Die Trainer der österreichischen Bundesliga sind sich einig: Red Bull Salzburg wird sich auch dieses Jahr wieder zum Meister krönen. Bei den Coaches herrschen nur wenige Zweifel daran.
Jesse Marsch, Trainer des Erfolgsteams, gibt die Titelverteidigung selbst als klares Ziel aus. "Wir wollen auch heuer wieder Meister werden", so der 46-Jährige. Als ersten Herausforderer sieht er in erster Linie den SK Rapid, der "eine großartige Saison haben kann" und auch den LASK sowie den WAC schätzt der US-Amerikaner stark ein.
Ohne Umschweife wurde Salzburg bei der Trainerumfrage der APA von fünf Coaches als "neuer" Meister genannt: Von Markus Schopp (Hartberg), Alex Pastoor (Altach), Robert Iberstberger (St. Pölten), Zvonimir Soldo (Admira) und Thomas Silberberger (WSG Tirol).
Salzburg - wer sonst?
Auch Rapid-Trainer Didi Kühbauer hat die gleiche Meinung: "Salzburg geht wieder als klarer Favorit ins Rennen".
Für ihn sind der LASK und der WAC ebenfalls starke Konkurrenten, seinem eigenen Team traut er einiges zu: "Wir werden wieder unsere Chancen haben, weil wir in unsere Stärken vertrauen und man in der Vorsaison gesehen hat, was mit einer mannschaftlich geschlossenen Leistung - trotz vieler Ausfälle - möglich sein kann."
Auch Peter Stöger von der Austria und Christian Ilzer von Sturm Graz zweifeln kaum daran, wer sich den Meisterteller schnappen wird. "Salzburg, alles andere wäre eine riesige Überraschung", so Stöger. "Die Salzburger sind ein perfektes Gebilde, haben das in den letzten Jahren sowohl national als auch international bewiesen und sind deshalb auch heuer wieder der große Favorit", meint Ilzer.
"Vielleicht wird es ein bisschen knapper"
WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer findet, dass Salzburg "alles und noch mehr hat, was gebraucht wird, um wieder Meister zu werden" und auch Dominik Thalhammer (LASK) erklärt, dass Salzburg definitiv der Favorit ist.
Rieds Gerald Baumgartner hofft auf eine spannendere Meisterschaft im Gegensatz zu den letzten Jahren, doch auch er sieht die Mozartstädter wieder in der Favoritenrolle: "Salzburg wird sich wieder durchsetzen, weil sie von der Qualität im Kader am besten aufgestellt sind, obwohl ich glaube, dass es ein bisschen knapper als in den letzten Jahren werden könnte".
(Unter dem Video folgt die große Umfrage)
Die Fragen und Antworten der zwölf Trainer im Detail:
Fragen:
1.) Wer wird Meister?
2.) Wen sehen Sie als ersten Herausforderer und warum?
3.) Welche sportlichen Auswirkungen erwarten Sie durch die Corona-Situation und weniger Zuschauer in den Stadien?
4.) Was trauen Sie den österreichischen Europacup-Startern zu?
5.) Könnten Europacup-Einnahmen und die Coronakrise aus Ihrer Sicht zu einer größeren Kluft innerhalb der Bundesliga führen?
Jesse Marsch (Red Bull Salzburg)
1.) Unsere Ziele sind klar - wir wollen auch heuer wieder Meister werden.
2.) Ich glaube, dass Rapid eine großartige Saison haben kann, und auch die Konkurrenz mit LASK und WAC ist sicher wieder sehr stark. Am Ende wird es am wichtigsten sein, dass wir uns auf unsere Themen und unseren Weg fokussieren.
3.) Ich denke, dass wir nach dem letzten halben Jahr und vor allem auch der Meisterrunde in der letzten Saison viel rund um das Thema Corona und die damit verbundenen Herausforderungen gelernt und uns darauf perfekt eingestellt haben. Wir freuen uns, dass jetzt wieder mehr Zuschauer im Stadion zugelassen sind und erwarten dadurch noch mehr Motivation.
4.) Man hat auch letztes Jahr gesehen, wie weit österreichische Clubs kommen können in den beiden Bewerben. Wir hoffen, dass sich jetzt möglichst viele österreichische Clubs für einen internationalen Bewerb qualifizieren und sind davon überzeugt, dass die Clubs aus Österreich auch heuer wieder überraschen können und wichtige Punkte für die Fünfjahreswertung sammeln.
5.) Selbstverständlich ist Corona eine gewisse Herausforderung für die Clubs. Ich denke aber, dass wir insgesamt in der Bundesliga gut vorbereitet waren und mit den notwendigen Konzepten auch weiterhin sind, sodass die österreichische Bundesliga diese Krise gut und solidarisch überstehen kann.
Dietmar Kühbauer (Rapid)
1.) Salzburg geht wieder als klarer Favorit ins Rennen.
2.) Der LASK, weil sie sich sehr gut verstärkt haben, ebenso ist mit dem WAC wohl wieder zu rechnen. Aber auch wir werden wieder unsere Chancen haben, weil wir in unsere Stärken vertrauen und man in der Vorsaison gesehen hat, was mit einer mannschaftlich geschlossenen Leistung - trotz vieler Ausfälle - möglich sein kann.
3.) Die Situation ist für keinen Club gut und weniger Fans im Stadion zu haben, ist etwas, das vor allem uns als zuschauerstärkster Verein brutal mitgenommen hat. Die Fans erzeugen Emotionen und Stimmung und diese hat man jetzt für eine lange Phase nicht gehabt. Es ist also wirklich an der Zeit, dass wieder Zuschauer in die Stadion kommen sollten, wenn es die Gegebenheiten zulassen. Das wird dem gesamten Fußball helfen.
4.) Wir sind weiter auf der Europacup-Reise und werden alles geben, damit wir auch die nächste Runde schaffen, wenngleich wir gegen Gent Außenseiter sind. Auch mit Salzburg ist wieder zu rechnen. Generell muss man sich aber immer die Gegner anschauen, gegen die es geht, darum kann man dazu kein generelles Urteil abgeben.
5.) Es ist für uns sehr gut, dass wir zunächst einmal neue Einnahmen durch den Europacup bekommen, denn durch den Sieg in der Champions-League-Qualifikation haben wir uns zumindest schon mal für die Europa-League-Gruppenphase qualifiziert. Das hilft allen Vereinen, die hier dabei sein können. Ich glaube nicht, dass dadurch eine Kluft entsteht - wie man in der letzten Saison in der Bundesliga gesehen hat, schaffen es auch kleinere Clubs, immer wieder zu überraschen und nach vorne zu stoßen.
Ferdinand Feldhofer (WAC)
1.) Red Bull Salzburg hat alles und noch mehr, was gebraucht wird, um wieder Meister zu werden.
2.) Nimmt man die gesamte abgelaufene Saison als Maßstab, dann ist natürlich der LASK zu nennen. Insgesamt denke ich aber, dass hinter Salzburg mehrere Mannschaften auf ähnlichem Niveau sind.
3.) Die Auswirkungen sind jetzt weniger dramatisch als im Frühjahr, da wir eine komplette Vorbereitung hatten und nicht alle drei oder vier Tage spielen müssen. Trotzdem wird es wieder wichtig sein, die Kräfte zu bündeln, vor allem jene Mannschaften, die international spielen. Es wäre schön, wenn wir wieder vor Zuschauern spielen könnten, auch wenn es vielleicht weniger sein werden als früher. Aber es wäre gegenüber einer Geisterkulisse schon ein großer Schritt in Richtung Normalität.
4.) Je mehr österreichische Mannschaften sich für die Gruppenphasen qualifizieren, umso besser und erfreulicher. Ich hoffe natürlich, dass sich Salzburg und Rapid für die Champions League qualifizieren, drücke ihnen die Daumen, aber K.o.-Spiele sind immer schwer vorherzusagen. Was uns als WAC betrifft, ist der Slogan sicher nicht 'dabei sein ist alles', sondern wir wollen für Highlights sorgen und Punkte sammeln.
5.) Grundsätzlich sind jene Vereine, die finanziell gut aufgestellt sind, immer im Vorteil. Dieser Vorteil wird während einer solchen Krise noch größer. Ich denke aber nicht, dass sich die Kräfteverhältnisse gegenüber den letzten Jahren großartig verändern.
Dominik Thalhammer (LASK)
1.) Salzburg ist definitiv der Favorit.
2.) Es ist noch zu früh, um das beurteilen zu können. Die ersten Runden werden richtungsweisend sein.
3.) Es freut uns, dass nach so langer Zeit überhaupt wieder Fans ins Stadion dürfen. Vor unserem Publikum aufzutreten, ist für unser intensives Spiel ein echter Motivationsschub.
4.) Die Qualität der österreichischen Vereine ist im internationalen Vergleich in den letzten Jahren gestiegen. In der Qualifikation ist deshalb allen Vertretern ein Weiterkommen zuzutrauen. Sensationen danach sind möglich.
5.) Die größte Kluft innerhalb der Bundesliga besteht zwischen Salzburg und dem Rest. Europacup-Einnahmen können Möglichkeiten verschieben, aber diese Kluft wird riesig bleiben.
Markus Schopp (Hartberg)
2.) Rapid und der LASK. Sie hatten wenig Veränderungen im Kader.
3.) Sportlich herausfordernd wird speziell der enge Spielkalender für Teams, die sich für eine internationale Gruppenphase qualifizieren. Weiters gilt es auch die Auswirkungen bei positiven Corona-Tests zu beobachten, besonders bei Clubs mit kleiner Kaderstruktur.
4.) Allen Teams das Erreichen einer Gruppenphase.
5.) Corona trifft alle Clubs massiv. International sportlich erfolgreiche Teams generieren Mehreinnahmen. Das war auch in der Vergangenheit der Fall und hat nicht zwangsläufig mehr Erfolg zur Folge.
Christian Ilzer (Sturm Graz)
1.) Ich denke FC Red Bull Salzburg. Sie sind ein perfektes Gebilde und haben das in den letzten Jahren sowohl national als auch international bewiesen und sind deshalb auch heuer wieder der große Favorit.
2.) WAC und LASK, weil sie in den letzten Jahren ihren Spielstil gefunden und sich gut verstärkt haben. Rapid, weil sie eine gute Mischung im Kader haben und auch letzte Saison vorne mit dabei waren.
3.) Das Thema wird nach wie vor sehr präsent sein, da muss man als Club flexibel sein. Ich hoffe natürlich, dass wir vor Zuschauern spielen können, und dass es bald keine Einschränkungen mehr gibt.
4.) Für Salzburg ist der Einzug in die Champions League auf jeden Fall machbar. Rapid bräuchte hierfür wohl einen guten Lauf, aber es ist nicht unmöglich. Hartberg hat zu Beginn gleich ein schwieriges Los in der Europa League-Quali, beim LASK muss man abwarten, welche Mannschaft im Play-off wartet. Und der WAC hat letzte Saison schon gezeigt, dass er international mithalten kann. Ich halte allen österreichischen Clubs die Daumen.
5.) Ich möchte es nicht als Kluft bezeichnen. Aber es ist schon klar, dass die Gelder der Champions League und Europa League eine gern gesehene Einnahmequelle wären. Vor allem in Zeiten wie diesen.
Peter Stöger (Austria)
1.) Salzburg, alles andere wäre eine riesige Überraschung.
2.) Das kann man gar nicht sagen. Salzburg steht klar über allen anderen und man wird sehen, wie jeder mit diesen besonderen Herausforderungen rund um Corona zurechtkommt und diese bewältigen kann.
3.) Wir alle kennen diese Situation vom Frühjahr, so gesehen kann es nur besser werden.
4.) So wie in den vergangenen Jahren sehr viel. Ich kann immer nur wiederholen, dass die österreichische Liga viel besser ist, als sie bei uns oft dargestellt wird.
5.) Das ist logisch, denn während die einen mit Spielen in Europa Geld einnehmen, bekommen andere nichts. Und jede zusätzliche Einnahme hilft enorm weiter.
Alex Pastoor (Altach)
2.) Den LASK, sie haben ein gutes Team und gute Neuzugänge.
3.) Die Play-off-Spiele ohne Zuschauer im Frühjahr haben gezeigt, dass die Spieler trotz geringer Stimmung im Stadion Höchstleistungen abrufen können. Wir gehen davon aus, dass der Einfluss der geringen Zuschauer auf die sportliche Leistung minimal sein wird.
4.) Red Bull Salzburg wird wahrscheinlich eine gute Rolle spielen und die Leistungen, die letztes Jahr international gezeigt wurden, bestätigen können. Bei den anderen Teams wird es darauf ankommen, ob die Neuzugänge sich schnell integrieren können und die Teams sich ein sportliches Hoch erarbeiten können. Sollte das der Fall sein, können die österreichischen Mannschaften mit ihrer unbestrittenen Qualität durchaus gegen einige internationale Teams gewinnen.
5.) Die Europacup-Einnahmen sind im Verhältnis zu den Einnahmen aus dem Spielbetrieb sehr hoch und fördern, unabhängig von der Coronakrise, eine Kluft innerhalb der Liga. Die Coronakrise hat die Liga eher noch näher zusammengeführt, denn jeder hatte diesen Sommer ein sehr knappes Budget und konnte daher kaum investieren.
Robert Ibertsberger (St. Pölten)
2.) Rapid, weil sie sich stabilisiert haben und die Doppelbelastung am besten wegstecken können.
3.) Derzeit hat es aus meiner Sicht keine Auswirkungen, da wir die Situation bereits aus der Play-off-Phase der letzten Saison kennen.
4.) Genauso viel, wie der LASK im vergangenen Jahr geschafft hat. Alle Vertreter können weit kommen, zumal durch den Spielplan leichter ein Fokus auf den Europacup gelegt werden kann. Daher glaube ich, dass einiges möglich ist und viele Punkte für die Fünfjahreswertung geholt werden können.
5.) Das hat aus meiner Sicht keine Auswirkung auf den Abstand zwischen den Klubs.
Zvonimir Soldo (Admira)
2.) Rapid, aber auch der LASK. Beide haben schon gezeigt, dass sie Salzburg fordern können.
3.) Grundsätzlich ist es einmal wichtig, dass wir überhaupt spielen können. Dass jetzt wieder Zuschauer zugelassen sind, ist ein kleiner Schritt zurück zur Normalität.
4.) Salzburg hatte in den letzten Jahren zahlreiche internationale Spiele gegen starke Gegner. Sie konnten sehr viele Erfahrungen sammeln. Ihnen traue ich auch heuer am meisten zu. Hartberg hat für mich durch das Erreichen des Europacups sowieso schon gewonnen.
5.) Wir bleiben in unserem Rahmen. Unser oberstes Ziel ist es, junge Spieler auszubilden.
Thomas Silberberger (WSG Tirol)
2.) Rapid, weil sie nach Red Bull über den stärksten Kader verfügen.
3.) Sportlich sehe ich kaum Auswirkungen, schließlich waren die Spiele ohne Zuschauer sehr gut. Finanziell wird es auf Dauer spannend, vor allem für die Clubs, die sich normalerweise eines großen Zuschauerzuspruchs erfreuen.
4.) Viel. Ich hoffe immer auf ein Weiterkommen der österreichischen Clubs. Da bin ich zu 100 Prozent Patriot.
5.) Ich finde, die Kluft ist jetzt schon groß. Zurzeit sehe ich eine Vier-Klassengesellschaft: Klasse 1 Red Bull; Klasse 2 Rapid, LASK, WAC; Klasse 3 Austria, Sturm, dann folgt der Rest. Sportlich freilich gibt es immer wieder Ausreißer, wie man zuletzt im Positiven bei Hartberg und im Negativen bei der Austria gesehen hat.
Gerald Baumgartner (Ried)
1.) Salzburg wird sich wieder durchsetzen, weil sie von der Qualität im Kader am besten aufgestellt sind, obwohl ich glaube, dass es ein bisschen knapper als in den letzten Jahren werden könnte.
2.) Der LASK wird sich weiter näher herantasten, auch Rapid zähle ich dazu. Und der WAC macht seine Sache auch gut.
3.) Für Mannschaften mit großem Fan-Potenzial wird es größere negative Auswirkungen haben. Es hat auch Auswirkungen auf die Qualität der Spiele.
4.) Ich drücke allen Mannschaften die Daumen und hoffe, dass sie alle für positive Überraschungen sorgen können.
5.) Die Kluft wird schon generell zwischen Bundesliga und 2. Liga immer größer. Die Topclubs haben durch die Europacup-Einnahmen einen riesigen Budget-Vorsprung, aber das haben sich diese Vereine auch verdient, wenn sie sich für einen europäischen Bewerb qualifizieren.