Herbert Prohaska hat gesungen, ein Kran Fans in einer Gondel über die Osttribüne hinweg ins Stadion schauen lassen, mit Mario Götze der bisher letzte Torschütze eines WM-Finales den Ball gestreichelt und alle Fans waren an einer Choreographie beteiligt.
Kurzum, die Austria hat bei der Neueröffnung der Generali-Arena kaum etwas ausgelassen.
„Endlich z’Haus!“, war das Motto unter dem dieser Abend stand, erstmals kickten die Profis der Veilchen in ihrem neuen Schmuckkästchen, 17.000 Menschen waren gekommen – und auch Borussia Dortmund, das sich sportlich als unbarmherziger Gast präsentierte und das Spiel mit 1:0 gewann (Alle Infos dazu). Doch das Ergebnis war an diesem Tag Nebensache.
FAK-Kapitän Alexander Grünwald strahlt: „Es war ein Gänsehaut-Moment. Die ganze Austria-Familie hat zwei Jahre auf diesen Moment hingefiebert. Jetzt sind wir endlich z’Haus! Es war ein würdiger Abend. Die Stimmung war einmalig. Es war ein guter Start in eine neue Ära.“
Erinnerungen an früher
Vor allem die älteren Semester unter den Austria-Fans haben die Generali-Arena – damals noch Horr-Stadion – ganz anders in Erinnerung. Holzbänke auf der Südtribüne, ein Erdhügel, der der nunmehrigen Osttribüne gewichen ist. Alles längst Geschichte, nun ist auch die West- und Nordtribüne neu, alle Ecken geschlossen, es ist möglich, das Stadion komplett zu umrunden.
Vorstand Markus Kraetschmer konnte nach stressigen Tagen und Wochen kurz durchatmen: „Das war der Lohn für unsere harte Arbeit. Es ist der Start in eine neue Ära.“
Stolz auf die Stimmung
Diese verantwortet auf sportlicher Ebene Thomas Letsch. Der Deutsche kennt das Stadion der Veilchen freilich noch nicht so lange, war an diesem Abend deswegen aber nicht weniger begeistert: „Die Stimmung war fantastisch, sie hat das, was wir uns erwartet haben, übertroffen.“
Verwöhnt waren die Austria-Profis in dieser Hinsicht zuletzt nicht. Zwei Jahre lang liefen sie im Happel-Oval auf, die Größe des Stadions und das schwindende Zuschauer-Interesse sorgten für so manchen tristen Abend.
Grünwald sagt: „Die zwei Jahre im Happel-Stadion waren von der Stimmung her nicht oberstes Level. Heute hat man gesehen, was die Austria-Familie imstande ist zu leisten. Wir sind realistisch, es wird nicht in jedem Spiel so sein, aber wir wollen attraktiven Fußball spielen, um die Leute ins Stadion zu locken, um hier einen echten Heimvorteil zu haben. Es liegt auch an uns als Mannschaft.“
Auch Kraetschmer hofft, dass die Investition in die Heimstätte einen sportlichen Effekt hat: „Was die Osttribüne heute geleistet hat und auch die Wechselgesänge, war genau das, was wir erwartet haben. Ich glaube, wenn es dann Bundesliga-Spiele gibt, in denen es knapp ist, in denen es um etwas geht, wird dieses Stadion dafür sorgen, dass wir einige Punkte hierbehalten können, die wir in den letzten Saisonen liegengelassen haben.“
Ein "Problem" für Letsch und Pentz
Die gute Stimmung hat auch Auswirkungen auf die Arbeit von Letsch. „Der Nachteil ist, man kommt beim Coachen nicht mehr an die Spieler ran. Wenn so eine Atmosphäre herrscht, ist es nicht möglich, Spielern, die weiter weg stehen, Anweisungen zu geben. Aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn wir jedes Mal so eine Stimmung haben“, grinst der Coach.
Goalie Patrick Pentz schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich habe es lieber, wenn mich meine Vorderleute nicht hören und uns pushen dafür die Fans.“
Kraetschmers emotionaler Moment
Das viele Licht bei der Eröffnung überstrahlte das klein wenig Schatten. Dennoch will Kraetschmer nicht verheimlichen, dass noch nicht alles perfekt gelaufen ist: „Ein bisschen hatten wir Probleme mit den Kiosken, da gab es sehr lange Wartezeiten. Das gilt es zu analysieren, um es gegen Wacker Innsbruck schon besser zu machen.“
Viel lieber spricht der FAK-Vorstand aber über sein persönliches Highlight an einem grundsätzlich sehr aufwühlenden Abend: „Ich hatte persönlich einen sehr emotionalen Moment: Mein 78-jähriger Vater, der nicht oft im Stadion ist, hat den Weg ins Stadion heute gefunden und sich mit mir gefreut. Ich bin sehr stolz, dass er diesen Abend miterleben durfte und wollte.“
Es sind gefühlt diese paar Minuten, in denen sich auch ein Mann wie Kraetschmer zurücklehnt. Aber nur ganz kurz. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit den Gedanken schon bei den nächsten Schritten bin“, lächelt er.
So geht es auch der Mannschaft. Die neue Heimstätte glänzt, nun gilt es, selbiges auf dem grünen Rasen zu tun. „Wir wollen die Austria wieder dorthin führen, wo sie hingehört“, gibt Grünwald die Marschrichtung vor.