Notenschluss in der österreichischen Bundesliga!
Mit dem Ende des 32. und letzten Spieltags haben alle zwölf Bundesligisten genug Bewertbares abgeliefert, um eine Leistungsbeurteilung zu wagen, auch wenn die Wiener Austria, der SCR Altach und der TSV Hartberg noch im Playoff-Einsatz sind.
Wie hunderttausende Schüler in Österreich in diesen Tagen gibt es deswegen nun auch für die Teams der Bundesliga ein Zeugnis. LAOLA1 stellt dieses aus und bewertet alle Klubs in den "Fächern" Offensive, Defensive, taktische Ausrichtung, Transfer-Qualität und Verhalten mit Noten von Sehr gut bis Nicht genügend. Heute mit der St. Pölten, Austria und Altach:
9. SKN St. Pölten
Gesamtnote: "Genügend"
Alexander Schmidt kam im Vorsommer mit großen Ambitionen aus dem Nachwuchs des FC Red Bull Salzburg zum SKN. Nachdem der Deutsche mit den St. Pöltnern den Grunddurchgang auf dem letzten Tabellenrang abschloss, musste er allerdings gehen und wurde durch Robert Ibertsberger ersetzt. In der Qualigruppe siegten die "Wölfe" gleich fünf Mal, zeigten großteils ansprechende Leistungen und sicherten sich den Klassenerhalt schließlich souverän. Glänzen konnten die Niederösterreicher, die im Vorjahr noch die Meistergruppe erreichten, aber zu selten.
Offensive: "Genügend"
Die Saison begann für den SKN im Hinblick auf die Offensive äußerst unglücklich. Nachdem der Vertrag mit Taxiarchis Fountas aufgrund einer angeblichen Verletzung nicht verlängert wurde, Torjäger Kwang-ryong Pak mit einem Wadenbeinbruch den Saisonstart verpasste und die St. Pöltner von der UEFA eine umstrittene Transfersperre auferlegt bekamen, waren die SKN-Sturmreihen zu Beginn mehr als dünn besetzt. Pak kam noch im Oktober zurück und machte sich mit fünf Saisontoren zum besten SKN-Torschützen, fiel in der Qualigruppe aber erneut verletzt aus. Im Winter konnte St. Pölten endlich shoppen gehen und tat dies vor allem im Offensivbereich fleißig, wobei Cory Burke (4 Tore, 2 Assists) und Außenverteidiger Kofi Schulz (1 Tor, 4 Assists) besonders einschlugen.
Defensive: "Genügend"
Unter Alexander Schmidt, der nach St. Pölten den offensiven Spielstil aus Salzburg mitnahm, kassierten die "Wölfe" teilweise empfindliche Niederlagen und gleich 55 Gegentore im Grunddurchgang. Im unteren Playoff konnten sich die Niederösterreicher unter Robert Ibertsberger schließlich stabilisieren und mussten nur mehr elf Treffer einstecken, wobei natürlich in der Qualigruppe offensiv andere Kaliber unterwegs waren. Vor allem die leihweise Verpflichtung von Christoph Klarer zahlte sich voll aus. Der ÖFB-Nachwuchsteamspieler bewies auf Anhieb sein Können im Männerfußball, bildete in der Qualigruppe gemeinsam mit Ahmet Muhamedbegovic und Luan eine äußerst stabile Dreierkette und darf nun unter Ralph Hasenhüttl die Sommervorbereitung bei Stammverein FC Southampton mitmachen. Goalie Christoph Riegler spielte nicht mehr eine ganz so starke Saison wie noch im Vorjahr, konnte aber auch heuer überzeugen.
Taktische-Ausrichtung: "Befriedigend"
Hier wird es besonders schwierig, eine allgemeine Note zu vergeben, nachdem der SKN vor und nach dem Trainerwechsel zwei ziemlich unterschiedliche Gesichter zeigte. So hätte sich Alexander Schmidt, der sicher auch Opfer der St. Pöltner Transfersperre wurde, wohl maximal einen "Vierer" verdient, während Robert Ibertsbergers Leistung an der Seitenlinie im unteren Playoff mindestens mit "Gut" zu bewerten wäre. Beide Coaches setzten zumeist auf eine Dreierkette in der Defensive, wobei jene von Ibertsberger - auch aufgrund des hochwertigeren Spielermaterials - deutlich gefestiger wirkte. Im Sturm kamen im Winter gleich mehrere Offensivoptionen dazu, weshalb Ibertsberger im unteren Playoff einen Dreiersturm mit schnellen Flügelspielern forcierte, während Schmidt meist nur zwei Stürmer aufstellte.
Transfer-Qualität: "Befriedigend"
Die Transfer-Qualität der St. Pöltner kann man aufgrund der Transfersperre erst ab dem Winter wirklich bewerten. Die bereits angesprochenen Christoph Klarer, Kofi Schulz, der eigentlich schon im Sommer verpflichtet und vorerst in Amstetten geparkt wurde, und Cory Burke schlugen voll ein und waren alle ein richtiger Gewinn für das St. Pöltner Spiel. Auch Alan, der erstmals in Österreichs höchster Spielklasse aktiv war, konnte genauso wie der vom LASK ausgeliehene Nicolas Meister gute Ansätze zeigen. Als Flops sind hingegen Michael Schimpelsberger, der bereits seit Sommer mittrainierte, und Stefan Stangl zu bewerten. Auf Abgangsseite schmerzte der Winter-Abgang von Husein Balic zum LASK, der aber ohnehin nicht zu halten gewesen wäre, und auch, dass bei der Diagnose von Taxiarchis Fountas, dessen Schulterverletzung nicht so schlimm war, wie angenommen, von Seiten des Griechen nicht alles korrekt ablief und der SKN ihn deswegen im Sommer gratis nach Hütteldorf ziehen ließ.
Verhaltensnote: "Wenig zufriedenstellend"
Seit dem Aufstieg des SKN in die Bundesliga zur Saison 2016/17 belegten die Niederösterreicher immer einen der beiden letzten Plätze in der Fairnesstabelle und auch heuer gaben sich die "Wölfe" teilweise zu unfair und sind so das klare Schlusslicht der Fairnesstabelle. Gleich vier St. Pöltner wurden mit glatt Rot ausgeschlossen, nämlich Luan, Rene Gartler, Daniel Schütz und Christoph Klarer. Dazu kommen Ampelkarten für Dominik Hofbauer, Robert Ljubicic, Cory Burke, Manuel Haas und Nico Gorzel. 82 Gelbe Karten machen in dieser Wertung Platz zwei hinter der Admira (86) aus. Neun oder mehr Ausschlüsse für ein Team innerhalb einer Saison gab es seit der Spielzeit 2014/15 nicht mehr, wobei man erwähnen muss, dass der SK Sturm in dieser Saison ebenfalls neun Rote Karten kassierte. Abseits des Sportlichen fielen die St. Pöltner aber nicht ungut auf.
8. SCR Altach
Gesamtnote: "Befriedigend"
Zu Beginn der Saison sah es so aus, als würde Altach in den Abstiegskampf der Bundesliga verwickelt werden und Coach Alex Pastoor die Spielzeit nicht überleben. Ab dem 16. Spieltag verloren die Vorarlberger aber nur mehr drei Spiele, zeigten vor allem im Frühjahr starke Leistungen und konnten sogar Meister Red Bull Salzburg mit 3:2 bezwingen. So dürfen sich die Rheindörfler sogar noch Hoffnungen auf den Europacup machen, am Mittwoch treten sie im Halbfinale des Europa-League-Playoffs in Wien gegen die Austria an (20:30 im LIVE-Ticker). Pastoor sitzt mittlerweile fest im Sattel und wurde im April mit einer Vertragsverlängerung belohnt.
Offensive: "Befriedigend"
Das Toreschießen wird in Altach auf mehrere Schultern verteilt, einen klaren Einsertorjäger gibt es nicht mehr, seit Mergim Berisha nach einem starken Herbst mit sieben Treffern nach Salzburg zurückbeordert wurde. Die beiden Hauptattraktionen im Angriff der Vorarlberger hießen Christian Gebauer und Sidney Sam, wobei Letzterer erst im Oktober in der österreichischen Bundesliga anheuerte und in 21 Partien auf sechs Treffer und sieben Assists kam. Ein absoluter Gewinner des Corona-Neustarts war indes Daniel Nussbaumer. Das 20-jährige Offensivtalent fasste erst mit dem Start in die Qualigruppe richtig Fuß im Team von Alex Pastoor und glänzte mit vier Treffern und zwei Assists im unteren Playoff.
Defensive: "Genügend"
Bei einem Torverhältnis von -8 ist klar, dass sich die Altacher in dieser Saison defensiv nicht mit Ruhm bekleckert haben, die vielen Gegentore liegen aber auch an der mutigen, offensiven Spielausrichtung von Alex Pastoor. Dabei fiel natürlich auch der Ausfall von Kapitän und Abwehrchef Philipp Netzer, der fast die komplette Saison verletzt verpasste, heftig ins Gewicht. Martin Kobras, der nach dem Abgang von der langjährigen Nummer eins Andreas Lukse im Kasten der Rheindörfler übernahm, machte trotz allem einen guten Job.
Taktische-Ausrichtung: "Gut"
Alex Pastoor dürfte die Station SCR Altach als Sprungbrett nutzen und wird wohl bald das eine oder andere Angebot ins Haus flattern bekommen. Nachdem der Holländer im Herbst bereits als angezählt galt, hielt der 53-Jährige an seinem Offensiv-Konzept fest und spielte eine super zweite Meisterschafts-Hälfte. Den Rheindörflern verpasste Pastoor, der im März 2019 in Altach übernahm, einen attraktiven Spielstil, bei dem Freigeister wie Sidney Sam besonders zur Geltung kommen. Zuletzt ließ Pastoor die Vorarlberger im klassischen holländischen 4-3-3 auflaufen und spielte so eine erfolgreiche Quali-Gruppe, wenngleich auch etwas zu viele Remis als überlegenes Team dabei waren.
Transfer-Qualität: "Befriedigend"
Die Altacher hatten einen großen Umbruch im Sommer hinter sich, gleich 13 Kicker, darunter langjährige Stammspieler wie Andreas Lukse, Benedikt Zech oder Andreas Lienhart verließen die Vorarlberger, 17 Neulinge kamen dazu, wobei mit Sidney Sam die wichtigste Personalie erst im Oktober aus der Vereinslosigkeit heraus verpflichtet wurde. Von den Sommer-Neuzugängen spielten vor allem die jungen Wilden Philipp Schmiedl (Juniors OÖ), Manuel Thurnwald (Rapid), Johannes Tartarotti (Leihende bei Wiener Neustadt) und Daniel Nussbaumer (zurückgeholt von VfB Stuttgart) gewichtige Rollen. Andere, erfahrenere Spieler wie Florian Jamning (LASK), Matthias Maak (Wacker) und Bernd Gschweidl (WAC) blieben hinter den Erwartungen.
Verhaltensnote: "Sehr zufriedenstellend"
Bei Altach gab es kaum Berichtenswertes im disziplinären Bereich. Mit 68 Gelben, einer Gelb-Roten und zwei glatten Ausschlüssen liegen die Rheindörfler auf Rang sieben der Fairnesstabelle. Die beiden Roten Karten gehen beide auf das Konto von Goalie Martin Kobras, der im Laufe der Saison gleich zwei Mal wegen Torraubs ausgeschlossen wurde, zudem holte sich Matthias Maak einmal Gelb-Rot ab. Außerhalb davon kamen die Altacher ohne Negativ-Schlagzeilen aus.
7. Austria Wien
Gesamtnote: "Genügend"
Vorneweg: Die Austria kann eine eigentlich völlig verkorkste Saison noch retten, wenn sie im Europa-League-Playoff zuerst den SCR Altach (Mittwoch, 20:30 im LIVE-Ticker) besiegt und dann im Finale auch noch Hartberg aus dem Weg räumt. Dann würden die "Veilchen" ihr Saisonziel Europacup doch noch erreichen und so viele ganz schlechte Auftritte in der Saison 2019/20 vergessen machen. Aktuell steht aber nur der Titel des "Qualigruppen-Meisters" sowie eine Ungeschlagen-Serie von elf Spielen - wovon allerdings nur drei Siege waren - zwischen dem 14. und 24. Spieltag zu Buche. Für die Ansprüche der Austria geht sich so ein "Vierer" aus, mehr aber auch nicht.
Offensive: "Befriedigend"
Mit Christoph Monschein besitzen die Wiener eine Offensiv-Waffe, die aber nur zu Saisonbeginn in ihrer Torgefahr zur vollen Geltung kam. Der 27-jährige Stürmer konnte zwar ganz starke 17 Saisontore erzielen, in der Qualigruppe gelangen ihm aber nur mehr zwei Treffer. Zum Glück für die Austria kam die junge offensive Mittelfeldreihe mit Manprit Sarkaria, Dominik Fitz und Benedikt Pichler im Saisonverlauf immer besser in Schuss - zusammen kommt das talentierte Trio auf 25 Scorerpunkte in der abgelaufenen Spielzeit, wobei vor allem Fitz seinem großen Potenzial endlich gerecht wurde und mit vier Treffern und acht Assists aufzeigte. Auch auf Kapitän Alexander Grünwald war wieder Verlass, der Routinier ist mit sieben Treffern zweitbester FAK-Torschütze.
Defensive: "Genügend"
Richtig abgeschlachtet wurde die Austria in dieser Saison zwar nie, eine defensive Meisterleistung sieht aber anders aus. Christian Ilzer musste auch aufgrund von Verletzungen immer wieder die Abwehr umstellen und konnte so bis zum Saisonende nie eine gefestige Viererkette finden. Vor allem die Linksverteidiger-Position musste ständig neu besetzt werden: Mit Caner Cavlan, Christoph Martschinko, Stephan Zwierschitz, Andreas Poulsen und Alexandar Borkovic nahmen gleich fünf verschiedene Akteure die Position linkshinten ein. Auch in der Innenverteidigung wurde viel experimentiert, im Tor übernahm Patrick Pentz nach Jahreswechsel die Nummer eins von Ivan Lucic. Die einzige Konstante war Florian Klein als Rechtsverteidiger, der 29 Partien bestritt. 47 Gegentore sind nicht katastrophal, aber auch alles andere als herausragend.
Taktische-Ausrichtung: "Genügend"
Christian Ilzer wurde noch nicht dem Versprechen gerecht, dass er als junger, unbekannter Trainer von Hartberg und dem WAC abgab. In der Bundeshauptstadt hatte der Steirer von Beginn weg mit Problemen zu kämpfen und fand nie eine richtige Stammelf, was auch mit der ständigen Rotation, die er vor allem in der Qualigruppe vornahm, zu tun hat. In der kommende Saison bekommt der 42-Jährige eine neue Möglichkeit, sich zu beweisen. Dann könnte es sich auszahlen, dass der Steirer so vielen jungen Austrianern in dieser Spielzeit die Chance gab und dadurch mit einer eingespielteren Elf neu angreifen kann.
Transfer-Qualität: "Genügend"
Geld für großartige Transferbewegungen war bei der Austria im Vorsommer nicht vorhanden, weswegen auch der eigene Nachwuchs forciert wurde, zudem verstärkten sich die "Veilchen" mit dem jungen Benedikt Pichler von Austria Klagenfurt, der ab November eine Chance kam und eine gute erste Bundesliga-Saison absolvierte. Ansonsten gelang der Austria in den letzten beiden Transferzeiten aber kaum ein Coup. Im Gegenteil, die beiden Legionäre Caner Cavlan und Maudo Jarjue darf man als Flop abstempeln. Bei Eric Palmer-Brown, der immerhin von Manchster City ausgeliehen war, darf man mindestens von einer enttäuschenden Performance sprechen. Auch der im Winter aus Gladbach ausgeliehene Andreas Poulsen kam kaum zu Einsätzen, weil er ständig verletzt war. Einzig der von der Admira ablösefrei gekommene Stephan Zwierschitz konnte sich als souveräne Alternative auf den Außenbahnen empfehlen. Auf Abgangsseite konnte mit Mohammed Kadiri, der von Dynamo Kiew verpflichtet wurde, und Tarkan Serbest, der im Winter in die Türkei zurückkehrte, etwas Geld gemacht werden. Ansonsten wurden vor allem Kaderleichen abgegeben.
Verhaltensnote: "Zufriedenstellend"
Bei der Austria gibt es in Sachen Unsportlichkeit kaum was zu beanstanden. Mit 62 Gelben, zwei Gelb-Roten und einem direkten Ausschluss liegen die "Veilchen" im Mittelfeld der Fairnesstabelle. Die Ampelkarten gab es für Florian Klein und Max Sax, glatt Rot gab es für Eric Palmer-Brown für eine Notbremse in seinem ersten Bundesliga-Spiel. Etwas anders sieht es da leider mit dem Verhalten der FAK-Fans aus. Im November 2019 wurde eine violette Flagge im Stile der verbotenen Reichskriegsflagge gehisst. Im März 2020 machten einige Austria-Anhänger mit einem sexistischen Transparent als Boykott gegen das Champions-League-Finale der Frauen, dass in der Generali Arena stattfinden hätte sollen, negativ auf sich aufmerksam.