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Wie löst der SK Rapid das akute Stürmer-Problem?

Transfer-Schnellschuss? Proseniks Chance? Sportchef Bickel klärt auf.

Wie löst der SK Rapid das akute Stürmer-Problem? Foto: © GEPA

Von einem Luxus-Problem war die Rede, als der SK Rapid die Vorbereitung mit fünf Stürmern in Angriff nahm.

Einigen wurde sogar der Abschied nahe gelegt. Wenige Tage später nach dem Bundesliga-Auftakt ist alles anders. "Es ist eng geworden bei uns", gibt Sportchef Fredy Bickel bei LAOLA1 zu.

Von Luxus keine Spur, jetzt hat Rapid ein ernsthaftes Problem. Matej Jelic wechselte leihweise zu HNK Rijeka, Giorgi Kvilitaia ist verletzt, Joelinton gesperrt. Bleiben noch Alex Sobczyk und Philipp Prosenik.

Warum wird Rapid in der Stürmer-Not nicht aktiv?

Einer der beiden wird am kommenden Wochenende im ersten Auswärtsspiel gegen den SKN St. Pölten in der Startelf stehen - sofern Trainer Goran Djuricin nicht alles auf den Kopf stellt und eine stürmerlose Variante auf den Platz schickt.

Da Joelinton nur zwei Spiele Sperre ausfasste (ein Spiel davon bedingt) spricht Bickel von einem "kurzfristigen Problem". Überstürzt am Transfermarkt tätig zu werden, ist kein Thema. Obwohl überstürzt das falsche Wort ist. Denn die Stürmersuche läuft seit Wochen.

Kandidaten wie Amine Chermiti oder Erwin Hoffer werden immer wieder genannt. Trotzdem ist weiter offen, ob Rapid überhaupt noch eine Verstärkung für den Angriff holt. Warum man sich mit dieser Entscheidung so lange Zeit lässt und nicht jetzt in der Stürmer-Not aktiv wird, erklärt der Schweizer Sportdirektor folgendermaßen:

"Ich will einfach auch sicher sein: Wie schnell kommt Kvilitaia wirklich zurück? Wie weit ist er dann? Ich möchte wissen, ob sich Prosenik jetzt wirklich entschieden hat, bei uns die Chance packen zu wollen oder er immer noch mit dem einen oder anderen Verein Gespräche führt. Ich kann die Entwicklung von Sobczyk weiter beobachten. Es sind zwei, drei offene Punkte, wo der Druck weniger ist und ich mir die Zeit nehmen kann, diese zu analysieren."

Kein Meisterschaftsfavorit, deshalb keine Notwendigkeit?

Gut möglich, dass Rapid dafür noch den ganzen August ausreizt. Doch "weniger Druck"? Bickel beharrt trotz mehrerer Nachfragen auf dem Standpunkt, dass in einer anderen Situation sofort gehandelt werden hätte müssen.

"Es wäre vielleicht etwas anderes, wenn wir als großer Meisterschaftsfavorit gestartet oder europäisch unterwegs wären. Beides sind wir nicht. Das bedeutet auch, dass wir in diesem Sommer die Möglichkeit haben, dem einen oder anderen eine Chance zu geben, also Sobczyk zum Beispiel oder jetzt natürlich auch Prosenik, der darauf lauert und uns jetzt zeigen kann, was er wirklich vor hat und wie er seine Rolle bei uns sieht."

Fehlender Europacup und die damit verbundene Doppelbelastung als Begründung klingen einleuchtend. Doch fehlender Druck, da man kein Meisterschaftsfavorit ist? Wäre nicht trotzdem ein guter Start in die Saison wichtig oder hakt man bereits nach der ersten Runde alles ab?

Was wäre also anders, wenn man als Favorit gestartet wäre, Herr Bickel? "Dann hätten wir nicht groß Zeit, da müsste man immer sofort handeln und vom ersten Spiel an bereit sein. Das sind wir heute natürlich auch, wobei wir aber mit vier Stürmern gut aufgestellt sind. Es ist allerdings, wie wir wissen ein Unterschied, ob man englische Wochen spielt, oder nicht. Somit ergeben sich aktuell auch mehr Freiräume bei uns, in denen wir die Entwicklungen genau mitverfolgen und situationsbedingt in Ruhe entscheiden können."

Sobczyk oder Prosenik? Bickel mischt sich nicht ein

Das heißt: Sobczyk und Prosenik stehen gegen St. Pölten im Blickpunkt. Ersterer hat mit seinen 20 Jahren erst 23 Bundesliga-Minuten in den Beinen, kickte davor vorrangig in der Regionalliga. Ein Risiko.

Ist Sobczyk somit noch zu grün hinter den Ohren für die Startelf? "Es ist ein wenig früh, das gebe ich durchaus zu. Aber es ist wieder der Situation angepasst. Jetzt hast du mal die Möglichkeit, einem jungen Spieler relativ schnell eine Chance zu geben." Aber: "Ich sehe, dass Sobczyk gewisse Qualitäten hat, die uns gut tun können. Aber auch für ihn ist es ein schwieriger Weg." Djuricin ordnete den Youngster als Stürmer Nummer drei ein, ansonsten hätte man auch bei ihm über eine Leihe für mehr Spielpraxis nachgedacht.

Zitate, wonach er deshalb Prosenik in die Startelf reklamiert, relativiert Bickel jedoch. Denn er würde Coach Djuricin nie in die Aufstellung hineinreden. Ein Austausch findet statt, die Meinung des Schweizers ist "Gogo" bekannt. Mehr jedoch nicht.

Bickel will seine Aussage somit folgendermaßen verstanden haben: "Ich könnte mir nur vorstellen, dass der Trainer eher auf die Erfahrung schaut." Somit könnte mit Prosenik ausgerechnet jener Stürmer den Vortritt bekommen, der eigentlich schon gar nicht mehr beim Verein sein sollte und nur mehr Angreifer Nummer vier ist.

Causa Prosenik: "Dann wäre mir lieber, er wäre wirklich nicht mehr da"

Diese Umschreibung findet Bickel zu hart. "Für mich ist wichtig, dass man mit dem Spieler ehrlich ist, der Trainer ihm auch sagt, wo er ihn sieht. Dass Prosenik auch weiß, dass er rein von der Vorbereitungszeit nicht erste oder zweite Wahl ist. Das muss ihm bewusst sein. Ich will nicht, dass ich nach zwei, drei Monaten einen unzufriedenen Spieler habe, weil er immer auf der Tribüne sitzt und diese Stimmung in die Mannschaft trägt. Das kann ich nicht ausstehen. Dann wäre mir lieber, er wäre wirklich nicht mehr da."

Das kolportierte Unverständnis, dass Prosenik seine Chance ausgerechnet beim kommenden Gegner SKN St. Pölten nicht nützte, schwächt der Geschäftsführer Sport ab: "Ich weiß, dass er ein gutes, langfristiges Angebot von St. Pölten hatte und das abgelehnt hat. Meine Aussage war, dass er sich seiner Sache hier schon ziemlich sicher sein muss, dass er so etwas ablehnt." Denn es sei unheimlich wichtig, dass der Stürmer über einen längeren Zeitraum zum Spielen kommt und nicht ein weiteres Jahr verliert. "Darum habe ich gesagt, dass ich verwundert bin."

Dieses Selbstvertrauen, der unbedingte Wille und die Hartnäckigkeit, bei Rapid den Durchbruch zu schaffen, spreche aber für den 24-jährigen Wiener und sei von Bickels Seite sogar zu unterstützen. Nun kann er sich beweisen: "Ich freue mich für Prosenik selber, dass er es uns jetzt zeigen kann und seine Chance kriegt. Ich erwarte eigentlich wirklich ein gutes Spiel von ihm - wenn er spielen sollte."

Doch selbst, wenn dieser aufzeigen sollte, wird es wohl bei einer kurzfristigen Lösung bleiben. Denn Joelinton kehrt schon im Wiener Derby zurück, bei Kvilitaia hofft man auf eine Rückkehr in zwei, drei Wochen. Und ein Neuzugang ist auch noch immer nicht vom Tisch.

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