Der Modus in der Bundesliga steht nach seinem ersten Jahr auf dem Prüfstand.
Gemäß einem Beschluss der Vereinsspitzen wird die 2018 umgesetzte Reform in der kommenden Saison einer gründlichen Evaluierung unterzogen, die wesentliche Punkte wieder kippen könnte. Unter den Bundesliga-Trainern gibt es knapp eine Woche vor dem Ligastart kein klares Meinungsbild.
Kein Fan der im Winter 2016 beschlossenen Bundesliga-Reform ist Hartberg-Trainer Markus Schopp. Zwar sei das vielfach genannte Hauptkriterium, den Zuschauern mehr Spannung zu bieten, absolut erfüllt worden.
Problematisch sei jedoch, dass bei der Verfolgung dieses Ziels viele seiner Kollegen wegen vorzeitiger Entlassungen auf der Strecke geblieben seien. Das andere sei die Fehleranfälligkeit bei vielen Entscheidungen, "nicht nur von Schiedsrichter-Seite", sagt der Steirer am Dienstagabend in Wien.
Kühbauer bevorzugt anderen Modus
"Alles was man neu macht, kann nicht gleich funktionieren", betont Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer. Ihm persönlich sei die Zehnerliga allerdings grundsätzlich "immer lieber" gewesen.
"Weil man mit dem neuen Modus irgendwann eine Zweiklassengesellschaft haben wird. Ich wäre für eine Zwölferliga mit einer Relegation Elfter der Bundesliga gegen den Zweiten der zweiten Liga gewesen. Das wäre genauso interessant gewesen."
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Ein zentraler Baustein des neuen Systems mit zwölf Teams ist die Punktehalbierung nach der 22. Runde. Da erfolgt auch eine Teilung in zwei "Hälften", die je sechs Teams umfassen. Die Partien danach haben eine höhere Wertigkeit als jene davor.
"Durch die Punktehalbierung ist es nicht immer fair. Punkte, die man sich erarbeitet hat, sollte man behalten dürfen", meint Admira-Coach Reiner Geyer. "Aber es ist halt so in Österreich, da muss ich mich ein Stück weit anpassen und es so auch annehmen."
El-Maestro gegen Playoff-Systeme
Auch Nestor El Maestro stößt in das Horn der Kritiker. "Ich bin kein großer Freund vom Playoff-System und noch weniger von der Punkteteilung", sagt der neue Trainer von Sturm Graz.
"Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wenn auf der Welt schon etwas Erfolgreiches und Geiles existiert, dann sollte man sich daran orientieren und nicht etwas neu erfinden. Da, wo wir alle gerne hinschielen, die ganz großen Ligen, da spielt niemand ein Playoff und teilt die Punkte. Wo haben wir das Playoff-System? In kleinen, unerfolgreichen Fußballligen."
Die anderen neuen Gesichter unter den Bundesliga-Betreuern halten sich mit negativen Tönen hingegen zurück. "Da dies mein erstes Jahr als Trainer in der österreichischen Bundesliga ist, kann ich zu möglichen Veränderungen nicht sehr viel sagen", meint etwa Neo-Salzburg-Coach Jesse Marsch. "Aber was mir im vergangenen Jahr aus der Distanz schon aufgefallen ist, war, dass es vor allem zum Saisonende hin sehr viele spannende Spiele gab."
Ilzer von Zwölfer-Liga überzeugt
Zu keiner eindeutigen Antwort kommt auch LASK-Coach Valerien Ismael. "Ich muss erst fühlen, wie das ist", erklärt der Franzose. WAC-Trainer Gerhard Struber sagt, er nehme den Modus so, wie er ist. Ebenso pragmatisch zeigt sich Thomas Silberberger vom Aufsteiger WSG Tirol: "Wir sind ein Neuling, freuen uns, dass wir in der Bundesliga sind. Der Modus ist uns egal."
Als klarer Befürworter outet sich einzig Austria-Trainer Christian Ilzer. "Mein Job ist in der Unterhaltungsbranche. Da heißt es für Action zu sorgen, das nehme ich so an", führt der Neue bei den Violetten aus.
"Der neue Modus hat für Spannung gesorgt. Dass es für uns Trainer nicht so optimal war, ist klar. Aber es ist unser Job." Einzig über die Punkteteilung für das untere Playoff könne man sich Gedanken machen. Denn: "Da geht es um existenzielle Geschichten."
Schopp: "Man muss sich Gedanken machen"
Angesprochene Punkteteilung ist einer der Punkte, die während der Saison mit Vereinsvertretern und anderen Beteiligten (Zuschauer, Medien etc.) einer strengen Prüfung unterzogen werden. Auch die Kapitäne der Klubs sollen in dem Evaluierungsprozess ihre Stimme bekommen. Auf Basis dessen sollen etwaige Anpassungen erdacht und eventuell beschlossen werden, sofern es dafür eine Mehrheit unter den Klubvertretern gibt.
"Man muss es wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum beobachten und diese Eindrücke aus einer Saison richtig gewichten", räumt Hartberg-Trainer Schopp ein.
Schnellschüsse nach der Spielzeit 2018/19 wären seiner Meinung nach auch nicht der richtige Weg gewesen. Dennoch stehe für ihn fest: "Wenn am Ende die Spannung der einzige Preis ist, aber die absolute sportliche Fairness irgendwo auf der Strecke bleibt, dann muss man sich Gedanken machen."