"Der SK Rapid ist offen. Menschliche Vielfalt war und ist der Motor unseres Erfolgs. [...] Unsere Gegner behandeln wir hart, aber fair und mit Respekt."
So lautet ein Auszug eines vor gut zwei Jahren gefassten Wertekonsenses, dem Leitbild des SK Rapid Wien.
Es wurde am 23. November 2015 von den Vereinsmitgliedern der Hütteldorfer in den Satzungsrang erhoben und mittlerweile in 20 Sprachen übersetzt. Dass es alle, die es betreffen soll, verstanden haben, glaubt derzeit aber wohl niemand.
Seit diesem Datum wurde der Verein aufgrund des Werfens von Gegenständen, daraus resultierenden Spielunterbrechungen und anderen Ausschreitungen unter anderem zu Geldstrafen in Höhe von insgesamt 180.000 Euro verurteilt.
Wie passt das zusammen?
Das fragen sich spätestens aufgrund der Vorfälle im Derby gegen die Austria nicht nur viele Rapid-Fans, die sich dieses Leitbilds bewusst sind, sondern auch Sponsoren des Vereins.
LAOLA1 hat sich bei drei maßgeblichen Partnern umgehört.
"Wien Energie verurteilt die Vorfälle aufs Schärfste", heißt es vonseiten des sogenannten Hauptpartners des SK Rapid, der nicht zuletzt als Trikotsponsor als Marke stark mit dem Verein verknüpft ist.
Hauptsponsor mit Rapid regelmäßig in Verbindung
Der Energie-Riese (rund 2 Millionen Kunden) verweist im Hinblick auf die Vorfälle gegen die Austria auf die klaren Stellungnahmen von Präsident Michael Krammer, der Stadionverbote, Regressforderungen und internationales Consulting für weitere Maßnahmen angekündigt hat.
Angesichts der Tatsache, dass die Ankündigungen nichts Neues sind - bereits nach dem Platzsturm 2011 kündigte der damalige Präsident Rudolf Edlinger Regressforderungen an - erwartet sich "Wien Energie" nun ein entschlossenes Vorgehen.
"Wir schauen uns nun die Umsetzung genau an und stehen mit dem Management des SK Rapid regelmäßig in Verbindung", so das Statement.
Auf einen fortlaufenden Kontakt setzt auch die Brauerei Ottakringer.
"Wir stehen zu unserer Partnerschaft mit Rapid, die seit über 20 Jahren besteht. Solche Vorfälle, die nichts mit Sport zu tun haben, sind aber natürlich absolut inakzeptabel. Wir sprechen darüber auch immer aktiv mit der Vereinsleitung", erklärt Vorstand Matthias Ortner.
Der Druck steigt
Der Ton zwischen den Partnern und dem Verein scheint nun deutlich rauer zu werden. Wie der "Kurier" berichtet, machen Großsponsoren mit dem Hinweis auf das Leitbild Druck. Ihr Vorwurf: Wie sollen das Bewerfen von Gegnern und homophobe Transparente gegenüber den investierten Summen gerechtfertigt werden?
Zuletzt konnte sich Rapid über ein wachsendes Sponsoring-Volumen freuen. Laut Geschäftsbericht der Saison 2016/17 lagen die Erlöse bei 9,7 Millionen Euro, was einer Steigerung von fast 20 Prozent gegenüber der Vorsaison entspricht.
Einen wesentlichen Teil dazu trägt die neue Heimstätte des Vereins bei, die seit der Eröffnung im Sommer 2016 offiziell "Allianz Stadion" heißt. Das namensgebende Versicherungsunternehmen, das auch als Trikotsponsor fungiert legt auf die Wahrnehmung der eigenen Marke besonderen Wert.
"Wir beobachten die Entwicklung unserer Image-Werte sehr aufmerksam", heißt es auf Anfrage von LAOLA1. Nicht umsonst betont der Konzern auch seine Partnerschaft mit dem Special-Needs-Team der Wiener. Der Vertrag läuft noch bis 2026.
"Der Sportklub Rapid ist eine Gemeinschaft. [...] Um diese Verbundenheit zu bewahren, begegnen wir uns als Rapidler gleichwürdig, ehrlich und vertrauensvoll." So lauten die ersten Zeilen des Vereins-Leitbilds.
Nun sind die Vereinsverantwortlichen gefragt.
VIDEO: Wie geht es bei Rapid nach den Strafen weiter?