winkt der FAK-Trainer schließlich seinen Spielern noch mit einem kleinen Zuckerl.
Ranftl: "Für mich gibt es jetzt nur Austria Wien"
Ein Akteur der Austria sieht die beiden zusätzlichen Partien erst gar nicht als Strafe an: "Das wäre das Happy End gewesen, das wir uns verdient hätten. Wir freuen uns jetzt aber natürlich auf zwei weitere Spiele. Das ist doch was wir am Liebsten machen - Fußball spielen. Ob wir das jetzt eine Woche länger oder kürzer tun ist eigentlich egal", so Reinhold Ranftl nach dem Abpfiff.
Vielleicht schwingt da bei der Schalke-Leihgabe schon ein wenig Wehmut mit, könnten es für ihn gar die letzten zwei Partien für die Austria überhaupt sein. Plangemäß sollte der Dauerläufer mit Ende des Monats wieder nach Gelsenkirchen zurückkehren.
Dennoch hofft Ranftl nach wie vor auf einen Verbleib: "Es finden Gespräche statt, ich habe ja schon öfter gesagt, dass ich mich super wohl fühle. Letztendlich liegt es nicht an mir, es liegt an den Vereinen, dass sie sich einigen."
Mehr Gedanken will der Flügelspieler daran aber nicht verschwenden: "Ich konzentrier' mich jetzt voll auf die zwei Spiele, für mich gibt es jetzt nur Austria Wien. Im Urlaub werde ich mir dann natürlich Gedanken machen, weil ewig will ich auch nicht warten."
Sollte Ranftl nach Deutschland zurückgehen, würde er für die Königsblauen nunmehr in der zweiten Deutschen Bundesliga auflaufen, der Wiederabstieg des Kultvereins ist bereits besiegelt.