Zwei Transfer-Perioden können schon eine richtig lange Zeit sein. Vor allem im modernen Fußball-Geschäft. Und vor allem dann, wenn man als Verein traditionell viel umrührt im eigenen Kader.
Im Sommer 2016 ist der spusu SKN St. Pölten in die Bundesliga aufgestiegen. In den fünf darauffolgenden Transferzeiten wurden insgesamt 46 neue Spieler geholt, das ergibt im Schnitt über neun Neuzugänge pro Transferzeit, exklusive aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogene Talente.
Und dann kam die Transfersperre der FIFA, ein ganzes Jahr lang konnten keine neuen Kicker angemeldet werden. Hätten die Niederösterreicher den vorhin erwähnten Schnitt gehalten, wären in dieser Zeit 18 neue Fußballer zum Verein gestoßen.
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Nun durfte General Manager Andreas Blumauer endlich wieder tätig werden. Neun Neuzugänge sind im Winter zum Klub gestoßen - Schnitt gehalten. Es war bitter nötig, ist doch im Sommer mit dem Deutschen Alexander Schmidt ein Trainer gekommen, der einen anderen Stil als seine Vorgänger pflegen will, entsprechend werden andere Fußballer benötigt.
Sehr mäßige Herbst-Bilanz
Auf Platz neun haben die "Wölfe" überwintert. Und das ist angesichts der Zahlen schon ein wenig erstaunlich.
Mit 18 Treffern hat der SKN die zweitwenigsten hinter der Admira (17) erzielt, mit 44 Gegentoren die drittmeisten hinter Mattersburg und WSG Tirol (je 47) kassiert. Lediglich drei Siege wurden eingefahren - nur die Admira und WSG Tirol sind genauso schlecht. Nur im November lief es richtig gut, als Rapid und die WSG bezwungen, gegen Salzburg und Mattersburg je ein Zähler eingefahren wurde.
Kurzum, ja, es bestand im Winter wirklich Handlungsbedarf. Immerhin habe der Verein mit 8,6 Millionen Euro das siebentgrößte Budget der Liga, stellt Blumauer fest. Ginge es nach dieser Zahl, müssten die Niederösterreicher zumindest vor Altach und Hartberg rangieren.
Wenig Risiko
Im kommenden Halbjahr soll alles besser werden. "Nach so einer Transfersperre kann man nicht sofort alles ausgleichen. Wir haben viele Spieler geprüft und aus unserer Sicht das Optimale herausgeholt", findet Blumauer. Das Risiko wurde gering gehalten, abgesehen vom Jamaikaner Cory Burke, der auch ausgiebig unter die Lupe genommen wurde, wurden ausschließlich Österreicher oder Spieler, die hierzulande schon aktiv waren, geholt.
"Wir haben uns im Defensivverbund stark verbessert", findet Trainer Schmidt. Im Spiel nach vorne "müssen wir noch zulegen", gibt er aber zu bedenken. Mit Husein Balic (LASK) und Rene Gartler (Juniors OÖ) sind auch zwei Stürmer im Sommer gegangen. Zweiterer spielte sowieso keine Rolle mehr, Balic aber war der gefährlichste SKN-Spieler im Herbst.
Das Ziel ist recht simpel, nachdem der Traum vom oberen Playoff schon längst ausgeträumt ist: "Wir wollen so schnell wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Alles andere ist ein Bonus."
Das sind die Neuzugänge des SKN St. Pölten:
Michael Schimpelsberger
bis Sommer beim FC Wacker Innsbruck
Eigentlich ist der "Schimpi" ja schon länger da. Bereits im Sommer hat sich der 28-Jährige zu einem Wechsel zu den "Wölfen" entschlossen, im Bewusstsein, dass er erst ab dem Frühjahr zum Einsatz kommen kann. Der ehemalige Holland-Legionär, der beim SK Rapid und beim FC Wacker schon viel Bundesliga-Erfahrung gesammelt hat, ist der Joker in der Defensive. Ob als Sechser, als Rechtsverteidiger in einer Viererkette oder auf der rechten Position in einer Dreierkette - Schimpelsberger ist universell einsetzbar.
Christoph Klarer
leihweise von Southampton
"Sämtliche von uns gesuchte Attribute", bescheinigte General Manager Andreas Blumauer dem Innenverteidiger, als der SKN die leihweise Verpflichtung bis zum Sommer bekanntgab. Der 19-Jährige, vielfacher Nachwuchs-Internationaler, ist extrem kopfballstark und lässt in Zweikämpfen nichts anbrennen, in Sachen Spielaufbau sind aber keine großen Sprünge zu erwarten. Der ehemalige Rapid-Nachwuchskicker muss sich nun erstmals im Erwachsenen-Fußball beweisen und dürfte auch jede Menge Chancen bekommen, denn er scheint in der Abwehr vorerst gesetzt.
Nico Gorzel
bis Sommer bei Wr. Neustadt
Trainer Alexander Schmidt kennt den Mittelfeldspieler noch aus gemeinsamen Zeiten bei Red Bull und weiß genau, was er vom Deutschen erwarten kann. Der 21-Jährige werde das Manko im körperlichen Bereich ausgleichen, sei ein laufstarker Sechser. Und vor allem ist der Münchner einer, der die gewünschte Spielweise umsetzen kann. 79 Mal war Gorzel in der 2. Liga im Einsatz - für den FC Liefering und Wiener Neustadt. Dass er auch Bundesliga-Reife besitzt, soll er nun beweisen. Für Tore und Assists sind andere zuständig, er wird Bälle erobern.
Nicolas Meister
leihweise vom FC Juniors OÖ
Dieser Herbst war ein Ausrufezeichen! Vier Tore und fünf Assists in neun Partien für den FC Juniors OÖ, drei Tore in vier Spielen für die ÖFB-U21 - Nicolas Meister hat auf sich aufmerksam gemacht. Blumauer bezeichnet den 20-Jährigen gar als "einen der talentiertesten österreichischen Spieler". Für den Wiener ist es so etwas wie eine Rückkehr, hat er doch bereits in der St. Pöltener Akademie gespielt, ehe er dem Ruf von Red Bull gefolgt ist. Der lediglich 1,64 Meter große Offensivspieler könnte vor allem im unteren Playoff gegen tiefstehende Gegner eine Waffe werden, braucht er doch nur wenig Platz, um seine technischen Qualitäten auszuspielen.
Stefan Stangl
bis Sommer bei Slovan Bratislava
Die zwischenzeitlich sehr vielversprechende Karriere des Linksverteidigers ist zuletzt nicht so ganz in die richtige Richtung gelaufen. Von Salzburg an die Austria verliehen, dann ein halbes Jahr vereinslos, dann mit Slovan slowakischer Meister, anschließend aber wieder ein halbes Jahr vereinslos. Bei den "Wölfen" will der 28-Jährige wieder Stabilität finden. "Der richtige Karriereschritt!", war er bei seiner Unterschrift überzeugt. Die Chancen auf Spielzeit stehen nicht so schlecht.
Alan
zuletzt bei Volta Redonda
Der Herbst 2018 hat durchaus Eindruck hinterlassen - in der Hinrunde der HPYBET 2. Liga konnte der Brasilianer der Liga als Spieler von Blau-Weiß Linz mit acht Toren und sechs Assists seinen Stempel aufdrücken. In der Rückrunde zeigte er dann ein anderes Gesicht, ließ nur noch ein Tor und keine Torvorlage folgen. Wenn der 22-Jährige gut drauf ist, kann er mit seinen technischen Fähigkeiten und seiner Schnelligkeit Bundesliga-Abwehren vor große Probleme stellen. Man darf gespannt sein, ob der Offensivspieler seine Schokoladenseite präsentieren kann.
Cory Burke
leihweise von Philadelphia Union
"Der Typ hat richtige Waffen. Gemeinsam mit Pak wird das für unsere Gegner schwer zu verteidigen sein", sagt Trainer Schmidt über den Jamaikaner, der pfeilschnell ist. Eigentlich hätte Philadelphia Union den Jamaikaner ja gerne weiterhin selbst im Kader, doch bis Mai wird es nichts mit dem USA-Visum. Da traf es sich dann freilich gut, dass Philly-Sportdirektor Ernst Tanner früher als Salzburger Akademie-Leiter der Chef des nunmehrigen SKN-Trainers war. 12 Tore in 36 MLS-Partien, sechs Tore in 18 Länderspielen, Burke weiß, wo das Tor steht.
Kofi Schulz
zuletzt beim SKU Amstetten
Der Deutsche hätte schon im Sommer bei den "Wölfen" landen sollen, hat auch die gesamte Sommer-Vorbereitung mit dem Bundesliga-Klub absolviert, aber dann in Amstetten unterschrieben, als die Transfersperre bestätigt wurde. In der HPYBET 2. Liga hat der Linksverteidiger mit zwei Toren und zwei Assists in elf Partien keine schlechten Werte geliefert. Der Defensivspieler hat schon jede Menge Erfahrung gesammelt, war in Deutschland, England, der Schweiz und Griechenland.
Valentin Lamprecht
zuletzt bei ASV Spratzern
"Ein hoffnungsvolles Talent aus der Region, in dem wir großes Potenzial sehen", sagt Blumauer über den 18-Jährigen. Der Sprung ist groß, ist der zentrale Mittelfeldspieler doch aus der Landesliga gekommen. Erst im Sommer ist der Youngster aus der Akademie St. Pölten ausgeschieden. Im Frühjahr dürfte Lamprecht aber eher noch in der Landesliga zu sehen sein, nämlich bei den SKN St. Pölten Juniors. Die zweite Mannschaft kann sich als Dritter mit drei Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Retz Hoffnungen auf dei Rückkehr in die Regionalliga machen.
Talent "Messi" und die Akademie
Neben Lamprecht ruhen die Augen vor allem auf einem zweiten Youngster - Christoph Messerer. "Wenn er sich weiter so entwickelt, ist er in einem Jahr ein gestandener Bundesligaspieler", sagt Coach Schmidt über ihn. Der 18-jährige hatte im Herbst schon fünf Kurzeinsätze bei den Profis, wurde nun endgültig hochgezogen.
"Der SKN braucht Talente, die sich entwickeln. Das muss unser Weg sein", sagt der Trainer in Hinblick auf Mittelfeldspieler "Messi". Der Deutsche wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass es aus Sicht des Bundesliga-Klubs schon sehr, sehr wichtig wäre, die Akademie in St. Pölten selbst zu führen und somit direkten Zugriff auf die dort ausgebildeten Talente zu haben.
Doch der Klub steht da auf der Bremse, die jährlichen Kosten von rund einer Million Euro schrecken die Vereinsführung weiterhin ab.
Während der Kader also verbessert wurde, ist im Umfeld also weiterhin Luft nach oben.