Die Tendenz geht klar nach unten. Nur sechs Punkte hat die Wiener Austria aus den bisherigen sieben Spielen der Meistergruppe geholt.
Dennoch stehen die Veilchen aktuell auf einem Playoff-Platz und können in den drei verbleibenden Runden sogar noch einen Fixplatz in der Gruppenphase der Europa League fixieren. Andererseits ist auch Platz sechs und somit eine weitere Saison ohne internationalen Startplatz wahrscheinlich.
Die Planungsunsicherheit macht den Verantwortlichen der Veilchen zu schaffen. Denn viele Zukunftsfragen warten auf Antworten. Doch diese Antworten hängen teilweise von der Gewissheit über die Endplatzierung ab.
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Drei Budget-Szenarien
„Wir müssen uns mit drei Szenarien beschäftigen: Erstens, dass wir uns nicht für den Europacup qualifizieren. Zweitens, dass wir Platz drei erreichen und uns direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifizieren – mit den Ergebnissen des letzten Wochenendes ist die Wahrscheinlichkeit nicht größer geworden. Drittens, dass wir es in die Europa-League-Qualifikation schaffen. Für all diese Szenarien müssen wir die Budgets bestmöglich fixieren“, erklärt Vorstand Markus Kraetschmer.
Dabei geht es freilich nicht nur um mögliche Prämien sowie TV-Gelder, die die UEFA für die Teilnahme an einem ihrer Bewerbe ausschüttet. Kraetschmer verdeutlicht: „Der Europacup ist ein Aspekt, aber damit hängt auch der eine oder andere mögliche Sponsor-Abschluss unmittelbar zusammen. Und es geht auch um Transfers: Welche Spieler können wir bekommen?“
Die Sponsoren-Frage
Dass ein neuer Geldgeber gesucht wird, der künftig als Hauptsponsor auf den Trikots der Profis auftritt, ist kein Geheimnis. Vize-Präsident Raimund Harreither betont seit Monaten, dass das Engagement seines Unternehmens als Haupt-Trikotsponsor nur als „Zwischenlösung“ gedacht ist.
„Wir sind sowohl am nationalen, als auch am internationalen Markt unterwegs. Auch da ist das Thema internationaler Bewerb ein wesentlicher Aspekt. Es laufen Gespräche“, lässt sich Kraetschmer noch nicht in die Karten blicken.
"Gazprom als Sponsor bei den Profis würde ich zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen"
Seit dem Sommer tritt Gazprom als Geldgeber für den Nachwuchs auf. Das russische Unternehmen unterstützt die Veilchen mit einer stolzen siebenstelligen Summe. Die Gerüchte, wonach Gazprom künftig auch bei den Profis als Sponsor auftreten könnte, halten sich seither vehement.
Kraetschmer aber winkt ab: „Das würde ich zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen. Wir haben einen klaren Vertrag geschlossen, wo der Fokus auf die Jugendarbeit gerichtet ist. Der Vertrag läuft noch vier Jahre und es gibt keine Signale, dass es hier zu einer Veränderung kommen soll.“
Die Struktur-Frage
Durchaus zu einer Veränderung könnte es in der Struktur des Klubs kommen. Seit dem Abgang von Sport-Vorstand Thomas Parits im Jänner 2015 ist Kraetschmer der einzige Vorstand des Vereins. Parits-Nachfolger Franz Wohlfahrt wurde bekanntlich „nur“ Sportdirektor.
Immer wieder werden Diskussionen im Umfeld des FAK laut, ob die aktuelle Struktur tatsächlich optimal ist, oder nicht doch wieder eine Doppelspitze installiert werden sollte.
„Die Strukturdebatte ist schon vor einiger Zeit aufgekommen und mit dem neuen Präsidium aktuell geworden. Es ist kein Geheimnis, dass wir uns dieser Thematik immer wieder stellen. Man kann ja offen und ehrlich sagen, dass wir mit der aktuellen Entwicklung nicht zufrieden sein können. Natürlich stellt man sich da auch die Strukturfrage“, erklärt Kraetschmer.
In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass die Austria im vergangenen Sommer ihre Struktur eigentlich adaptiert hat. Ralf Muhr wurde zum Technischen Direktor bestellt, nachdem aber nur wenige Tage darauf die Trennung von Wohlfahrt erfolgte, übernahm Muhr zusätzlich die Funktion des Sportdirektors und hat diese bis dato inne.
Was läuft mit Stöger?
Nun sieht sich die Austria offenkundig nach einer neuen Personalie für den sportlichen Bereich – mutmaßlich als Sport-Vorstand – um. Peter Stöger soll sein Comeback bei den Veilchen feiern.
Kraetschmer: „Wenn ein Mann wie Peter Stöger am Markt ist, wäre es fahrlässig, sich nicht mit ihm zu unterhalten. Sowohl Ralf Muhr, der nach Trainern Ausschau hält, hat das getan, als auch unser Präsident Frank Hensel hat mit ihm Gespräche geführt. Es ist alles offen, daher gibt es von uns keine weiteren Wasserstandmeldungen. Was definitiv ist: Er steht als Trainer nicht zur Verfügung.“
Stöger hätte den Job des Sportvorstands schon im Sommer 2013 gerne gehabt, schlug damals nach dem Erringen des Meistertitels vor, selbst Parits-Nachfolger zu werden und seinen Assistenten Manfred Schmid als neuen Chefcoach zu installieren. Der damalige Präsident Wolfgang Katzian wollte Paris aber nicht vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen, Stöger und Schmid übersiedelten daraufhin zum 1. FC Köln.
"Das Ziel ist schon, noch im Mai die Entscheidung über den neuen Trainer zu treffen"
Ob sich Austrias letzter Meistermacher nun zu einer Rückkehr überreden lässt, ist fraglich. Am wahrscheinlichsten ist die Variante, dass er zunächst den Sommer und Herbst abwartet, um zu sehen, ob sich am Trainersektor nicht doch noch eine interessante Option auftut.
Zudem kann die Austria Stöger aktuell aufgrund ihres sehr beschränkten Transferbudgets für den Sommer kaum Handlungsspielraum bieten, was keinen idealen Start in die neue Tätigkeit bedeuten würde.
Die Trainer-Frage
Während die Entscheidung über eine etwaige Strukturänderung aufgeschoben werden kann, wird die „wichtigste Personalentscheidung dieses Sommers“, wie Kraetschmer es nennt, sehr bald fällig: Wer wird der neue Trainer?
Nestor El Maestro gilt nach wie vor als Favorit, auch der deutsche Dirk Schuster wurde zuletzt als Kandidat gehandelt. Praktisch keine Hoffnungen mehr darf sich Robert Ibertsberger, aktuell am Ruder, machen.
Wann werden Nägel mit Köpfen gemacht? „Es gibt aktuell noch keinen fixierten Termin. Das Ziel ist aber schon, noch im Mai diese Entscheidung zu treffen“, sagt Kraetschmer.
Der Fahrplan sieht so aus: „Im Vorfeld werden die Gespräche geführt, die wichtigsten Informationen werden wir bestmöglich strukturieren, um sie dann dem Aufsichtsrat zum endgültigen Beschluss vorzulegen. Man wird sehen, ob es dann mehrere Kandidaten im Finale gibt oder ob wir uns auf einen Kandidaten bzw. ein Trainerteam einigen. Es gibt derzeit wirklich viele interessante Gespräche.“
Klub-Boss Hensel sei „sehr aktiv eingebunden“, versichert Kraetschmer, man tausche sich „eigentlich laufend“ aus.
In den nächsten zwei, drei Wochen wird es also die ersten Antworten auf die vielen violetten Zukunftsfragen geben.