Der FC Red Bull Salzburg ist um einen weiteren Rekord reicher.
54 Punkte weisen die "Bullen" nach 21 Runden in der Admiral Bundesliga auf - und damit so viele wie noch keine österreichische Mannschaft zu diesem Zeitpunkt der Saison vor ihnen.
Diese Bestmarke konnte die Truppe von Matthias Jaissle beim Kracher in der erstmals (fast) ausverkauften Raiffeisen Arena Linz mit einem 2:0-Sieg über den LASK (Spielbericht>>>), der gleichzeitig den zehnten Auswärtserfolg in Serie bedeutete, fixieren. Auch das ist Rekord.
Es war dies der erste Sieg der Mozartstädter in der Saison 2022/23 aus fünf Aufeinandertreffen mit den beiden heißesten Verfolgern Sturm Graz und LASK; nach aktuellem Stand beträgt der Vorsprung der Mozartstädter nach der Punkteteilung zum Start der Meistergruppe nur fünf Punkte auf die Steirer und neun auf die Oberösterreicher.
Kurzum: Auf Salzburg wartet trotz der Rekordbilanz das vermeintlich engste Titelrennen seit langer Zeit. Was Rekord-Trainer Matthias Jaissle eine Runde vor Ende des Grunddurchgangs zur spannenden Ausgangslage sagt?
"Es ist so, dass wir den kompletten Fokus auf uns richten. Wir haben einen sehr starken Grunddurchgang gespielt, was die Punkteausbeute angeht. Spielerisch haben wir von der Art und Weise seit Langem das gezeigt, was wir zeigen wollen. Deswegen geht der Blick nach vorne, wir wollen genau so drauf bleiben. Damit fahren wir sehr gut", so der Deutsche auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Linz.
Jaissle-Lob an den LASK: "Hat es hervorragend gemacht"
Auf der Gugl zeigte Jaissles Team speziell im zweiten Durchgang eine so gute Leistung, dass der 34-Jährige von "einem der besten Auswärtsspiele" seiner Ära spricht.
Tatsächlich hatten die Mozartstädter den Gegner aus der Stahlstadt in Hälfte zwei so gut im Griff wie lange nicht, allerdings agierte das Linzer Heimteam speziell in den ersten 25 Minuten selbst äußerst intensiv und giftig im Pressing, wurde ein ums andere Mal brandgefährlich und hätte mit etwas Glück sogar in Führung gehen können.
"In der ersten Halbzeit war der LASK eine Spur griffiger, aber wir haben sie auch sehr zu Ballgewinnen eingeladen. Das haben wir dann abgestellt und sind immer besser reingekommen", lautet das Fazit von RBS-Kapitän Andreas Ulmer.
Auch Jaissle spricht von "einem Spitzenspiel des LASK, der es in der ersten Halbzeit hervorragend gemacht hat. Von außen war es ein richtig cooles Spiel zum Anschauen. Es gab eine Phase, in der wir den LASK selbstverschuldet ins Spiel kommen haben lassen. Das haben wir in der Pause thematisiert und angepasst".
Die unwahrscheinlichen Mozartstädter Matchwinner
Den Unterschied zugunsten des Bundesliga-Spitzenreiters machten schlussendlich zwei unwahrscheinliche Matchwinner: Sekou Koita und Nicolas Seiwald.
Erstgennanter Malier war nach einer Dopingsperre und einem Kreuzbandriss zuletzt für fast zwei Jahre weg vom Fußball, zeigte im Frühjahr bereits des Öfteren, dass er am Weg zu alter Stärke ist, und brachte die "Bullen" in der Raiffeisen Arena nach 54 Minuten nach einem wunderbaren Doppelpass mit Oscar Gloukh in Führung.
"Ich fühle mich jetzt sehr wohl. Noch bin ich nicht in Topform, aber schon fast", so Koita nach seinem zweiten Frühjahrstor.
Der zweite Mozartstädter Torschütze, mit dem noch vor wenigen Wochen niemand rechnete, heißt Nicolas Seiwald. Der 21-jährige ÖFB-Teamspieler benötigte ganze 59 Bundesliga-Spiele, ehe er erstmals in Österreichs höchster Spielklasse anschreiben konnte. Seit seinem Premierentor vor vier Wochen kamen mittlerweile zwei weitere Treffer hinzu - der künftige Leipziger hat seinen Torriecher endlich gefunden.
Was Seiwald in der Winterpause mitgegeben wurde, dass es beim Mittelfeldallrounder plötzlich auch mit dem Toreschießen klappt?
"Den Auftrag, dass er vor der gegnerischen Box durchaus effizienter sein darf. In den letzten Wochen zeigt er, dass er das auch kann. Es gehört natürlich auch etwas Spielglück dazu, aber er kreuzt definitv öfter in der gegnerischen Box auf. Das ist ein Entwicklungsschritt, den er jetzt gemeistert hat", verrät Jaissle das Geheimnis hinter Seiwalds neuentdeckter Torgefahr.
Salzburg in der Meistergruppe kaum zu biegen
Nachdem nun auch die torungefährlichsten Spieler im Mozartstädter Kader plötzlich treffen und auch sonst in der Meisterschaft so ziemlich alles für die "Bullen" läuft, könnte man meinen, dass sie am Weg zum zehnten Meistertitel in Serie kaum zu stoppen sein werden.
Fakt ist allerdings auch, dass die Salzburger mit Sturm Graz den härtesten nationalen Konkurrenten seit vielen Jahren im Nacken haben, den sie seit mittlerweile vier Pflichtspielen in Folge nicht mehr bezwingen konnten, und auch gegen den LASK und Rapid jeder Zähler in der bisherigen Saison nur mit äußerster Mühe eingefahren wurde.
Doch obwohl die Meistergruppe so eng und spannend wie selten zuvor wirkt, bleiben die Salzburger haushoher Favorit auf den Titel. Das liegt zum einen an der enormen individuellen Qualität im Kader und an der Seitenlinie, zum anderen an der unglaublichen Gewinner-Mentalität, die die Mozartstädter Jahr für Jahr an den Tag legen.
Niemand drückt diese besser aus Andreas Ulmer, seines Zeichens zwölffacher Meister mit Salzburg.
"In den letzten Jahren war es nach der Punkteteilung auch immer sehr spannend, dann haben wir aber immer unser Spiel gezeigt und sind immer gut reingestartet. Wir haben in den Meisterrunden-Spielen kaum Punkte verloren, ich weiß gar nicht, wie die Statistik aussieht (von 120 möglichen Punkten wurden 101 geholt, Anm.). Wir waren immer sehr stark und wollen es jetzt wieder von Beginn an zeigen", so der 37-jährige Routinier.
Von Rekorden kann man nämlich nie genug bekommen, auch beim FC Red Bull Salzburg nicht...