Christian Ebenbauer lässt im Vorfeld der Lizenz-Entscheidung mit ehrlichen Aussagen aufhorchen.
"Österreich verträgt wirtschaftlich nur 12 Profi-Klubs, maximal 14", spricht sich der Bundesliga-Vorstand im "Kurier" erstmals für das Ende der Zehnerligen aus.
"Sportlich sind die beiden Zehnerligen nach all unseren Analysen das beste Format. Aber aus wirtschaftlicher Sicht verträgt Österreich mit der derzeitigen Absteigerregelung in der zweiten Spielklasse sicher nicht 20 Profi-Vereine."
Profi-Klubs stehen einige Probleme bevor
Für Diskussionen sorgen die zwei Absteiger aus der Ersten Liga und nur zwei Aufsteiger aus den drei Regionalligen, was den Landesverbänden sauer aufstößt.
Das Risiko der Zweitligisten, um keinen Preis ins Amateurwesen abzurutschen, wäre jedoch auf Dauer so groß, dass möglicherweise nach der Lizenzierung nur mehr 15 oder 16 Vereine überbleiben, obwohl man 20 für die Fortführung der beiden Profi-Ligen benötigt.
Dazu kommen neue Herausforderungen für die Vereine durch den Wartungserlass des Finanzministeriums, die Registrierkassenpflicht sowie einem niedrig angesetzten Kollektivvertrag von 1200 Euro.
Zudem sei nicht gewährleistet, dass die Spiele der zweithöchsten Spielklasse auf Dauer im TV zu sehen sein werden. Dies sei nur durch weitere Investionen der Klubs in Flutlicht etc. möglich, das Geld dafür ist jedoch nicht da.
Playoffs oder Turniermodus?
Für die beste Zukunftsvariante gibt es laut Ebenbauer "keine ideale Lösung", es gelte viel mehr die "richtige Lösung" zu finden.
Unter den derzeitigen Bedingungen würde dies nur eine Profiliga bedeuten, diese sollte auch nicht geschlossen sein, sondern für Aufsteiger erreichbar.
Da 22 oder 26 Saisonspiele jedoch eindeutig zu wenig wären, gibt es andere Vorschläge:
"Es gibt aber viele interessante und international erprobte Möglichkeiten mit Play-offs im Frühjahr oder einem Turniermodus im Finish", erklärt Ebenbauer.
16er-Liga für Ebenbauer nicht zielführend
Eine 16er-Liga wäre hingegen kontraproduktiv, "da es nicht 16 Vereine in Österreich gibt, die die Anforderungen zur Infrastruktur der obersten Liga erfüllen können."
Zudem wäre wirtschaftlich das Problem gegeben, dass für mehr beteiligte Klubs am Ende wenig übrig bleibt.
VdF begrüßt Ebenbauers Vorstoß
Die Spieler-Gewerkschaft "Vereinigung der Fußballer" (VdF) hat sich vom Vorstoß des Liga-Vorstandes angetan gezeigt.
"Wir begrüßen, dass die Liga in die Offensive geht, hoffen, dass der Umbau unter Berücksichtigung aller Beteiligten passiert und dass es zu einer Lösung kommt, die in einer einzigen Profi-Liga endet", sagte der VdF-Vorsitzende Gernot Zirngast der APA.
Außerdem meinte Zirngast: "Ob es dann 10, 12 14 oder 16 Vereine in der höchsten Liga sind, muss eine Evaluierung ergeben, da legen wir uns nicht fest. Wir sind aber schon seit Jahren der Meinung, dass Österreich nur Platz für eine Profi-Liga hat."
Salzburgs Freund und Sturms Foda für Veränderung
Red Bull Salzburgs sportlicher Leiter Christoph Freund konnte den Überlegungen ebenfalls einiges abgewinnen.
"Es ist ein wichtiger Punkt, der angesprochen wurde. Entscheidend ist, die Qualität des Produkts Bundesliga zu erhöhen. Auf eine genaue Zahl will ich mich nicht festlegen, aber man muss schauen, wie man den Level heben kann", meinte Freund am Freitag.
Ebenbauers Aussage, dass Österreich zu klein sei für 20 Profi-Vereine, könne er nachvollziehen. "Österreich ist nicht extrem groß, es ist ein guter Ansatz, darüber zu diskutieren", so Freund.
Auch Sturm-Graz-Trainer Franco Foda hat sich an der Liga-Formats-Diskussion beteiligt. "Ich bin kein großer Fan der Zehnerliga. Wenn man viermal gegeneinander im Jahr spielt, dann ist das einfach zu viel", schilderte der Deutsche seine Sicht.
Wichtig sei, dass die Thematik jetzt einmal angesprochen wurde. "Jetzt muss man das ausdiskutieren. Wesentlich ist, dass man das Beste für den österreichischen Fußball findet", sagte Foda.
Es muss sich etwas tun in der Bundesliga, so viel ist gewiss.