Die Wiener Austria hat einen neuen Trainer!
Thomas Letsch sitzt künftig auf der Betreuerbank der Violetten und beerbt dort Thorsten Fink (Alle Infos!). Der 49-Jährige unterzeichnet bei den Veilchen einen Vertrag bis Saisonende. "Er ist der klassische Feuerwehrmann", sagt FAK-Vorstand Markus Kraetschmer im Gespräch mit LAOLA1.
Der Wiener erklärt, was für die Verpflichtung des Deutschen gesprochen hat, warum die Austria ein kalkuliertes Risiko eingehen muss und wie es über den Sommer hinaus weitergehen soll.
LAOLA1: Der Vertrag von Thomas Letsch läuft nur bis Saisonende?
Markus Kraetschmer: Ja, genau. Das war uns wichtig. Wir können uns die Entwicklung ansehen. Er weiß auch, dass wir uns im Hinblick auf Sommer mehrere Varianten offen lassen wollen, auch noch Gespräche führen wollen. Es ist mit ihm aber natürlich auch besprochen, wenn das Ganze eine gute Entwicklung nimmt, ist er natürlich für uns ein Ansprechpartner, mit dem wir uns im Mai gerne zusammensetzen, um mit ihm über eine Zukunft zu sprechen.
LAOLA1: Es gibt also keinerlei Klauseln oder Optionen?
Kraetschmer: Nein. Der Vertrag läuft für diese letzten zwölf Spiele, er ist also der klassische Feuerwehrmann.
LAOLA1: Was qualifiziert ihn zum klassischen Feuerwehrmann?
Kraetschmer: Wir haben die kurzfristigen Möglichkeiten am Markt analysiert. Eines der Pro-Argumente für Letsch war, dass er bereit war, sich auf diese zwölf Spiele ohne Klauseln einzulassen. Es hat durchaus Kandidaten gegeben, die gesagt haben, sie können sofort übernehmen, möchten aber eine längerfristige Garantie haben. Andere haben gesagt, dass sie erst ab Sommer zur Verfügung stehen.
LAOLA1: Was hat noch für ihn gesprochen?
Kraetschmer: Er kennt den österreichischen Fußball, die Bundesliga sehr genau – durch seine langjährige Tätigkeit in Österreich. Auch wenn er im letzten Jahr nach Aue gegangen ist, hat er den österreichischen Fußball nie aus den Augen verloren, seine Familie lebt auch noch in Österreich. In dem Gespräch, das wir mit ihm geführt haben, hat er eine sehr gute Außenanalyse unserer Mannschaft abgegeben, auch von der Perspektive her. Und noch etwas war für uns sehr wichtig.
LAOLA1: Nämlich?
Kraetschmer: Er kennt sehr viele unserer jungen Spieler aus seiner Akademie-Zeit bei Red Bull. Er kann mit jungen Spielern arbeiten, das hat er bei Liefering mit den jungen Spielern aus vielen Nationen sehr gut bewiesen. Das trifft auch ein bisschen auf unseren aktuellen Kader zu. Unsere Philosophie ist es, jungen Spielern die Chance zu geben. Ein weiterer Vorteil ist, dass er mit einigen unserer Spieler schon gearbeitet hat, etwa mit Patrick Pentz, er kennt aber auch Florian Klein, Lucas Venuto, Felipe Pires und Stefan Stangl aus seiner Salzburger Zeit. Er hat uns das sehr profund dargelegt, dass er mit dem Team, das da ist – er hat auch keine Forderungen bezüglich des Trainerstabs – möglichst schnell etwas entwickeln möchte. Und es gibt noch etwas.
LAOLA1: Was wäre das?
Kraetschmer: Er weiß, dass wir nicht nur Ergebnisse liefern müssen. Er steht grundsätzlich für einen offensiv orientierten Fußball, der zu Austria Wien passt. Das war auch ein Argument. Wir haben die Spieler dafür, dass wir mit ihm nicht nur ergebnistechnisch den Turnaround schaffen, sondern auch in der Entwicklung unseres Spielstils einen Schritt in die richtige Richtung machen können.
LAOLA1: Er steht für einen anderen Fußball als es Thorsten Fink getan hat. Ist es nicht riskant, in der aktuellen Phase den Stil zu ändern?
Kraetschmer: Die Analyse hat gezeigt, dass wir ein kalkuliertes Risiko gehen müssen. Weil die Entwicklung der letzten Wochen gezeigt hat, dass wir nicht am richtigen Weg sind. Wir glauben, an das Potenzial, das in dieser Mannschaft steckt. Ja, es ist ein Risiko! Das wissen beide Seiten. Aber wenn wir einen Turnaround schaffen wollen, müssen wir ein Risiko gehen. Aber es ist – von der Vertragskonstellation her – ein kalkuliertes Risiko. Um unser Minimalziel, die Europa-League-Qualifikation, zu erreichen, müssen wir uns etwas trauen.
LAOLA1: Es wird also parallel weiterhin mit anderen Trainern gesprochen?
Kraetschmer: Selbstverständlich, das weiß Letsch auch. Wir haben im Hinblick auf den Sommer mehrstufige Varianten. Wenn wir unter ihm eine gute Entwicklung nehmen, ist er natürlich ein sehr wichtiger Ansprechpartner für uns. Aber es ist unsere Verantwortung – und da ist Franz Wohlfahrt als Sportdirektor im Lead – jetzt Gespräche zu führen. Wir haben in den letzten Stunden einiges an Telefonaten geführt. Es gibt durchaus Leute, die sagen: „Austria Wien ist für mich eine interessante Option, aber ich möchte in eine Planungsphase, was die Zusammenstellung des Kaders betrifft, mit hineingehen.“ Diese Gespräche werden wir jetzt aufnehmen, um uns dann in alle Richtungen entscheiden zu können.
LAOLA1: Die endgültige Entscheidung wird also erst nach Saisonende fallen?
Kraetschmer: Davon ist auszugehen. Wir werden zwar intensiv Gespräche führen, brauchen uns aber keinen falschen Druck zu machen.
LAOLA1: Zahlt die Austria Ablöse an Erzgebirge Aue?
Kraetschmer: Nein. Letsch hat den Vertrag einvernehmlich auflösen können, wir mussten nur mit ihm und nicht mit Erzgebirge Aue verhandeln.