Wer diesmal auf der Heimfahrt die obligatorische Raststätten-Runde bezahlen muss, war Amar Dedic nach dem Schlusspfiff in Hartberg natürlich klar.
"Die geht an mich - auch weil ich Geburtstag hatte", grinst der seit Freitag 21-Jährige und lachte angesprochen auf den Altersschnitt der Salzburger in dieser Partie: "Ich werde langsam alt."
Mit 21 Jahren und 40 Tagen schickten die "Bullen" beim 5:1-Triumph in der Oststeiermark die jüngste Startelf der Bundesliga-Geschichte aufs Feld.
Noch gehörte Dedic zu jenen, die den Schnitt senkten.
Es ging schnell für Dedic
Vor etwas mehr als einem Jahr absolvierte der Rechtsverteidiger in Hartberg sein erstes Bundesliga-Spiel für den FC Red Bull Salzburg.
Dass es beim Serienmeister kaum Hierarchien gibt, die sich über Jahre entwickeln, ist kein Geheimnis. Dass Dedic derzeit die Kapitäns-Schleife der Salzburger trägt, spricht aber dennoch für seine atemberaubend schnelle Entwicklung.
"Der Schlüssel sind harte Arbeit und die Geduld, die man im Fußball manchmal braucht. Jedem ist bewusst, dass es im Fußball schnell geht - genau, wie es nach hinten los gehen kann, kann es nach vorne losgehen. In meinem Fall bin ich glücklich, dass es so schnell gegangen ist."
Nachsatz: "Ich muss einfach weitermachen, darf mich nicht zufrieden geben."
Den Torriecher entdeckt?
Nicht zufrieden geben musste sich Dedic bislang mit seiner Torausbeute. 2019/20 setzte er sich beim FC Liefering in der 2. Liga durch, zwischenzeitlich absolvierte er eine Leih-Saison beim WAC - mehr als zwei Liga-Treffer pro Spielzeit sind ihm nie gelungen.
"Das überrascht uns nicht, das sehen wir auch im Training. Das fordere ich auch ein, dass unsere Außenverteidiger spielentscheidend werden."
Ob er so gesehen den Torriecher für sich entdeckt habe?
"Ob ich ihn entdeckt habe oder nicht, ich weiß, wie viel Selbstvertrauen ist habe. Ich gebe in jedem Spiel Gas. Wenn dann zwei Tore passieren, ist es umso schöner für mich."
Speziell daran arbeiten würde er nicht: "Ich arbeite generell an mir - nicht speziell daran, ob ich Tore mache. Ich bin immer noch Verteidiger, aber natürlich mit Offensivqualitäten, und die möchte ich auf dem Platz beweisen."
Dedic und die Blind Side
Während der bosnische Teamspieler eher sein Gesamtpaket forciert, streicht sein Trainer die Facette Torausbeute durchaus hervor.
"Es ist nichts Neues, dass der Außenverteidiger bei uns eine spezielle Rolle hat. Speziell mit Amars unglaublicher Dynamik und Qualität, mit der er immer wieder von der Blind Side nach innen und gegen die Richtung ins Dribbling geht, oder mit seinen Pässen, ist er einfach schwer zu halten. Er hat eine super Technik und auch die Kapazität, um Tore zu machen", unterstreicht Gerhard Struber, der betont:
"Das überrascht uns nicht, das sehen wir auch im Training. Das fordere ich auch ein, dass unsere Außenverteidiger spielentscheidend werden, weil wir einfach mit der Qualität, die wir dort haben, ruhig auch mal so auftreten dürfen."
Mit dem Offensivdrang helfen
Der erste Weg beim Jubel führt Dedic zu den mitgereisten Salzburg-Fans. "Die Fans sind das Wichtigste bei uns und peitschen uns immer nach vorn", begründet der 21-Jährige.
Auch die RBS-Anhänger werden die Entwicklung des Außenverteidigers wohlwollend registrieren. Es ist spürbar, wie Dedic nach der guten letzten Saison noch mal einen weiteren Schritt nachlegen möchte.
"Natürlich arbeite ich wie jeder Spieler bei uns an mir und will mit meinen Toren, Assists, meinem Offensivdrang und einfach mit Kampf meinem Team helfen", betont Dedic.
Sollte dann die Einzelleistung im Saisonverlauf die eine oder andere weitere Raststätten-Runde "notwendig" machen, wird sich im Salzburger Team niemand dagegen wehren.