Es war eine kleine Sensation, die der SK Austria Klagenfurt am Freitag vermelden durfte. "Das Präsidium des ÖFB hat den Violetten die Lizenz für das Betreiben einer Akademie erteilt", jubelte der Klub aus der 2. Liga.
Erstmals seit 2008 – als der GAK wegen finanzieller Probleme ausschied – werden die ÖFB-Jugendligen (U15, U16, U18) ab der kommenden Saison wieder mit 13 Vereinen ausgetragen.
Das 2016 beschlossene Lizenzierungsverfahren macht es möglich, dass die Klagenfurter diesen Meilenstein setzen. Wenn ein Akademie-Betreiber alle notwendigen Auflagen erfüllt, sind dem ÖFB mehr oder weniger die Hände gebunden, wird eine zusätzliche Lizenz erteilt.
Die Klagenfurter jedenfalls hätten ein "Super-Konzept" erstellt, ist aus dem ÖFB zu hören.
Akademien in Österreich ab Sommer 2021 |
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Red Bull Akademie |
Akademie RZ Pellets WAC |
Akademie FK Austria Wien |
Akademie Tirol |
Akademie SK Rapid |
Akademie FC Flyeralarm Admira |
Akademie Steiermark-Sturm Graz |
Akademie St. Pölten |
Akademie Hypo Vorarlberg |
Akademie SV Ried |
Fußballakademie Burgenland |
Akademie LASK Juniors OÖ |
Akademie SK Austria Klagenfurt |
Die Akademie-Lizenz für die Kärntner ist brisant. In Klagenfurt gibt es nämlich schon eine Akademie, jene des Wolfsberger AC. Die Lavanttaler haben die 2003 vom FC Kärnten gegründete Akademie 2014 übernommen, nachdem sie zwischenzeitlich vom Kärntner Fußballverband betrieben wurde. Der Standort blieb weiterhin Klagenfurt.
Nun wird am Gelände des Sportparks Klagenfurt nicht nur die WAC-Akademie beheimatet sein, sondern eben auch jene der Violetten.
Überraschung beim WAC
Horst Nößler, Geschäftsführer der WAC-Akademie, sagt: "Wir waren überrascht. Wir haben nicht damit gerechnet, dass der ÖFB zustimmt, dass an einem Standort zwei Akademien sind."
Die "Wölfe" werden in ihrer Nachwuchsschmiede voraussichtlich finanziell kleinere Brötchen backen müssen. Doch die Meinungen darüber gehen aktuell noch auseinander.
Fakt ist, Anfang 2019 hat das Land Kärnten beschlossen, die WAC-Akademie für die Spieljahre 2019 bis 2022 mit 550.000 Euro pro Jahr zu fördern. "Es gibt einen Landtagsbeschluss, die Förderung für nächstes Jahr ist in voller Höhe gesichert", sagt Nößler. Bei einem Budget von 1,2 Millionen Euro pro Saison macht die Landesförderung rund 50 Prozent aus.
Landessportdirektor Arno Arthofer sagt in der "Kleinen": "Wir haben nur eine Förderung für eine Akademie, können nicht für zwei die gleiche Summe aufbringen. Daher laden wir die Vereine demnächst zu einem runden Tisch ein. Dabei muss eine Kooperation das Ergebnis sein."
"Wir haben so kalkuliert, dass die Mittel, die das Land zur Verfügung stellen kann, durch zwei geteilt werden"
Beim SK Austria Klagenfurt wird davon ausgegangen, dass die Hälfte der Fördergelder künftig in die Austria-Akademie fließt. Wolfgang Schellenberg, künftig Leiter der neuen Klagenfurter Akademie, sagt: "Ich gehe davon aus, dass wir uns die Landesförderung teilen werden. Wir haben so kalkuliert, dass die Mittel, die das Land zur Verfügung stellen kann, durch zwei geteilt werden."
Das schmeckt den Wolfsbergern freilich gar nicht. Nößler sagt: "Das wäre ein gewaltiger Einschnitt für uns. Ich will den Gesprächen nicht vorgreifen, aber ich glaube nicht, dass es mit einer Halbierung der Fördermittel funktionieren wird."
Zu wenige Talente in Kärnten?
Auch abgesehen von den finanziellen Aspekten stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von zwei Ausbildungsstätten in einer Stadt mit rund 100.000 Einwohnern. Nößler sagt: "Wir werden um die Spieler kämpfen müssen. Wir glauben nicht, dass es in Kärnten genug Potenzial-Spieler gibt."
Schellenberg sieht das ganz anders: "Ich sage mit voller Überzeugung, dass das Sinn macht! Das erste Anliegen, auch vom WAC, ist es, Talente in die Profimannschaft zu bringen. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass nicht jedes Jahr fünf oder sechs Spieler in den Profibereich kommen, es werden pro Jahrgang ein oder zwei Spieler den Sprung schaffen. Diese Talente hat der WAC in den Mannschaften und wir auch. Außerdem profitiert mittelfristig auch der Amateurbereich, wenn zwei Vereine da sind, die auf höherem Level arbeiten können. In Summe profitieren alle."
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Die Klagenfurter Austria setzt in der Ausbildung auf Regionalität, wie auch der WAC, der ein Internat betreibt. Schellenberg: "Unser Schwerpunkt liegt am Klagenfurter und Kärntner Weg. Wir werden vorerst kein Internat führen, weil wir der Meinung sind, dass es in Kärnten genügend talentierte Spieler gibt, die man fördern kann. Wenn wir dann doch ein, zwei Spieler von außerhalb holen, werden wir andere Lösungen finden – Gastfamilien etwa."
Die Rekrutierung der Spieler für die erste Saison als Akademie findet in erster Linie in den eigenen Reihen statt. Austria Klagenfurt hat aktuell ja schon einen Nachwuchs, nur eben keinen, der überregional spielen darf.
Kleine Kader geplant
"Der Schwerpunkt wird auf den Spielern liegen, die wir jetzt schon im Verein haben, das wird der Stamm. Selbstverständlich haben wir uns aber auch schon Gedanken gemacht, welche Positionen wir noch verbessern müssen", erklärt Schellenberg, der jahrelang Leiter der Nachwuchsabteilung von 1860 München war.
Sein Ansatz: "Wir wollen relativ kleine Kader haben. Bei uns soll der Spieler im Mittelpunkt stehen. Wir wollen Spieler entwickeln, nicht Mannschaften." Zudem sei es das mittelfristige Ziel, die Amateure, die derzeit in der Unterliga kicken, weiter nach oben zu bringen. "Wir wollen das aber nicht überstürzen. Es soll alles vernünftig und sinnvoll wachsen."
Der Deutsche hat in den kommenden Tagen und Wochen überhaupt jede Menge zu tun. Es gilt auch die Trainerteams zusammenzustellen. Die Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Trainern ist vom ÖFB teilweise vorgeschrieben. Erste Gespräche wurden bereits geführt, jetzt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Robert Micheu, bis zum Winter noch Chefcoach der Profis, soll eine leitende Funktion bekommen.
Mit der eigenen Akademie macht die Klagenfurter Austria auch den nächsten Schritt in Richtung Bundesliga-Tauglichkeit. Die Lizenzierung für die höchste Spielklasse schreibt Vereinen vor, eine eigene Akademie zu betreiben oder eine Kooperation mit einer bestehenden Akademie einzugehen. Andernfalls sind pro Saison 150.000 Euro in den Akademie-Fördertopf fällig.
Was passiert in Zukunft?
Die Gerüchte, dass es Gespräche über eine Kooperation der Klagenfurter mit dem WAC gegeben hat, waren immer wieder zu vernehmen. Großes Interesse an einer Zusammenarbeit dürften aber beide Seiten nicht gehabt haben.
Schellenberg begründet das so: "Wir wollen unsere Ziele nach unserem Konzept und unserer Philosophie umsetzen. Es geht uns nicht nur darum, am Papier etwas umzusetzen. Wir wollen Talente fördern und entwickeln. Wir wollen das, wovon wir überzeugt sind, durchziehen, keine Kompromisse eingehen."
Gut möglich, dass die Gründung der neuen Akademie in Kärntens Landeshauptstadt die Pläne der Wolfsberger beschleunigt, ihre Ausbildungsstätte ins Lavanttal zu übersiedeln. Nößler bremst: "Wir haben in Wolfsberg nicht die Infrastruktur. Wir haben in Klagenfurt das Internat und die Schulkooperationen. Ein Umzug geht nicht von heute auf morgen."
Dass die "Wölfe" aber seit geraumer Zeit Stadionpläne wälzen, ist kein Geheimnis. Dass dabei eine Infrastruktur für eine Akademie mitentstehen soll, wäre nur logisch. Eile besteht aber nicht, es gibt bestehende Verträge mit dem Sportpark Klagenfurt.
Zwei Fußball-Akademien an einem Standort werden langfristig keine Zukunft haben, das ist aber auch allen Beteiligten klar.