"Ich sage immer: 'Das Leben wird nicht besser, wenn du gewinnst - aber es wird schlechter, wenn du verlierst'", meinte Salzburg-Trainer Pepijn Lijnders nach dem Spiel gegen Hartberg (zum Spielbericht >>>) im "Sky"-Interview.
Seine Elf gewann nach zuletzt fünf sieglosen Bundesliga-Spielen in Folge wieder einmal, durch den 4:0-Heimerfolg wurde das Leben immerhin nicht schlechter.
Nach dem Sieg wirkten alle Beteiligten zunächst etwas befriedet, überschwänglich wurde ob der Krise der letzten Wochen freilich niemand.
"Es war ein wichtiges Spiel für uns. Wir wollten beweisen, dass wir es noch draufhaben", erklärte Nicolás Capaldo, der Rechtsverteidiger steuerte gleich zwei Treffer bei. Neo-Sportvorstand Rouven Schröder meinte: "Wir haben die letzten Tage schon gemerkt, dass wir Druck auf dem Kessel haben."
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"Ein bisschen" von diesem Druck nehme das Ergebnis schon weg, so Lijnders, der fortführte: "Wir müssen Schritt für Schritt bessere Leistungen liefern. Wir waren auch heute wieder dominant, aber heute haben wir uns belohnt."
Ähnlich sah das Doppelpacker Capaldo: "Der Sieg ist unglaublich wichtig. Wir waren zuletzt immer nah dran, haben dann wieder einen Gegentreffer erhalten. Wir haben noch drei Spiele, die wollen wir positiv gestalten."
"Bullen" mit Baustellen
Alles war gegen die Oststeirer aber nicht gut. Das Ergebnis mag darüber hinwegtäuschen, Baustellen offenbarten sich aber erneut. "In der zweiten Hälfte haben wir zu viele einfache Bälle verloren, die Mittelfeldspieler waren zu weit auseinander, haben zu viele Räume hergegeben", so Lijnders. Gerade im gegnerischen Umschaltspiel sowie im eigenen Aufbau zeigte man sich alles andere als souverän.
Schröder stimmte zu: "Wir haben zwar 4:0 gewonnen, haben aber gerade in der zweiten Halbzeit einige Dinge gesehen, die nicht so gepasst haben. Es ist wichtig, dass wir uns freuen können - aber gleichzeitig kritisch bleiben."
Kritisch waren beide Salzburger Entscheidungsträger auch bei einer Elfmetersituation in Hälfte eins - als Oscar Gloukh, der weitaus auffälligste Mann am Platz, den Strafstoß leicht ins Tor chippen wollte. Sallinger parierte. Später traf der Israeli, der wieder im Zentrum aufgeboten wurde und dort wesentlich besser aufgehoben war als auf der linken Seite, zum 2:0.
Kritik am Elferschützen
"Ich war relativ froh - auch für ihn - dass er dann das Tor gemacht hat. Wir haben uns alle maßlos geärgert", so Schröder über den Strafstoß. "In so einer Situation, wo du Druck hast, Dinge besprichst, wo du darauf hinweist, dass du eine Serie starten willst, aufholen willst, kannst du beim Stand von 0:0 einen Elfmeter nicht so schießen. Er kann ihn verschießen - aber dann soll er ein bisschen fester schießen", wurde er deutlich.
Der Salzburger Neo-Funktionär wies aber auch darauf hin, dass Gloukh "ein toller Junge, ein toller Spieler" sei.
"Es ist besser, wenn ich das nicht kommentiere. Er weiß ganz genau, wie er den besser schießen kann. Er hat das dann wiedergutgemacht", so Lijnders über den verschossenen Strafstoß.
Auch Gloukh selbst dürfte bemerkt haben, dass der Elfmeterversuch wohl nicht allzu gut angekommen war: "Das Team hat das gut aufgefangen. Nach meinem Treffer ging es mir deutlich besser."
"Vampir" Avdijaj positiv
Während Salzburg auf Rang fünf - und damit nach aktuellem Stand wieder in die Meistergruppe - hüpft, bleibt Hartberg auf Rang acht. Eine Tatsache, die die Gäste vor allem deshalb ärgerte, weil Salzburg sich nicht ganz sattelfest zeigte.
"Am Ende des Tages gehen wir mit leeren Händen nach Hause. Fußball ist ein Ergebnissport", so Donis Avdijaj, der sich eine Verletzung im Mundbereich zugezogen hatte und in Hälfte zwei plötzlich Dracula-Vibes versprühte. Er selbst hatte kurz nach der Pause die Möglichkeit auf den Anschlusstreffer.
"An manch guten Tagen sitzt der, heute hat der nicht gesessen", so Avdijaj. Man müsse die guten Dinge mitnehmen - und davon hätte es einige gegeben.
Das Hartberger Hadern
"Wenn du in Salzburg etwas mitnehmen willst, brauchst du das Momentum auf deiner Seite. Das hätte vielleicht der gehaltene Elfer sein können. Da ärgert es mich sehr, dass wir zwei so billige Gegentreffer kriegen, wo wir den Ball nicht wegspielen", analysierte hingegen sein Trainer Manfred Schmid.
Die ersten beiden Treffer fielen binnen 77 Sekunden, zweimal verlor man das Duell um den ersten Ball, dann ging es schnell. Auch beim 3:0 ging es flott, es fiel fast direkt nach der Pause.
"Wir sind eigentlich gut rausgekommen. Wir haben die Riesenchance auf das 2:1, machen stattdessen einen Fehler und kassieren das 0:3", so Schmid.
Torwart Raphael Sallinger, der wie schon am Wochenende gleich mehrfach stark parierte, meinte: "Zwei Gegentore haben wir in Situationen gekriegt, wo es sich eigentlich nicht angebahnt hat, dass Salzburg in Führung geht."
Die Möglichkeiten, im Umschalten gefährlich zu werden, seien da gewesen - "Wir haben es dann einfach viel zu unsauber fertiggespielt." So steht am Ende das klare 4:0. Und Fußball, das ist ein Ergebnissport.