Der SK Rapid startete am vergangenen Freitag mit viel Bauchweh in die neue Saison.
Die Cup-Begegnung in Treibach wurde zu einer zähen Angelegenheit, erst in der Nachspielzeit erlöste Heimkehrer Guido Burgstaller die Grün-Weißen und sorgte für einen schlussendlich geglückten Auftakt.
Früh in der Saison müssen die Hütteldorfer voll im Saft stehen, am Donnerstag steht mit dem Hinspiel in der zweiten Qualifikationsrunde zur UEFA Europa Conference League gegen Lechia Gdansk (19 Uhr im LIVE-Ticker) bereits die nächste richtungsweisende Begegnung an.
Läuft alles nach Plan, bestreitet Rapid bis Mitte November unglaubliche 31 Bewerbspartien. Bis zur Länderspielpause von 19. bis 29. September würden 19 Spiele zu absolvieren sein, weitere zwölf müssten bis zum 13. November gespielt werden.
Ob es tatsächlich soweit kommen wird, ist aktuell natürlich noch unklar. Nichtsdestotrotz hat der SCR in den letzten Wochen seit dem Playoff-Finale gegen die WSG Tirol schon vorgesorgt und einen großen Umbruch im Kader vollzogen.
Integration der Neuen wird noch dauern
Neun Zugängen stehen acht Abgänge gegenüber, die Mannschaft wurde bis auf die Torhüter-Position an allen Ecken und Enden verändert. Rapids Transfers im Überblick >>>
Dass bei weitem noch nicht alles perfekt läuft, die Mechanismen nicht vollends greifen, war schon in der Vorbereitung ersichtlich.
Keine große Überraschung, wie Ferdinand Feldhofer gegenüber LAOLA1 erläutert. "Wir haben jeden Tag genutzt, um uns zu entwickeln, die vielen neuen Spieler zu integrieren. Aber wir sind in diesem Prozess natürlich noch nicht am Ende, ganz im Gegenteil. Die Entwicklung, die Integration der Spieler wird uns über den Sommer hinaus begleiten."
Die Challenge werde sein, die Ziele nebenbei nicht zu vergessen. In der Bundesliga soll es wieder eine bessere Endplatzierung als der fünfte Tabellenplatz werden, außerdem soll im ÖFB-Cup die elendslange Durststrecke beendet werden und in der Conference League wollen die Wiener nicht nur in die Gruppenphase, sondern bestenfalls auch überwintern.
Dafür müsse noch an "allen Bereichen der Mannschaft geschraubt werden", erklärt der Rapid-Trainer. "Das geht nicht von heute auf morgen, dass man neun neue Spieler verpflichtet und alles vom Fleck weg funktioniert." Gegen Treibach wollte insbesondere die Offensive nicht so recht in Fahrt kommen, das sah in der Vorbereitung etwas anders aus.
Vor allem im letzten Testspiel gegen Celtic Glasgow zeigte Rapid erfrischenden Offensivfußball, erzielte drei Tore und hatte Chancen auf mehr Treffer. Auf der Gegenseite fing man sich jedoch genauso drei Tore ein. "Die waren viel zu einfach und naiv", konstatiert Feldhofer.
Kriwak und Sattlberger waren große Gewinner
In der Vorbereitung hat der 42-Jährige einiges probiert, viele junge Spieler von der zweiten Mannschaft haben eine Möglichkeit bekommen, sich zu präsentieren. Besonders Rene Kriwak wusste nachhaltig zu überzeugen und stand in der ersten Cup-Runde sogar neben Guido Burgstaller in der Startelf.
Der baumlange Stürmer wurde im vergangenen Winter vom Wiener Sport-Club verpflichtet, stellte seinen Torriecher allerdings schon im Frühjahr bei Rapid II unter Beweis. Beim Team von Stefan Kulovits lief der 23-Jährige im Saisonfinish zur Höchstform auf und beendete die Saison mit acht Toren aus 13 Spielen.
In den letzten Wochen durfte er sich für die Profis empfehlen und hat dies mit vier Toren in vier Partien auch getan. "Er hat seine Chance definitiv genutzt", sagt Feldhofer und führt aus: "Wir haben ihm eine gute Timeline gezeigt, einen Plan verfolgt. Der hat über die zweite Mannschaft begonnen, diese Chance hat er genutzt. In der Vorbereitung hat er von der ersten Sekunde an funktioniert, gescort und getroffen. Was will man mehr?"
Ebenfalls ein Gewinner der kurzen, aber intensiven Vorbereitung war Nikolas Sattlberger. Der 18-jährige zentrale Mittelfeldspieler kam erst im Frühjahr nach einer langwierigen Hüftverletzung zurück, pendelte daraufhin zwischen der U18-Mannschaft und Rapid II - wurde in der Vorbereitung aber in jedem Spiel eingesetzt.
"Es war für ihn doch sehr überraschend, dass er mit uns ins Trainingslager mitfahren durfte", erklärt Feldhofer. "Er war lange verletzt. Wir haben ihn über längere Zeit behutsam aufgebaut und er hat ab dem ersten Tag gezeigt, was er kann – als ob er schon immer dabei gewesen wäre. Darum haben wir uns für die nähere Zukunft entschieden, dass er bei uns dabei bleibt."
Der Mix macht's aus
Es sei wichtig, dass die jungen Spieler trotz der vielen Neuverpflichtungen weiter nach oben drängen und ihr Potenzial zeigen wollen, meint der Steirer. Erfahrene Spieler sind aber genauso wichtig. "Vor allem, wenn einmal etwas gegen den Wind läuft. Wenn man Erfahrung am Platz hat, können sich die jungen Spieler daran anlehnen."
(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
VIDEO: Grüll? Aiwu? Feldhofer gibt Transfer-Update
Viel Routine bringt unter anderem Christopher Dibon mit. Der 31-jährige Innenverteidiger hat wahre Horror-Jahre hinter sich, verletzte sich Ende April erneut am Knie. Glücklicherweise war diesmal allerdings nicht das lädierte linke, sondern das rechte Knie betroffen und die Verletzung mit einem Seitenbandriss nicht ganz so schlimm wie ein Kreuzbandriss.
Abseits des Platzes "ist der Christopher natürlich ein absolutes Vorbild", schwärmt Feldhofer. Königstransfer Guido Burgstaller soll der Mannschaft mit seiner international gesammelten Erfahrung weiterhelfen, seine Torjäger-Qualitäten und Wichtigkeit stellte er schon in Treibach unter Beweis.
Mit Ante Bajic und Nicolas Kühn wurden zudem zwei Flügelflitzer verpflichtet. "Sie machen unser Spiel sicher facettenreicher", erklärt der Rapid-Coach. "Wir haben dadurch im Tempo und der Intensität zugelegt."
Während der Ex-Rieder in der Vorbereitung aufzeigte, im Cup aber nur eingewechselt wurde, sammelte der 22-jährige Deutsche schon erste Pflichtspiel-Minuten in der Startelf. Dabei war jedoch klar ersichtlich, dass das ehemalige Bayern-Juwel noch eine Zeit brauchen wird, ehe er zur gewünschten Verstärkung reift.
Qualität bringt Kühn reichlich mit, nicht ohne Grund wurde er 2019 gemeinsam mit Karim Adeyemi vom DFB als einer der beiden herausragenden Nachwuchsspieler des Jahres mit der goldenen Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet.
Derzeit noch nicht mit dabei ist Ferdy Druijf, der Anfang Juli nach seiner Leihe fix von AZ Alkmaar verpflichtet wurde. Der 24-Jährige laboriert noch an einer Knochenprellung im Kniebereich und wird genauso wie Roman Kerschbaum "erst Ende des Monats wieder ins Mannschaftstraining einsteigen", so Feldhofer.
Was passiert mit Aiwu, Demir und Grüll?
Fragezeichen stehen noch hinter Emanuel Aiwu und Marco Grüll.
Sie wurden im letzten Sommer gemeinsam mit Robert Ljubicic nach Hütteldorf gelotst, der Bruder von Dejan Ljubicic wurde vor wenigen Wochen gewinnbringend an Dinamo Zagreb verkauft. Besonders Grüll ist nach der vergangenen Saison begehrt, bestätigte unlängst selbst, dass es Anfragen für ihn gegeben habe (HIER nachlesen >>>).
Aktuell geht er davon aus, "dass ich bei Rapid bleibe", verriet er weiter. Bei Aiwu sieht es ebenfalls danach aus, als würde er zumindest im Herbst für den SCR spielen. Feldhofer bestätigt: "Stand jetzt gibt es keine Angebote."
Der Coach weiß aber auch: "Es kann sehr spät passieren, dass große Ligen zugreifen. Auf das sind wir aber vorbereitet."
"Wir wollen die Dreifachbelastung."
Und dann wäre noch Yusuf Demir. Der 19-Jährige kehrte erst vergangene Woche ins Mannschaftstraining zurück, war Teil eines Rapid-Quartetts bei der U19-Europameisterschaft in der Slowakei. Dort konnte der Edeltechniker Selbstvertrauen tanken und wichtige Spielpraxis sammeln.
Das Zusammenkommen mit seinen Altersgenossen hat dem Rohdiamanten auch sichtlich "gut getan", sagt Feldhofer. Der ÖFB schirmte Demir medial ab, der Linksfuß spielte befreiter als im Rapid-Trikot auf und zählte zu den besseren Spielern des U19-Nationalteams. Gegen Israel versenkte er unter anderem einen wunderschönen Freistoß im Kreuzeck.
Selbiges gelang ihm im Testspiel am Samstag gegen die Admira, als er in der 88. Spielminute einen Freistoß gefühlvoll zum 2:1-Endstand ins Kreuzeck hob. Das schwache Frühjahr scheint Demir mental überwunden zu haben, fitnessmäßig ist der Kreativspieler offenbar wieder auf der Höhe.
Alles gute Vorzeichen, um sein nicht endenwollendes Potenzial endlich voll abrufen zu können. Daran ändern auch Transfergerüchte aus der Heimat seiner Eltern, der Türkei, nichts.
"Wir wollen die Dreifachbelastung"
33 Mann umfasst der neue Kader von Rapid-Coach Ferdinand Feldhofer. Groß genug, um drei Mannschaften aufzustellen.
Deshalb darf das Thema Dreifachbelastung, welches im 14. Wiener Gemeindebezirk jährlich aufkam und immer wieder gerne als Ausrede für Misserfolge hergenommen wurde, heuer gar keines sein. Das Programm ist dicht getaktet, doch genau das wollte Österreichs Rekordmeister auch.
"Wir wollen die Dreifachbelastung", stellt Feldhofer klar. Bundesliga, ÖFB-Cup und die Conference League seien "ein Stück weit auch Belohnung, sonst hätten wir gar nicht mehr ins Europacup-Playoff letzte Saison müssen".
Der 42-jährige Steirer steckt voller Vorfreude auf eine intensive Saison, die für ihn zur ersten echten Bewährungsprobe mutiert. Im Frühjahr konnte sich der Vorauer ein Bild von der Mannschaft machen, hatte nun erstmals Mitspracherecht bei der Kaderzusammenstellung.
Sportdirektor Zoran Barisic las ihm jeden Wunsch von den Lippen ab, jetzt müssen der frühere Verteidiger und seine Spieler liefern. Auch deshalb hofft Feldhofer, "dass wir solange wie möglich die Dreifachbelastung haben".
Dann wird man in Wien-Hütteldorf rundum zufriedene Gesichter sehen.