Die Austria bangt, für Rapid geht es um nicht viel mehr als ums Prestige: Vor dem 338. großen Wiener Fußball-Derby am Sonntag (17.00 Uhr/LIVE-Ticker >>>) scheinen die "Veilchen" vor heimischer Kulisse eher gefordert.
Sportchef Manuel Ortlechner blickte einer Partie "mit einer besonderen sportlichen Konstellation" entgegen. Die Austria stünde mit einem Heimsieg vor ausverkauftem Haus in der Meistergruppe, bei einer Niederlage ist Zittern angesagt.
Entscheidet die WSG Tirol das Parallelspiel in Innsbruck gegen Sturm Graz für sich, würden die Wattener die Favoritner vom sechsten Platz verdrängen.
Bei einem Remis in Tirol wäre die Austria selbst mit einer Niederlage durch. Im Augenwinkel sollten die Violetten auch den Auftritt des Fünften Klagenfurt in Lustenau haben. Rapid ist bereits fix oben dabei. Für Grünweiß geht es darum, den Anschluss an die Top drei nicht zu verlieren.
Austria will Fokus auf eigenes Spiel legen
Grundlegend will die Austria daheim die Initiative ergreifen. "Wir fokussieren uns auf unser Spiel und wollen uns nicht beeinflussen lassen", hielt Trainer Michael Wimmer am Freitag fest.
Natürlich sei es aber möglich, bei entsprechenden Spielständen in den übrigen Partien zu reagieren. Mehr Druck auf seinem Team sieht Wimmer nicht. "Ein Derby will jeder gewinnen. Druck ist für jeden da", meinte der Deutsche ("Ich freue mich richtig darauf") vor seiner Derby-Premiere.
Seit Montag ist die Generali Arena ausverkauft, über 15.000 Karten sind abgesetzt. Die Emotionen auf der Tribüne sollen laut Ortlechner jedoch nicht auf das Feld überschwappen. "Wir haben mit den Jungs gesprochen, dass sie nicht zu emotional an das Thema herangehen. Sie sollen cool bleiben und ihre Aufgaben auf den Platz bringen." Klappt dies nicht und schaut am Ende nur die Quali-Gruppe heraus, ist eines laut Ortlechner klar: "Dann haben wir es selbst verbockt."
Wimmer auf Letschs Spuren
Wimmer will in die Fußstapfen eines Landsmanns treten. Thomas Letsch gewann mit der Austria das Derby am 16. Dezember 2018 am Verteilerkreis mit 6:1. Es war der einzige Heimsieg in den vergangenen 19 Duellen der Erzrivalen in der Liga. In dieser Saison gewann die Austria im Westen Wiens mit 2:1, nachdem es in der Saison davor vier 1:1-Remis gab.
Holte Rapid in der Vorwoche dank eines 2:0-Heimsiegs gegen die WSG das Meistergruppen-Ticket, musste sich die Austria in Graz mit 1:3 geschlagen geben. Eine starke Sturm-Elf war für die fehleranfälligen Wiener eine Nummer zu groß.
Noch dazu wurde Reinhold Ranftl verwarnt und fehlt nach seiner fünften Gelben Karte der Saison im Derby. Die Offensive soll indes Dominik Fitz beleben, der vor der Rückkehr in die Startelf steht. "Für 60 Minuten reicht die Luft", meinte Wimmer über den Spielgestalter. Der zuletzt erkrankte Andreas Gruber stand in dieser Woche wieder im Training.
Rapid-Lazarett zum Abschluss des Grunddurchgangs groß
Bei Rapid kehrte Martin Koscelnik wieder ins Mannschaftstraining zurück, dafür fehlen neben den Langzeitverletzten Nicolas Kühn, Ferdy Druijf und Maximilian Hofmann auch der gesperrte Roman Kerschbaum und der erkrankte Martin Moormann.
Dennoch hält Trainer Zoran Barisic seine Truppe für stark genug, um gegen die Violetten drei Punkte zu holen. "Wir wollen unser Spiel durchziehen, uns nicht verstecken und initiativ sein", kündigte der 52-Jährige an.
Barisic blickt dem Derby erwartungsvoll entgegen. "Es ist das Spiel der Spiele, vor allem für unsere Fans, aber es ist auch für uns sehr wichtig, deshalb ist bei mir die Vorfreude sehr groß. Am liebsten würde ich nur solche Spiele spielen, das bringt einen als Sportler weiter." Der Wiener rechnet mit einem 50:50-Spiel, die Tagesform werde eine wichtige Rolle spielen.
Barisic sieht Druck "nicht auf Seiten Rapids"
Die Ausgangspotion sieht Barisic nicht als Nachteil für Rapid. "Der Druck ist nicht unbedingt auf unserer Seite, wenn man so will. Anderseits haben wir auch Druck, weil wir unbedingt gewinnen wollen. Ich hoffe, dass die Jungs zur ganzen Anspannung auch eine gewisse Lockerheit mitbringen können." Von seinen Schützlingen ist der Coach überzeugt. "Die Mannschaft ist leiwand, und sie ist auf dem Weg, noch leiwander zu werden."
Dass Rapid den Erzrivalen in die Qualifikationsgruppe befördern könnte, ist in Wien-Hütteldorf nicht viel mehr als eine Randnotiz. "Es ist wichtig, dass wir auf uns schauen", betonte Barisic in diesem Zusammenhang.