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Damir Canadi packt nach Rapid-Ende erstmals aus

Was ihn schmerzt, was ihn traf, was er besser machen muss:

Damir Canadi packt nach Rapid-Ende erstmals aus

Damir Canadi bricht sein Schweigen! Rund eineinhalb Monate nach seinem Aus beim SK Rapid und einer bewusst genommenen Auszeit nimmt der 47-jährige Wiener bei "ServusTV" erstmals zu seinem Scheitern Stellung.

"Du merkst ziemlich schnell, dass die Spieler in einer Komfortzone waren, dass der Hunger zum Erfolg nicht so da war. Das Team hatte nicht die Qualität, wie ich es erwartet hatte", analysiert der Coach.

Was Canadi fehlte? "Ich habe das Vertrauen nicht so bekommen, das du als Trainer brauchst."

"An Basics gescheitert" und fehlendes Vertrauen

Canadi ging als schlechtester Rapid-Trainer der Geschichte ein, mit nur 0,79 Punkten im Durchschnitt.

Die Mannschaft stand seit seiner Vorstellung zum Faschingsbeginn am 11. November 2016 unter Druck, war verunsichert. Canadi jedoch war voller Tatendrang, wollte seinen Aufstieg als Trainer vorantreiben. Doch bei Rapid stand er an.

Dabei gesteht er durchaus selbst Fehler ein: "Ich bin an den Basics gescheitert, die man sonst eigentlich ganz am Anfang macht. Aufgrund von Verletzungen haben einige Führungsspieler gefehlt. Das Gespräch mit dem Spielerrat hat nicht stattgefunden, damals wollte man einfach in den Winter. Es waren sehr intensive Wochen, wo du nicht noch mehr verunsichern wolltest. Aber dadurch bleibt man stehen, weil das Vertrauen auf beiden Seiten fehlt. Das würde ich besser machen beim nächsten Job."


Das sagten Spieler und Trainer nach Rapids 1:0 gegen Sturm:


Bereits beim ersten Medientermin gab Canadi zu, dass er in eine neue Welt eintauchte, das Interesse war riesig, der Druck enorm - so etwas war er aus Altach, das er sensationell bis in den Herbst auf Platz 1 führte, nicht gewöhnt.

"Nicht unter der Gürtellinie, so gehe ich nicht mit Spielern um"

Bei Rapid war er vom ersten Tag an gefordert, die Anspannung hatte sich damals bereits auf den kompletten Verein übertragen und war auch bei allen Mitarbeitern zu spüren. Die ausgegebene Mission 33, das neue Stadion - das kostete allen Beteiligten viel Kraft.

"Es waren viele schwierige Situationen und nicht leicht im Verein, mit den Fans, aber für mich war es trotz allem eine lehrreiche Zeit. Jeden Tag, am oder neben dem Platz, die Medienlandschaft, das Sponsoring, im Business-Klub, wo du Rapid darstellen musst. Eine extrem lehrreiche Zeit."

Doch Canadi verließ den Klub mit keinem guten Ruf. Ihm wurde mangelnde Sozialkompetenz vorgeworfen, Christoph Schösswendter soll er vorgeworfen haben, "nicht kicken zu können".

"Wie soll ich mir das vorstellen? Ich gehe nicht alleine durch die Kabinen, da gibt es niemanden, der so etwas von mir gehört hätte. Es hat niemand von mir heftige Töne gehört. Ich habe viele Mannschaften trainiert, mit Respekt und immer mit einem Teamentwickler zusammengearbeitet, der auf Kommunikation wertlegt. In unserer Situation habe ich schon versucht, Reize zu setzen, aber nicht unter der Gürtellinie, so gehe ich nicht mit Spielern um. Das kam aus verschiedenen Quellen, wurde aber nie bestätigt", rechtfertigt sich Canadi im Bezug auf Schösswendter, der laut "Weltfussball" damals "wie ein Rotzbua" behandelt wurde.

Canadi vs. Medien: "Das hat mich sehr getroffen"

Louis Schaub bekam ebenso sein Fett weg, weil er zu viel dribbelte. Angeblich wünschte ihm Canadi laut Zeitungsbericht, dass er gefoult werde, um sich dies abzugewöhnen. Die Endabrechnungen diverser Medien schmerzten Canadi besonders. Auch das Gerücht, es hätte nach seinem Abschied aus Altach eine Kabinenparty gegeben.

"Das sind Dinge, die mich nach meiner Entlassung sehr getroffen haben, auch meine Familie. Altach hat sich davon distanziert. Ich bin auf eine gute, freundschaftliche Art gegangen, lebe mittlerweile in Vorarlberg und bin dem Verein sehr verbunden. Aber das war schon heftig, wenn du so etwas liest."

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Auch diverse andere Journalisten konnten mit Canadi nicht. Das Verhältnis zwischen Trainer und Medienlandschaft war schnell angeknackst, kritische Fragen wurden heruntergespielt, einige verbal angegriffen.

"Es waren nur einzelne Journalisten, die auf persönlicher Ebene nachgehaut haben. Die haben mich mitgenommen. Es waren Interviews ohne Quellen, das hatte nichts mit Sportlichem zu tun, die waren sehr heftig", blickt Canadi auf eine schwierige Zeit zurück.

"Das war sicher auch überzogen von mir"

Wie es soweit kommen konnte, dass sich Canadi mehrmals mit Medienvertretern anlegte und schlussendlich die Rechnung präsentiert bekam?

"Ich war vielleicht in Situationen emotional, bin hungrig und wollte gewinnen. Ich war auch ein Typ, der sich zugetraut hat, mit Altach Meister zu werden, ich habe meine Gedanken nach außen getragen. Dann hat es aber nicht funktioniert. Dann kamen Fragen, warum wir mit vier Innenverteidigern spielen, obwohl alle anderen Defensivspieler verletzt waren. Das war sicher auch überzogen von mir, aber definitiv nicht unter der Gürtellinie oder beleidigend. Das habe ich aber mit dem Interview zurückbekommen. Es gibt wenige, die so behandelt werden, vielleicht noch in der Politik."

Canadi zieht seine Lehren aus dieser Zeit. Die Enttäuschung soll schon bald jenem Hunger weichen, um die Dinge in Zukunft besser zu machen.

"Der Umgang mit den Medien ist besser zu machen, auch die Basics gehören erledigt. Das sind Dinge, die du besser machen möchtest. Das hat sehr viele Jahre gut funktioniert. Ich muss weiter an meine Stärken glauben und selbstbewusst bleiben. Ich weiß, was, wer und wie ich bin. Mein Umfeld weiß es. Was mir nachgesagt wird - davon sind viele Sachen nicht so, wie sie dargestellt wurden.

"Es tut mir leid für Rapid"

Rapid wünscht er nur das Beste, auch Goran Djuricin und Martin Bernhard, die von ihm ins Trainerteam geholt wurden und nun interimistisch die Mannschaft zum Klassenerhalt führten. Canadi meint sogar: "Es tut mir leid für Rapid, dass ich mit ihnen nicht die Erfolge feiern und die Mission nicht erfüllen konnte."


Highlights SK Rapid Wien - SK Sturm Graz:


Der Einzug ins Cup-Finale sei positiv, um die Chance auf den Europacup zu wahren. Dafür wünscht der Ex-Trainer den Hütteldorfern alles Gute.

Jobangebot kam zu früh für Canadi

Und wie geht es mit Canadi weiter? Die genommene Auszeit war auch eine Art Schutzmechanismus, um abzuschalten.

"Es war wichtig, die Auszeit zu nehmen, um einen klaren Kopf zu bewahren und sich auf die neuen Ziele zu fokussieren."

Relativ flott flatterte sogar ein Angebot ins Haus - aus Österreich war es nicht, wie Canadi bestätigt. Doch es war zu früh und nicht konkret genug.

"Ich musste noch Energie sammeln, war jetzt sehr lange im Geschäft, 7-8 Jahre im Profibereich kosten Kraft und Energie. Wenn das wiederhergestellt ist, dann bin ich wieder bereit. Ich freue mich in Zukunft auf neue Aufgaben."

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