Irgendwie war diesmal weniger Drama im Spiel, könnte man meinen. Diesmal ließ sich Bernhard Zimmermann nämlich zumindest nicht bis zur 100. Minute Zeit mit seinem Treffer.
90.+10 war die offizielle Spielminute, in welcher dem Rapid-Offensivspieler vor zwei Wochen der 3:3-Ausgleich bei Austria Lustenau gelang. In Hartberg stellte er "schon" in Minute 87 den 2:1-Sieg der Hütteldorfer sicher.
"Ich glaube, wenn man die Spielunterbrechung dazunimmt, könnte es sogar über die 100. Minute hinausgehen", grinst Zimmermann (<<<Barisic: "Böller für Silvester aufheben">>>) und findet pragmatisch:
"Letztlich ist es komplett egal, wann man das Tor schießt. Wenn du ein Tor mehr als der Gegner erzielst, gewinnst du die Partie."
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Die meisten Joker-Tore der Liga
Späte Tore sind ein grün-weißes Markenzeichen dieser turbulenten Herbst-Saison. Zehn der 25 Liga-Tore fielen in der Rapid-Viertelstunde, sechs Treffer gar erst in der Nachspielzeit.
Zimmermann wiederum führt die Liga mit fünf Joker-Toren an. Konkret erzielte der 20-Jährige alle seine Herbst-Tore als Einwechselspieler.
"Mein Herbst war mit fünf Toren nicht so schlecht, aber natürlich hätte ich lieber mehr gespielt. Das kann sich vermutlich jeder vorstellen", fällt die persönliche Bilanz Zimmermanns zwiespältig aus.
In 20 Pflichtspielen stand der Youngster kein einziges Mal 90 Minuten lang auf dem Feld - zwölf Mal wurde er ein-, acht Mal ausgewechselt.
Barisic: "Das wäre ihm gegenüber unfair"
Unter Zoran Barisic stand Zimmermann bislang noch kein einziges Mal in der Startelf, rettete dem Interimstrainer jedoch mit seinen späten Treffern vier Punkte und traf zudem auch beim Cup-Sieg bei der WSG Tirol.
Zimmermann als perfekter Joker?
"Das würde ihm nicht gerecht werden und wäre ihm gegenüber unfair, wenn ich das sagen würde", hat Barisic mit dieser Einschätzung keine Freude.
Wenn, dann auf den Trainer böse sein
Dass Zimmermann gerne mehr spielen würde, weiß der 52-Jährige: "Ich finde es gut, dass er enttäuscht ist, wenn er nicht von Beginn an spielt."
"Wichtig ist nur: Wenn sie böse sind, sollen sie auf den Trainer böse sein, weil er sie nicht aufstellt. Sie dürfen nie auf die Mitspieler böse sein."
Auch andere, die nicht in der Anfangsformation zum Zug kommen, dürfen gerne enttäuscht sein:
"Wichtig ist nur: Wenn sie böse sind, sollen sie auf den Trainer böse sein, weil er sie nicht aufstellt. Sie dürfen nie auf die Mitspieler böse sein. Wir haben so viel Qualität auf der Bank. Als Trainer hast du die Qual der Wahl und bist nicht immer gerecht."
Dennoch fordert Barisic: "Die Jungs müssen als Team agieren und sich auch mit dem Mitspieler freuen. Denn das nächste Mal spielt vielleicht der eine statt dem anderen und erwartet sich dann genauso, dass sein Mitspieler ihn anfeuert."
Trainer-Wahl ist Sache des Präsidiums
Guido Burgstaller und Marco Grüll plädierten nach dem Hartberg-Match dafür, dass Zoran Barisic Rapid-Trainer bleiben soll.
"Ich bin Spieler. Wer Trainer ist, habe ich nicht zu entscheiden", will sich Zimmermann nicht in diese vereinspolitische Frage einmischen, "im neuen Präsidium gibt es hoffentlich die richtigen Leute, die die richtigen Schlüsse ziehen und den besten Trainer wählen."
Sollte der bisherige Sportchef Barisic die dauerhafte Rückkehr auf den Trainerstuhl anstreben, spricht die Bilanz seiner Interims-Ära (sechs Spiele - vier Siege, ein Remis, eine Niederlage) nicht gegen ihn.
Zimmermann wiederum hat mit seinen Treffern einen fairen Anteil am Aufschwung unter Barisic und meint generell: "Wir haben aus den letzten vier Spielen zehn Punkte geholt - das ist nicht so schlecht. Natürlich ist es gleichzeitig ausbaufähig, denn man kann auch zwölf Punkte holen. Dennoch gehen wir mit einem guten Gefühl in die Winterpause. Jetzt kehrt ein bisschen Ruhe ein."
Der Feinschliff fehlt
Im Frühjahr soll der Aufwärtstrend dann bestätigt werden: "Wir sind eine Mannschaft mit Riesen-Potenzial. Es muss nur der Feinschliff getätigt werden, wie man so schön sagt."
An welchen Stellschrauben konkret gedreht werden sollte, "ist nicht meine Arbeit, dafür sind andere Akteure im Verein zuständig. Wir Spieler setzen das dann um, das macht uns mehr Spaß."
Spaß sollte Zimmermann auch in den kommenden zwei Wochen haben, schließlich tauscht er die grüne gegen die rote Wäsche.
Erst geht es zum ÖFB-U21-Team, danach in den Trainingslehrgang für Perspektivspieler, den Teamchef Ralf Rangnick gemeinsam mit U21-Chefcoach Werner Gregoritsch leiten wird.
Genügend Zeit, um sich Rangnick zu zeigen
"Es ist eine Riesen-Ehre, wenn man für Österreich spielen kann. Ich darf das schon seit der U15 erleben. Es ist ein richtig geiles Gefühl, wenn du die Hymne hörst", erklärt der inzwischen 33-fache Junioren-Teamspieler.
Zuerst gilt Zimmermanns Konzentration der U21, doch die Bonus-Woche danach sorgt natürlich für Vorfreude:
"Ich freue mich schon richtig darauf, auch wie es dann mit Herrn Rangnick sein wird. Wir werden vier oder fünf Trainingseinheiten haben - also ist genügend Zeit, um sich zu zeigen. Ich versuche Leistung zu bringen und Spaß zu haben."