Die Trainer der Fußball-Bundesligisten erwarten vor dem Start in die zweite Saisonphase am kommenden Wochenende ein enges Rennen um den Meistertitel. In einer APA-Umfrage wollten einige der Coaches gar keine Favoriten nennen, andere taten es doch - und dabei fiel des Öfteren der Name Austria Wien.
Auch Titelverteidiger Sturm Graz und Ex-Serienchampion Red Bull Salzburg gelten als aussichtsreiche Anwärter, selbst dem WAC und Rapid werden Chancen eingeräumt.
Säumel glaubt an Titel
Austria-Trainer Stephan Helm gab sich zu diesem Thema zurückhaltend und meinte lediglich: "Einen Meistertipp gebe ich nicht ab, aber die Favoritenrollen in Österreich sind ohnehin klar. Für die Attraktivität der Liga ist es jedenfalls eine tolle Saison. Wir, Rapid und auch der WAC sorgen für Spannung in der Liga."
Helms Sturm-Kollege Jürgen Säumel hofft auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. "Es wird eine hart umkämpfte Meistergruppe, aber ich bin von der Qualität unserer Mannschaft überzeugt und glaube daran, dass wir am Ende die Nase vorne haben", erklärte der Ex-Teamspieler.
Letsch spricht von offenem Rennen
Sturm startet als Spitzenreiter vor der punktegleichen Austria in die Meistergruppe, der Dritte Salzburg liegt vier Zähler zurück. Trotzdem glaubt Trainer Thomas Letsch noch an einen Salzburger Eintrag auf dem Meisterteller.
"Die Meisterschaft ist heuer wohl spannender als jemals zuvor, denn es können theoretisch alle sechs Teams der Meistergruppe noch den Titel holen, weil punktemäßig alle sehr nah beisammen liegen. Für uns ist es wichtig, dass wir da noch mittendrin sind", sagte der Deutsche. Top-Meisterkandidaten seien jedoch andere. "Wenn man sich die Tabelle anschaut, sieht man, dass Sturm und Austria die Favoriten sind. Beide stehen nicht umsonst ganz vorn."
Kühbauer sieht Austria und Sturm vorne
WAC-Trainer Dietmar Kühbauer glaubt ebenfalls daran, dass sich Austria und Sturm den Titel untereinander ausmachen. Gleichzeitig sieht der Burgenländer aber aufgrund der Punkteteilung auch "realistische Chancen" für Salzburg und die sechs Zähler hinter der Spitze liegenden Rapidler. Deren Coach Robert Klauß sagte über den Titelkampf lediglich: "Es gibt dieses Jahr keinen klaren Favoriten, alle Teams liegen sehr eng beieinander."
Gerald Scheiblehner von Blau-Weiß Linz verortet aktuell die besten Karten bei der Austria, auch Hartbergs Manfred Schmid hält einen Titelgewinn seines Ex-Vereins für durchaus realistisch. Die Violetten machen für Schmid "einen sehr stabilen Eindruck. Das könnte den Unterschied ausmachen. Aber natürlich hat auch Sturm Graz genügend Klasse, um es wieder zu schaffen. Diese beiden Teams sind für mich die Favoriten."
Schopp tippt auf Salzburg
Laut Altach-Coach Fabio Ingolitsch hat die Austria eine große Chance, "da sowohl Salzburg als auch Sturm wackeln". Keine Tipps gaben Austria Klagenfurts Peter Pacult und WSG-Tirol-Betreuer Philipp Semlic ab, dafür legten sich LASK-Coach Markus Schopp und GAK-Sportchef Dieter Elsneg auf die Salzburger fest.
Letzterer meinte dazu: "Vor ein paar Wochen hätte ich noch anders getippt, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass sie im Aufschwung sind. Das hat man auch in den direkten Duellen mit Sturm Graz und der Austria gesehen."
Die "Bullen" wurden von 2014 bis 2023 ohne Unterbrechung Meister, ehe die Serie im Vorjahr riss - für Letsch keine überraschende Entwicklung. "Dass nach einer so langen Erfolgsphase auch Zeiten kommen können, in denen es nicht so klappt, ist im Fußball ganz normal. Das ist auch in anderen Ländern und Ligen der Fall."
Kühbauer glaubt an Salzburg-Rückkehr zu alter Stärke
Kühbauer freut sich über die neue Ausgeglichenheit der Liga, glaubt aber an eine baldige Rückkehr der Salzburger zu alter Stärke. "Ich glaube schon, dass sie die richtigen Schritte setzen werden, um wieder an die Dominanz der Vergangenheit anzuschließen - ob dies auch in gewohnter Form gelingt, wird sich zeigen."
Laut Schopp zeigt sich bei Salzburg "eine eklatante Überlegenheit bereits seit einigen Saisonen nicht mehr, da sich das Rennen um den Meistertitel schon in den vergangenen Jahren sehr knapp und eng gestaltet hat".
Pacult sieht die Konkurrenz gefordert, um den Abstand zu Salzburg weiter so klein wie möglich zu halten. Nach den Angaben von Ingolitsch liegt die Verantwortung beim einstigen Serienchampion selbst. "Salzburg hat mit Abstand die besten Bedingungen, das größte Talent und Know-how. Wenn sie wieder zu ihrer Identität finden, die sie ausmacht und jahrelang so stark gemacht hat, dann wird sie auch zukünftig keiner stoppen können."
Scheiblehner bezüglich Salzburg-Dominanz skeptisch
Praktisch keine Zweifel am Salzburger Comeback haben Schmid und Semlic. "Die Ressourcen sind nach wie vor groß, das Budget ist riesig, jetzt bekommen sie auch noch den Millionenregen für die Teilnahme an der Klub-WM. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie die Liga wieder komplett dominieren", meinte Schmid, und Semlic ergänzte: "Salzburg ist immer noch Salzburg und mit den Möglichkeiten, die sie haben, werden sie definitiv wieder dort hinkommen, wo sie schon waren."
Scheiblehner hingegen prophezeit den Salzburgern schwierige Zeiten. "Die österreichische Bundesliga ist eine starke Liga, deswegen gehe ich nicht davon aus, dass in den nächsten Jahren eine ähnliche Dominanz von ihnen möglich ist", erklärte der Oberösterreicher.