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Dedic und Gazibegovic: Die Austro-Bosnier im Titel-Showdown

Auf Nationalteam-Ebene vereint, in der Bundesliga Rivalen. LAOLA1 hat mit zwei Wegbegleitern der beiden bosnischen Rechtsverteidiger gesprochen.

Dedic und Gazibegovic: Die Austro-Bosnier im Titel-Showdown Foto: © GEPA

Man kann nicht behaupten, dass sich ein gänzlich untalentierter Kader im Sommer 2019 zum Fotoshooting des FC Liefering versammelt hat.

Luka Sucic, Karim Adeyemi, David Affengruber, Nicolas Seiwald, Alexander Prass, Benjamin Sesko, Junior Adamu, Maurits Kjaergaard - und natürlich auch Amar Dedic und Jusuf Gazibegovic.

Rechnet man den nunmehrigen Dortmund-Stürmer Adeyemi als Überflieger heraus, haben in den folgenden vier Jahren all diese Herrschaften ihren heimischen Weg gemacht. Entweder wie geplant beim FC Red Bull Salzburg oder über den in der Gegenwart nicht gerade unattraktiven Umweg SK Sturm Graz.

Am Sonntag treffen Abo-Meister Salzburg und Herausforderer Sturm im direkten Duell (ab 17 Uhr im LIVE-Ticker) aufeinander. Gewinnen die "Bullen", dürfen sie eine Meisterfeier begehen.

"Dann schauma, dassma ihnen das nicht ermöglichen", fällt Frohnatur Gazibegovic dazu grinsend ein.

Grazer Dedic vs. Salzburger Gazibegovic

Der FC Liefering 2019: Gespickt mit heutigen Stars von Salzburg und Sturm
Foto: © GEPA

Sturms Rechtsverteidiger freut sich naturgemäß auch bereits auf das Wiedersehen mit Salzburgs Rechtsverteiger Dedic - dem ehemaligen Liefering-Kollegen und aktuellen Mitspieler im Nationalteam von Bosnien-Herzegowina.

"Sicher schreiben wir ab und zu und machen auch ein bisschen Spaß", meint Gazibegovic im Vorfeld des Showdowns. Interessant ist, dass sowohl Dedic als auch Gazibegovic auf ihre Heimatstädte treffen.

Zweiterer - im März 2000 in der Stadt Salzburg geboren - übersiedelte 2011 aus der Jugend von Austria Salzburg in jene von Red Bull, durchlief die Akademie bis hin zum FC Liefering, wo im Sommer 2020 für ihn Endstation war. Sturm sagte artig danke.

Dedic - im August 2002 zwar im salzburgerischen Zell am See geboren, aber in der steirischen Hauptstadt aufgewachsen - wiederum gehörte von 2012 bis 2015 der Sturm-Jugend an, nachdem er zuvor einige Jahre lang bei LUV Graz erste Fußball-Erfahrungen sammelte. Von 2015 an absolvierte er die Salzburger Akademie und etablierte sich in der laufenden Saison nach einem Lehrjahr beim Wolfsberger AC als Stammspieler von RBS.

Gemeinsam in der Startelf von Bosnien-Herzegowina

Gerade in dieser Spielzeit haben beide eine rasante Entwicklung hingelegt. Daher eint sie auch, dass sie auf Nationalteam-Ebene einen Sprung gemacht haben.

Gazibegovic ist inzwischen siebenfacher Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas, Dedic fünffacher. In den ersten beiden Länderspielen dieses Kalenderjahres standen sie gemeinsam in der Startformation.

 

Dedic 2016 in der Salzburg-Jugend
Foto: © GEPA

Die Duelle mit Island und der Slowakei waren auch die ersten Länderspiele unter Neo-Teamchef Faruk Hadzibegic, der Dedic als rechten Wing Back nominierte und Gazibegovic als linken.

"Ein guter und hilfreicher Spieler kann auf allen Positionen spielen, und jeder Trainer wird erkennen, wo er am hilfreichsten ist", betont der 65-Jährige auf Nachfrage von LAOLA1.

"Das Gute an ihnen ist, dass die flexibel sind"

Soll heißen: Für Hadzibegic geht es darum, mitunter das Können von beiden Akteuren in seiner Anfangsformation zu integrieren, anstatt sie zwingend einen Konkurrenzkampf austragen zu lassen.

"Beide Spieler haben großes Talent", findet Bosniens Chefcoach, "um dieses Talent jedoch auch in großartige Qualität umzumünzen, mussten sie eine professionelle Einstellung gegenüber der Arbeit haben, genau wie den Ehrgeiz, die Spitze zu erreichen."

Zwar war laut Zvjezdan Misimovic, seines Zeichens technischer Direktor Bosnien-Herzegowinas, "von Anfang an klar, dass die beiden das Zeug für das National-Team haben", so der ehemalige Deutsche-Bundesliga-Profi gegenüber LAOLA1. Allerdings blieb fraglich, ob sie auch gemeinsam in einer Startelf auflaufen werden können, oder sich um eine Position streiten würden.

Hier kommt die Polyvalenz der beiden ins Spiel. Sowohl Dedic als auch Gazibegovic können - wie die meisten modernen Rechtsverteidiger - auch linkshinten eingesetzt werden, Ersterer sogar als Innenverteidiger.

"Das Gute an ihnen ist, dass sie flexibel sind, sowohl links als auch rechts spielen können", ist Misimovic erleichtert.

Von Top-Trainern weiterentwickelt

Sowohl für Dedic als auch für Gazibegovic war die bisherige Proifkarriere kein stetiger Aufstieg. Dedic etwa legte zwar einen gelungenen Ausflug zum WAC hin. Dass er nach seiner Rückkehr in die Mozartstadt Fünf-Millionen-Mann Ignace Van der Brempt derart souverän aussticht, war jedoch kein Selbstläufer. Zu Saisonbeginn hatte schließlich noch der Belgier auf der rechten Salzburger Abwehrseite die Nase vorne.

Gazibegovic wiederum hatte nach seinem Wechsel zu Sturm noch Sandro Ingolitsch vor sich, legte jedoch gerade in den vergangenen beiden Spielzeiten eine beeindruckende Weiterentwicklung hin.

"Sie haben auch Top-Trainer, auf die sie hören können", sieht Hadzibegic in der Arbeit der jeweiligen Vereins-Trainer, Matthias Jaissle und Christian Ilzer, einen fairen Anteil am Höhenflug.

Sie spielten für Sturm Graz und Red Bull Salzburg

Gazibegovic 2017 beim FC Liefering
Foto: © GEPA

Dem Teamchef ist es jedoch gleichzeitig wichtig festzuhalten, dass sowohl der 23-jährige Gazibegovic als auch der 20-jährige Dedic naturgemäß noch nicht fertigentwickelt sind, sprich noch Arbeit vor ihnen liegt:

"Der Rat, den ich ihnen geben möchte, ist, ihr Leben dem professionellen Ziel zu widmen. Sie spielen in einer starken Liga und wir sind glücklich, sie in unserem Nationalteam zu haben. Sie müssen ihre Qualität von Spiel zu Spiel unter Beweis stellen, aber ich glaube an sie."

Bekanntlich gibt es auch noch wesentlich stärkere Ligen als die Admiral Bundesliga. Der Vertrag von Dedic in Salzburg läuft bis 2027, jener von Gazibegovic bei den "Blackies" bis 2026.

Wahl des Nationalteams "eine persönliche Angelegenheit"

Beide eint zudem, dass sie sich trotz Österreich als Geburtsland schon frühzeitig für eine Karriere im bosnischen Nationalteam entschieden haben - anders als etwa Wolfsberg-Youngster Adis Jasic, der sämtliche ÖFB-Auswahlen bis zur U21 durchlaufen hat, sich unlängst aber für Bosnien entschied, wo er quasi für ein Außenverteidiger-Überangebot aus der heimischen Bundesliga sorgen wird.

Sowohl Dedic als auch Gazibegovic debütierten bereits in der U16 für Bosnien-Herzegowina und haben vor ihrem jeweiligen Debüt im A-Team reichlich Nachwuchs-Länderspiele gesammelt - Dedic 26, Gazibegovic gar deren 34.

"Viele unserer Spieler der Diaspora sind weiterhin sehr eng mit Bosnien und Herzegowina verbunden, diese beiden sind ein gutes Beispiel dafür."

Zvjezdan Misimovic

"Die Wahl des Nationalteams ist für jeden Spieler eine persönliche Angelegenheit", sagt Hadzibegic, ist in den beiden konkreten Fällen aber naturgemäß alles andere als unglücklich:

"Dedic und Gazibegovic haben eine Entscheidung getroffen, die mich genau wie alle Fans von Bosnien-Herzegowina sehr zufriedenstellt. Ich denke, sie haben eine gute Wahl getroffen. Sie gehören zur Zukunft unseres Nationalteams."

So sieht das auch Misimovic, der selbst einen ähnlichen Werdegang wie die beiden hinlegte. Der gebürtige Münchner lebte den Großteil seines Lebens in Deutschland, absolvierte aber 84 Spiele fürs bosnische Nationalteam.

"Viele unserer Spieler der Diaspora sind weiterhin sehr eng mit Bosnien-Herzegowina verbunden, diese beiden sind ein gutes Beispiel dafür", hält der 40-Jährige fest.

Gazibegovic weiß, "wie es in Salzburg geht"

Man darf gespannt sein, wie das Kräftemessen von Dedic und Gazibegovic am Sonntag endet. Dedic zählt zu den wenigen Kadermitgliedern Salzburgs, die noch nie Meister wurden.

Mit dem Cupsieg hat Gazibegovic seinem Kumpel in dieser Saison schon einen Titel weggeschnappt. Auf dem Weg zu diesem Triumph siegte Sturm in Salzburg - inklusive Gazibegovic-Führungstreffer und Dedic-Ausgleich.

Vergangenes Wochenende gegen Klagenfurt klopfte Sturms Rechtsverteidiger vergeblich um einen Tor an. Vielleicht hat er es sich nur für das Spiel der Spiele in Salzburg aufgehoben.

"Hoffentlich", lacht Gazibegovic, "dort weiß ich, wie es geht."

Das Geheimnis der Raute von Salzburg und Sturm im VIDEO:

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