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Freund plant mit Jaissle-Verbleib in Salzburg

Der Mozartstädter Sportchef lässt anklingen, dass der Deutsche der erste Salzburg-Trainer der Red-Bull-Ära werden könnte, der länger als zwei Jahre bleibt.

Freund plant mit Jaissle-Verbleib in Salzburg Foto: © GEPA

Kaum etwas hat im österreichischen Fußball so viel Konstanz wie der Rhythmus an Trainerwechseln beim FC Red Bull Salzburg.

Roger Schmidt, Oscar Garcia, Marco Rose, Jesse Marsch – sie alle wagten am Ende ihrer zweiten Saison in der Mozartstadt einen Karrieresprung.

In den letzten zehn Jahren wirkten mit Adi Hütter (ein Jahr), Peter Zeidler (fünf Monate) und Thomas Letsch (interimistisch für drei Wochen) nur drei Trainer für eine Saison oder weniger an der "Bulen"-Seitenlinie. Länger als zwei Jahre blieb ein Coach seit der Red-Bull-Übernahme 2005 überhaupt noch nie in Salzburg.

So viele Auswärtssiege sammelte noch kein Bundesliga-Trainer

Eigentlich wäre alles dafür angerichtet, dass Matthias Jaissle dem Muster seiner Vorgänger folgt. Der 35-Jährige steht am Ende seiner zweiten Saison in Salzburg, hat die "Bullen" im Europacup zu neuen Höhen geführt und steht mit ihnen in der Bundesliga unmittelbar vor dem nächsten Meistertitel.

In der aktuellen Saison hat der Deutsche mit seinem blutjungen Team des weiteren schon einige Bundesliga-Rekorde gebrochen – erst am Sonntag kam mit dem 1:0-Auswärtssieg über den LASK (Spielbericht>>>) die beeindruckende Bestmarke von 13 Auswärtssiegen innerhalb einer Saison hinzu. Noch nie zuvor siegte eine Bundesliga-Mannschaft binnen einer Spielzeit so häufig in der Fremde – und das obwohl erst 29 Runden gespielt sind.

Kurzum: Jaissle wäre eigentlich reif für den nächsten Schritt in seiner Trainerkarriere. Einer sieht das allerdings anders: Christoph Freund.

Jaissle-Abgang "nicht unser Plan"

Auf die Feststellung, dass seit 2005 noch nie ein Salzburg-Coach länger als zwei Jahre blieb, entgegnet der Mozartstädter Sportchef: "Dann wird das in Zukunft vielleicht jetzt einmal so sein. Man weiß nie, was im Fußball in den nächsten Wochen passiert, aber aktuell ist es (ein Abgang von Matthias Jaissle, Anm.) nicht unser Plan."

Zumal es festzuhalten gilt, dass Jaissles Vertrag erst im Mai 2022 vorzeitig bis 2025 verlängert wurde. Dennoch wurde der Deutsche in den letzten Wochen immer wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. So soll Eintracht Frankfurt großes Interesse zeigen, aus England kamen zuletzt Gerüchte auf, wonach der AFC Sunderland den Deutschen auf dem Zettel hat.

"Ich habe mit keinem Verein gesprochen", hält Freund fest.

Sollte Jaissle den Klub dennoch verlassen, wäre ein Mann der aufgelegte Nachfolger: Gerhard Struber. Freund pflegt weiterhin Kontakt zum ehemaligen Liefering-Trainer, der erst vor Kurzem bei den New York Red Bulls entlassen wurde und sich demnach auf Vereinssuche befindet.

Freund dazu: "Das ist aktuell kein Thema. Er ist ein guter Trainer, aber damit habe ich mich nicht beschäftigt. Wir haben einen guten Trainer, mit dem wir jetzt hoffentlich Meister werden." Und auch kommende Saison zusammenarbeiten werden? "Das wäre das Ziel, ja."

Ist ganz Fußball-Österreich gegen Salzburg?

Besagte Meisterschaft wäre für die Salzburger die zehnte hintereinander. Am kommenden Sonntag könnte sie mit einem Sieg gegen ausgerechnet den SK Sturm Graz, der den "Bullen" nicht nur seit Saisonbeginn lästig im Nacken hängt, sondern sie auch noch aus dem ÖFB-Cup warf, fixiert werden.

Ob nun Revanche angesagt ist? "Unser wichtigster Titel ist die Meisterschaft. Man hat sowieso gesagt, dass wir irgendwann im Cup verlieren, das passiert irgendwann. Es war trotzdem enttäuschend, aber viel wichtiger ist der Meistertitel", so Freund.

Dass dieser nicht wie gewohnt schon mehrere Wochen bis Monate vor Saisonende feststeht, ist zum einen in der stark punktenden Konkurrenz begründet, zum anderen darin, dass die Mozartstädter in der bisherigen Meistergruppe bisher ungewohnt oft remisierten, was wiederum mitunter an der extremen Verletzungsmisere im Mozartstädter Kader liegt.

"Wenn man weiß, wie viele Verletzte wir haben, dass man aus dem letzten Loch pfeift - Hut ab vor der Mannschaft. In Graz, wo jeder erwartet hat, dass wir verlieren, gewinnen wir 2:0. Auch heute, wo es für ganz Österreich angerichtet war, dass wir verlieren, haben wir 1:0 gewonnen", hält Freund nach dem Sieg in Linz fest.

Ob er damit andeuten möchte, dass ganz Fußball-Österreich auf ein Ende der Salzburger Meisterserie hofft? "Das ist normal. Wenn man nach Deutschland schaut, ist es auch so, dass ein ganzes Land einen anderen Meister sehen will. Aber wir geben alles dafür, dass wir es wieder wieder werden."

Sturm agiere zwar "richtig gut", aber die verletzungsgeplagte Salzburger Mannschaft "hält bis jetzt super stand", so Freund, der sich jetzt auf ein "Finale dahoam" freut.

Die positiven Aspekte der Verletzungsmisere

Die Hintergründe des Verletzungsteufels, der die Salzburger schon fast die komplette Saison begleitet, werden laut Freund zwar hinterfragt, "aber es waren auch viele unglückliche Verletzung wie Brüche dabei. Wir schauen uns natürlich alles an, es ist ganz wichtig, dass man die Verletzungsanzahl herunterschraubt, weil darunter die Kader-Qualität leidet".

Die vielen Ausfälle bringen allerdings auch positive Aspekte mit sich: "In der letzten Woche ist schon nochmal etwas Besonders entstanden. Die Mannschaft wurde nochmal richtig zusammengeschweißt, das spürt man auch an der Energie am Platz."

Zudem sammeln zahlreiche Youngsters wie Winter-Neuerwerbung Oscar Gloukh, oder die Lieferinger Talente Karim Konate, Dijon Kameri und Samson Baidoo, der am Sonntag sein Startelfdebüt gab, früher als eigentlich geplant enorm wertvolle Profi-Erfahrung.

Unter anderem profitierte Benjamin Sesko von der momentanen Verletzungsmisere>>>

Aber auch dieser Aspekt bringt eine Kehrseite mit sich: Da zuletzt zahlreiche Lieferinger in den Salzburger Matchkader hochgezogen wurden - und sei es nur, um die Bank aufzufüllen - geriet der Mozartstädter Kooperationspartner selbst in arge Personalnot, die darin mündete, dass Liefering aktuell erstmals seit dem Aufstieg in die 2. Liga mitten im Abstiegskampf steckt. Nur zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf Rang 14, der womöglich gleichbedeutend mit einem Abstieg in die Regionalliga wäre, aktuell.

Ein solcher Abstieg würde für die Salzburger Talentefabrik, in der Liefering eine elementare Rolle spielt, wohl schwerwiegende Auswirkungen haben. "Es ist ein ganz wichtiger Faktor, dass unser Kooperationspartner in der 2. Liga bleibt", meint Freund dazu.

Jaissle kann sich auf seine Jüngsten verlassen

Letztlich kann es für Salzburg aber nur positiv sein, dass momentan dermaßen vielen Leistungsträgern von morgen so früh in ihrer Karriere eine große Verantwortung zukommt.

Das ist der Weg, den wir in Salzburg gehen. Wir haben unglaublich viele Ausfälle zu kompensieren, aber wir haben junge Talente in der Hinterhand. Wenn ein Youngster auf diesem Niveau besteht, ist es schön zu sehen.

Matthias Jaissle

So erklärt Matthias Jaissle zum starken Debüt von ÖFB-Abwehrhoffnung Baidoo etwa: "Das ist der Weg, den wir in Salzburg gehen. Wir haben unglaublich viele Ausfälle zu kompensieren, aber wir haben junge Talente in der Hinterhand. Es ist schön zu sehen, dass sie Einsatzzeit auf höchstem Niveau, wo ordentlich Druck da ist, bekommen. Wenn ein Youngster da besteht, ist es schön zu sehen."

Allerdings muss der 35-Jährige auch zugeben: "Die vielen Ausfälle machen mich ein paar Jahre älter. Aber es ist auch eine coole Geschichte, immer wieder mit neuen Herausforderungen umzugehen. Das sind Challenges, die man angehen und mit den Kollegen im Staff bewältigen muss. Das macht den Fußball aus, er ist so komplex und spannend. Wenn das dann von Erfolg gekrönt ist, ist es noch um eine Spur leichter."

Es sind Worte, die nicht unbedingt nach einem baldigen Abschied Jaissles klingen. Vielleicht geht Christoph Freunds Plan, erstmals einen Erfolgstrainer mehr als zwei Jahre beim Verein zu halten, ja tatsächlich auf.

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