Während die Wiener Austria am Sonntag in ihrem letzten Bundesliga-Spiel des Jahres daheim gegen Altach um die Verlängerung ihrer Siegesserie kämpft, steigt das viel wichtigere Match für die Veilchen abseits des Rampenlichts.
Monatelang dauert das Tauziehen um die Macht im Verein hinter den Kulissen nun schon an. Spätestens am 14. Dezember fällt die (Vor)entscheidung.
Hier die violetten FAK-Bosse rund um Präsident Kurt Gollowitzer und Wirtschaftsvorstand Harald Zagiczek, dort Sportvorstand Jürgen Werner und seine Investorengruppe.
Wem gehört was?
Die Lage ist kompliziert und einfach zugleich. 49,9 Prozent des Vereins sind in Investorenhand.
Es gibt die "Viola Investment GmbH" mit Austrianern wie der Familie David Alabas, der frühere Vizepräsident Raimund Harreither und Co. Sie halten 60 Prozent der 49,9 Prozent.
Und es gibt die "WTF" ("We think forward"), das ist die Investorengruppe rund um Jürgen Werner, der 40 Prozent der 49,9 Prozent gehören. Aufgrund eines Syndikatsvertrags hat sie aber einiges an Spielraum, hat ein Vetorecht.
Warum ist der 14. Dezember entscheidend?
Unter anderem hat sie ab dem 15. Dezember Zugriff auf die Anteile der "Viola Investment", kann sich also 49,9 Prozent der Austria sichern. Und, sollte die 50+1-Regel in Österreich fallen, dann auch die verbleibenden 0,2 Prozent, um Mehrheitseigentümer des Klubs zu werden.
Bis 14. Dezember wiederum kann die Austria die Anteile der "WTF" zurückkaufen – mit einer jährlichen Verzinsung von 20 Prozent pro Jahr. Das kostet aktuell 7,5 Millionen Euro, so der "Kurier".
Stadionverkauf unmittelbar vor Abschluss?
Die Mehrheit der ordentlichen Mitglieder hat diesem Plan im September zugestimmt. Werners Zeit bei der Austria wäre dann, auch als Sportvorstand, zu Ende.
Die Austria kann das Geld freilich nur durch einen Stadionverkauf aufstellen. Wie der "Kurier" berichtet, ist dieses Vorhaben nun schon weit fortgeschritten, eine nationale Lösung werde angestrebt.
Avancen aus Victor Orbans Umfeld
Indes ist zuletzt auch ein potenzieller internationalen Investor aufgetaucht.
Wie der "Kurier" berichtet, interessiert sich Lőrinc Mészáros schon länger für den FAK, soll auch Gespräche mit Verantwortlichen geführt haben.
Der reichste Ungar
Der 58-Jährige besitzt laut Forbes ein Vermögen in der Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar, ist damit reichster Ungar und einer der engsten Vertrauten von Regierungschef Victor Orban.
Die beiden kennen sich seit Jugendtagen, gingen gemeinsam in die Schule und wurden durch den Fußball zu engen Freunden. Mészáros' Holding umfasst mehr als 120 Unternehmen, wenn es um öffentliche Ausschreibungen geht, hat oft er die Nase vorne.
"Ich verdanke mein Vermögen drei Faktoren: Gott, Glück und Viktor Orban", hat er einmal gesagt.
Mészáros' Rolle im Fußball
Im ungarischen Fußball hat Mészáros praktisch überall seine Finger im Spiel, hier baute er ein Stadion, dort eine Akademie. Dem aktuellen Tabellenführer Puskas Akademia FC steht er als Präsident vor.
Dem kroatischen Klub NK Osijek griffen er - und mitunter auch die ungarischen Steuergelder - zunächst als Eigentümer, aktuell als Hauptsponsor unter die Arme.
Tendenziell wird sich aber keiner der Austria-Bosse aktuell auf ein Engagement des Ungarn am Verteilerkreis einlassen.
Es wartet eine spannende Woche auf die Veilchen.