Wie und wann geht es in der österreichischen Bundesliga nach der Corona-Krise weiter?
Diese Frage stellen sich vor allem die Spitzenfunktionäre der heimischen Vereine. Schließlich sind sie sich allesamt einig, dass nur eine baldige Rückkehr auf den Grünen Rasen, einen noch größeren wirtschaftlichen Schaden abwenden kann.
"Ich glaube, dass die Vereine in dieser Saison mit einem blauen Auge davonkommen", meinte LASK-Vizepräsident Jürgen Werner am Freitag in einem TV-Talk auf ORF Sport+. Das Damoklesschwert würde über der nächsten Saison hängen.
Werner wünscht sich so wie Salzburg-Geschäftsführer Stephan Reiter, Austria-Vorstand Markus Kraetschmer und Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek, dass die seit 10. März unterbrochene Meisterschaft zu Ende gespielt werden kann. Nächste Woche beraten ÖFB-Präsidium am Mittwoch und die Bundesliga in einer Video-Klubkonferenz, wie es weitergehen soll.
"Wir wollen es sportlich zu Ende bringen", sagte Reiter, betonte aber wie seine Kollegen, dass der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund stehen muss. "Es darf kein Mensch darunter leiden, nur weil wir Fußball spielen. Aber gleichzeitig wollen wir Schritt für Schritt wieder in die Normalität", meinte Peschek stellvertretend.
Zwei bis drei Wochen Vorbereitung nötig
Zwei bis drei Wochen Vorlaufzeit, also Mannschaftstraining, würden wohl nötig sein, um ein eventuell intensives Restprogramm bis in den Juli hinein abspulen zu können. Die Problematik, dass Spielerverträge dann bereits ausgelaufen sind, sollte lösbar sein, so der Tenor. Nicht zuletzt, weil in Österreich die meisten Verträge einen Zusatz beinhalten, dass die Vereinbarungen erst nach dem letzten Meisterschaftsspiel auslaufen. "Es gibt ein großes gemeinsamen Interesse, das da drüber steht", fasste es Reiter zusammen.
Das Interesse ist vor allem auch wirtschaftlicher Natur. "Es kann niemand seriös die wirtschaftlichen Auswirkungen nennen. Je länger die Phase dauert, desto schwieriger wird es. Wenn es nicht bald wieder Fußball gibt, ist das existenzbedrohend für viele Klubs, auch für die Austria", sprach Kraetschmer Klartext. Für Peschek sind von den drei Geschäftsfeldern nationaler Bewerb, internationaler Bewerb und Transfermarkt "zwei mit sehr großer Unbekannter ausgestattet und eine mit Fragezeichen".
Mit Sorge blicken die Verantwortlichen aber nicht nur einem erhofften sportlichen Saisonende entgegen, sondern schon Richtung nächster Saison. Sollten auch dann noch Spiele nur unter Ausschluss der Zuschauer möglich sein, droht ganz großes Ungemach. "Dann sind alle gefragt, Ausnahme vielleicht Salzburg. Ich glaube, die Vereine rüsten sich schon für diesen Fall", sagte Werner.
Fragezeichen hinter Sponsoren-Zukunft
Zudem ist offen, wie Sponsoren die Krise überstehen. Die Bundesliga hat die Lizenzierung für die nächste Saison jedenfalls am Freitag verschoben. Denn unter diesen Voraussetzungen sei die "Frage, können wir die Zwölferliga weiterspielen oder muss es Änderungen geben", so Kraetschmer.
Auf den Transfermarkt wird sich die Corona-Krise auf jeden Fall auswirken, sind sich die Entscheidungsträger einig. Ablösesummen und Spielergehälter werden wohl nach unten gehen. "Es wird schon im Sommer eine Nivellierung nach unten geben. Die ganz Guten werden trotzdem ihren Wert haben. Die zweite Etage und wo man sich zuletzt hochlizitiert hat, das wird sicher einbrechen", analysierte Werner, einst selbst Spielerberater.
Schmunzeln über Wöber-Gerücht
Auch Vereine wie Salzburg, die in den vergangenen Jahren mit der Spielerentwicklung viel Geld verdient haben, werden das zu spüren bekommen. "Natürlich wird sich das auf den europäischen Fußball auswirken. Wir hatten in den letzten fünf Jahren über 200 Millionen Euro Transfereinnahmen, wenn das wegbricht, ist das schon Thema", erläuterte Reiter, der auch erwartet, dass die Ausschüttungen der UEFA in den internationalen Bewerben nicht mehr das bisherige Niveau erreichen.
Lächeln musste Reiter, als er auf das angebliche interesse von Olympique Lyon an Verteidiger Maxi Wöber angesprochen wurde: "Es beruhigt mich, dass selbst in diesen Zeiten Transfergerüchte auftauchen. Das erinnert mich an die Normalität."