Über Umwege könnte die zerrüttete Saison für die Wiener Austria doch noch ein versöhnliches Ende finden - nämlich dann, wenn man im Europacup-Playoff auch noch den WAC ausschaltet.
In zwei Duellen wird am Donnerstag in Wien (19:00 Uhr im LIVE-Ticker) und am Sonntag in Wolfsberg (17:00 Uhr im LIVE-Ticker) ausgespielt, wer den letzten verbliebenen internationalen Startplatz erbt. Das Momentum ist dabei auf Austrias Seite, denn der Playoff-Sieg gegen TSV Hartberg scheint neue, verborgene Kräfte entfacht zu haben.
"Es könnte schon sein, dass wir vom Glücksmomentum vielleicht ein bisschen im Vorteil sind, aber das muss man auch erst auf die Wiese bringen", gibt Trainer Peter Stöger bei der Pressekonferenz zu und verweist darauf, dass die Zielsetzung des WAC in der Meistergruppe sicher eine andere war als jene der Austria, doch noch über die Qualigruppe in den Europacup zu gelangen. Gleichzeitig warnt der 55-jährige Wiener aber auch: "Sich darauf zu verlassen, ist gefährlich."
Als Außenseiter hat man gegen Hartberg Selbstvertrauen getankt, nun geht es gegen den WAC um die Kür, wie der nach diesem Doppelpack scheidende FAK-Coach betont: "Aber es stimmt: Der Spirit ist gut. Die Mannschaft hat sich sehr gefreut, dass wir das hingekriegt haben. Jetzt geht es darum, dass wir nach dem schwierigen Jahr und einer noch immer sehr unklaren und unsicheren Situation noch einmal so eine Leistung abliefern, wie wir es in der Saison schon das eine oder andere Mal gezeigt haben."
"Zeigt schon, dass dieser Gruppierung sehr viel am Klub liegt"
Stöger weiß am besten, wie fordernd die gesamte Saison war - sportlich sowieso, aber vor allem die finanziellen Schwierigkeiten und Ungereimtheiten im Hintergrund haben nicht gerade eine positive Vision für die Zukunft gemalt.
Umso bemerkenswerter und lobenswert findet er die aktuelle Reaktion der Mannschaft, die in den schwierigen Zeiten zusammenstand und nun noch den Biss entwickelt hat, die Spielzeit doch noch erfolgreich zu Ende zu bringen.
"Ich bin nach einer wirklich komplexen Saison sehr einverstanden damit, wie wir uns immer wieder aufgerichtet haben und wie die Jungs performen. Man sieht auch, selbst wenn eine Situation sehr komplex und schwierig ist - für den ganzen Klub, aber vor allem für einzelne: Wenn in der Phase alle 20 Spieler zur Verfügung stehen, zeigt das schon, dass dieser Gruppierung sehr viel am Klub liegt. Das ist schon ein großes Plus, das wir vielleicht ausspielen können."
Die bisherigen zwei torreichen Saisonduelle gingen verloren, der WAC ging einmal mit 3:2 und einmal mit 5:3 als Sieger vom Platz. Und trotzdem glaubt Stöger an seine eingeschworene Truppe: "Wir sind jetzt nicht die Mannschaft, die die beiden Spiele gegen den WAC selbstverständlich positiv bestreitet, das ist auch klar. Aber dass wir es hinkriegen könnten, davon sind wir alle überzeugt."
Fan-Rückkehr: Nebengeräusche oder positiver Impuls?
Zusätzlich könnte die Unterstützung von der Tribüne ein entscheidender Faktor werden. In der Generali Arena dürfen am Donnerstag 3.000 Zuschauer dem Hinspiel beiwohnen - wie positiv gesonnen diese den Violetten aber noch sind, bleibt abzuwarten.
Denn vor der Rückkehr der Stadionbesucher in Wien gibt es gemischte Gefühle, ob die Plattform nicht auch für Unmutsverkündungen und Proteste gegen die Entwicklungen im Verein genützt wird.
Nicht jedoch bei Stöger, der seine eigene Vorfreude und jene der Mannschaft hervorstreicht, jedoch auch nichts ausschließen kann. "Davon gehe ich nicht aus. Ich gehe davon aus, dass sich alle freuen, wieder ins Stadion zu dürfen und ein Spiel zu sehen, wo es noch um die Qualifikation für einen internationalen Bewerb geht. Ich gehe von einer guten, positiven Stimmung für die Mannschaft aus. Selbst wenn einer schlecht gelaunt ins Stadion kommt, werden wir es zur Kenntnis nehmen und uns freuen, dass er da ist."
Die Gefahr, dass die Erwartungshaltung von den Rängen zusätzlichen Druck für die Spieler darstellen könnte, erwartet der Chefbetreuer nicht. "Alle freuen sich, dass wir das in Hartberg hingekriegt haben, damit wir noch vor unseren Zuschauern spielen können. Das wird ein positiver Spirit für die Spieler sein."
Stöger verwehrt sich dagegen, Saison noch "retten" zu wollen
Stöger geht davon aus, dass Details entscheiden werden. Die beiden Kontrahenten kennen sich in- und auswendig, vor den Duellen gilt es nur noch einmal aufzufrischen, welche Stärken und Schwächen man beim Gegner ausschalten bzw. ausnützen könnte.
Gleichzeitig bastelt das Trainerteam am Kader, wer den Sprung ins Aufgebot schafft und wer nicht. Denn erstmals "nach einer gefühlten Ewigkeit, habe man zuletzt vier Jungs aus dem Kader streichen müssen", verweist Stöger auf die ungewohnte Situation, aus dem Vollen schöpfen zu können.
Der enge Spielplan, die extreme Belastung sowie Hin- und Rückspiel lassen unterschiedliche Herangehensweisen zu. "Wir haben es in dem Jahr geschafft, einigermaßen Vertrauen aufzubauen und müssen schauen, wie die Jungs drauf sind und wie sie sich fühlen. Wir werden aber sicher niemanden schonen, bei dem es nicht notwendig ist, aber schon überlegen, wie wir das bestmöglich hinbekommen."
Denn: "Wir können mit jeder Mannschaft gewinnen und uns jetzt einmal belohnen."
Belohnen, aber nicht mehr. Aufgrund der Ausgangssituation, dem neuerlichen Erreichen des Playoff-Finales wie im Vorjahr und erneuten Einsparungen bei der Mannschaft von zwei, drei Millionen verwehrt sich Stöger gegen die Formulierung, die Saison mit dem Erreichen eines EC-Platzes noch zu "retten".
Das Erreichte sei viel höher einzuordnen. "Wir stehen aber wieder im Kampf um das Europacup-Ticket. Die Jungs haben das schon gut gemacht und wir haben noch immer die Chance, uns zu qualifizieren. Es ist noch alles möglich."