Am Sonntagabend um 19 Uhr erfuhr Gerhard Struber, worüber Stunden darauf bereits vieles hindeutete: Der 47-Jährige wird nicht länger Trainer des FC Red Bull Salzburg sein.
Das Aus des Kuchlers ist seit Montagmittag offiziell>>>
Eine Entscheidung, die aufgrund der jüngsten Entwicklungen nicht überrascht, aber dennoch eine Ausnahme darstellt. Denn, dass in Salzburg während der Saison ein Trainer entlassen wird, kommt höchst selten vor. Zuletzt vor über neun Jahren, als Peter Zeidler im Dezember 2015 vorzeitig gehen musste.
Alle bisherigen Trainer in der Ära Red Bull Salzburg
Bis zum Saisonende übernimmt nun der bisherige Liefering-Coach Onur Cinel, seines Zeichens auch Co-Trainer von Ralf Rangnick im ÖFB-Team.
Jüngste Entwicklung hat Salzburg "zum Handeln gezwungen"
Bei den "Bullen" sah man sich, da Sturm Graz am Wochenende an Punkten gleichziehen konnte, aber mit der ernsten Gefahr konfrontiert, den Meistertitel erstmals seit 2013 nicht in die Mozartstadt zu holen.
"Wir haben vor allem in den letzten Spielen eine Entwicklung gesehen, die uns jetzt einfach zum Handeln gezwungen hat", bestätigt auch Geschäftsführer Stephan Reiter auf der Pressekonferenz, bei der Cinel als Interimstrainer vorgestellt wurde.
Gerhard Struber hatte keine einfache Amtszeit. Als erster Trainer seit Ricardo Moniz, der 2011 (!) zu einem ähnlichen Zeitpunkt übernahm, hatte er bei seinem Einstieg weder Sommer- noch Winter-Vorbereitung, um die Mannschaft auf seine Spielidee zu trimmen.
Doch auch nach dem Winter, trotz intensiver Vorbereitung, stotterte der Salzburger Motor weiter. "Gerhard hat die Mannschaft in einer herausfordernden Zeit übernommen" zeigt Reiter aber auch Verständnis. Er, wie auch Seobuchner, betonten zudem mehrmals das gute Verhältnis zu Struber.
"Bauernopfer hin, Bauernopfer her. In erster Linie ist natürlich der Trainer dafür verantwortlich, dass die Performance am Platz und die Entwicklung der Spieler gewährleistet ist."
Das am Ende aber nichts nützte, der Fußball hat eben seine Gesetze, denn es gäbe eben auch "klare Klubziele, denen wir alles unterordnen müssen und sollten", stellt Sportdirektor Bernhard Seonbuchner klar. Dass Struber diese noch erreichen kann, stand bei den Verantwortlichen in Zweifel, als "Bauernopfer" will man ihn in Salzburg aber nicht sehen.
"Bauernopfer hin, Bauernopfer her. In erster Linie ist natürlich der Trainer dafür verantwortlich, dass die Performance am Platz und die Entwicklung der Spieler gewährleistet ist", so Reiter. Ein Aspekt, den man bei Struber offenbar nicht mehr gewährleistet sah. "Ob Bauernopfer oder nicht, das möchte ich jetzt nicht beurteilen", fügt Reiter an.
"Am Ende des Tages ist es so, dass man sich zentrale Fragestellungen beantworten muss." Die Antwort darauf lautet, zumindest bis Saisonende, Onur Cinel.
Cinel hat "nicht lange überlegen müssen"
"Ich habe nicht lange überlegen müssen, das lag auch am Vertrauensverhältnis zwischen Stephan, Bernhard und mir", erklärt der Rangnick-"Co". Der freilich auch den Vorteil mitbringt, dass er zahlreiche Kicker aus Liefering und/oder dem ÖFB-Team gut kennt.
Für ihn sei nun vordergründig, "sofort eine gewisse Atmosphäre zu kreieren. Es geht natürlich aber auch darum, intensiv zu arbeiten, weil das letztendlich die Basis ist, für erfolgreiche Spiele und gute Ergebnisse", so der 38-Jährige. Und diese wird es brauchen, denn nichts weniger als der elfte Meisterteller en suite ist das klare Ziel.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl ans Team
Mit Cinel wolle man einen "neuen Impuls auslösen", betont Reiter, um so auch der Mannschaft "wieder diese Sicherheit zurückzugeben. Weil wir sind im Klub alle davon überzeugt, dass die individuelle Qualität unserer Spieler dementsprechend ist."
Ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl, auch die Mannschaft wird in den kommenden Wochen ihr wahres Gesicht zeigen müssen.
"Natürlich ist die Mannschaft gefordert, hier entsprechend mitzuziehen und sich dem neuen Setting sofort anzupassen, alles dafür zu tun, um die Klubziele zu erreichen", stellt Seonbuchner klar.
"Da geht es jetzt schnellstmöglich darum, dass die als totale Einheit auftreten, damit dann auch jeder spürt, dass es da auch ein klares Ziel gibt, dass jeder verfolgt", fügt er an.
"Man braucht jetzt nicht über Gräben und einen oder mehrere Stränge zu sprechen. Es geht darum, dass man sie jetzt bündelt und auf die Piste bringt."
Gerüchte, wonach es Risse im Teamgefüge gäbe, machten zuletzt immer wieder die Runde, man brauche jetzt aber nicht "über Gräben und einen oder mehrere Stränge zu sprechen. Es geht darum, dass man sie jetzt bündelt und auf die Piste bringt", hält Seonbuchner fest.
Hier setzt man großes Vertrauen in Cinel. "Wir haben das Potenzial in der Mannschaft immer wieder aufkeimen gesehen, ich bin überzeugt, dass dieser neue Impuls mit Onur ausgelöst werden kann", hofft Stephan Reiter. Sportdirektor Seonbuchner ist sich sicher, die Mannschaft möchte "das Klubziel genauso erreichen, sie möchte auch Meister werden", stellt auch er zwischen den Zeilen die Rute ins Fenster.
Wie geht es ab Sommer weiter?
Cinel wird im Sommer zum FC Liefering zurückkehren, wie betont wird. Dieser wiederum wird interimistisch von Ex-Sturm-Star Daniel Beichler betreut (Alle Infos>>>).
Wer ab Sommer bei Red Bull Salzburg an der Linie steht, wird sich erst in den kommenden Wochen entscheiden. LAOLA1-Informationen zufolge, ist Bo Svensson ein heißer Kandidat. Im Moment beschäftige man sich aber nur mit Onur Cinel, wie Seonbuchner betont.
"In weiterer Folge gibt es dann genügend Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie es auf der Trainerposition in Salzburg ab der kommenden Saison weitergeht", so Seonbuchner abschließend.