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Europa-League-reif? WAC als "Red Bull light"

Neo-Coach Struber von Red Bull geprägt. WAC will auch international aufzeigen.

Europa-League-reif? WAC als Foto: © GEPA

Die Post-Ilzer-Ära beim Wolfsberger AC wird mit Höhen und Tiefen eingeläutet.

Nach dem sensationellen dritten Endrang in der Saison 2018/19 und der damit verbundenen direkten Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase starten die Kärntner mit einem 3:0 bei der Admira und einer unglücklichen 0:1-Heim-Niederlage gegen Sturm Graz die neue Mission unter Neo-Trainer Gerhard Struber.

Euphorie nach der Vorsaison hin oder her - Demut wird bei den "Wölfen" aus dem Lavanttal groß geschrieben. Obwohl der 42-jährige Ilzer-Nachfolger in große Fußstapfen tritt, hat er mit dem Überraschungsteam noch viel vor - sehr viel sogar.

Auch in der Europa League wollen die Kärntner Österreich mehr als würdig vertreten, wie Struber im LAOLA1-Interview vor dem Saisonstart verriet: "Wir wollen nicht nur dabei sein, sondern wir wollen dort auch unsere Spuren hinterlassen - indem wir Punkte machen. Das ist ganz, ganz klar. Wir werden uns sehr professionell darauf vorbereiten."

Europa-League als Bonus, aber Tagesgeschäft geht vor

Eine Ansage, die sich nicht jeder Europacup-Neuling in den letzten Jahren getraut hätte. In Wolfsberg sind alle Beteiligten aber davon überzeugt, die zuletzt höchst erfolgreiche Arbeit fortzusetzen.

Der souveräne Auftakt-Sieg in der Liga war schon einmal ein Ausrufezeichen, gegen Sturm konnte der WAC im Nachhinein nicht verstehen, wie die Partie trotz der Überlegenheit und einem Torchancen-Plus (zwei Lattenkracher) mit einer Heim-Pleite zu Ende ging.

Wohin es diese Saison geht, ist noch unklar. Die fixe Europa-League-Teilnahme ist jedoch die Belohnung aller Mühen der Vorsaison. "Es ist einfach ein Bonus, den sich die Mannschaft letztes Jahr erkämpft, erspielt und erfolgreich erwirkt hat. Und wir wollen natürlich diese Europa League positiv mitnehmen", spiegelt Struber die Vorfreude im Verein wieder.

Der neue Chef im Wolfsrudel des WAC
Foto: © GEPA

Die Wölfe bringen viel Selbstvertrauen aus der vergangenen Spielzeit mit. Und trotz des Europacup-Vorgeplänkels verweist der Chefbetreuer auf das Tagesgeschäft, wovon sich die mannschaft nicht abbringen lassen sollte.

"Wir schauen mit sehr viel Freude in die Zukunft. Wir freuen uns auf alles, was kommen mag. Wir wissen, dass wir im Herbst in drei Wettbewerben vertreten sind, aber wir wissen auch, wie wichtig es ist, dass wir uns zu hundert Prozent auf das Tagesgeschäft konzentrieren. Wir sind alle gut beraten, das groß in den Fokus zu rücken und die Konzentration zu hundert Prozent auf die Spiele zu kriegen."

Nach Erfolgen auf den Boden holen? Nicht nötig beim WAC

Dass man sich von den Erfolgen der Vorsaison nichts kaufen kann, ist allen Beteiligten bewusst. Struber hatte von Anfang seiner Tätigkeit an nicht das Gefühl, dass die Spieler auf Wolke sieben schweben und er sie zurück in die Realität holen muss.

"Überhaupt nicht, die Mannschaft ist sehr geerdet, wir haben einen guten Mix aus erfahrenen und jungen Spielern. Ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, irgendwas auf den Boden zu kriegen müssen, sondern die Jungs wissen genau, welche Chancen sich jetzt im Herbst bieten. Und wir werden diese Chancen annehmen und sind uns aber stets bewusst, was wir dafür leisten müssen, um auch erfolgreich abzuschneiden."

Denn die erstmalige Dreifachbelastung wird auch Auswirkungen auf den Verein haben: Mental und körperlich!

Struber sieht das Team aber bereit, für die zusätzlichen Herausforderungen sei der WAC kadertechnisch gerüstet. "Wir haben ja das Glück, dass wir 90 Prozent des Kaders aus dem letzten Jahr übernehmen können und wir haben auch kaum Spieler verloren, sondern wir haben uns punktuell auch richtig gut verstärkt. Wir halten aber weiterhin die Augen offen", werden weitere Verstärkungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen.

Struber von Red-Bull-Schule geprägt

Das Transferfenster ist noch bis zum 2. September geöffnet, der Einstieg in die Europa-League-Gruppenphase erfolgt erst am 19. September. Genug Zeit also, noch nachzubessern und in einen Flow zu kommen, um danach bereit zu sein.

Wie jeder neue Trainer will auch der 42-jährige Salzburger seinen eigenen Stil implementieren, obwohl die Ilzer-Handschrift extrem erfolgreich war.

"Jeder Trainer hat einfach seinen eigenen Charakter und Stil. Ich will natürlich sehr proaktiv spielen lassen, wir werden hoffentlich sehr dominant sein in den Spielen. Wir setzen alles daran, in diese Richtung auch zu agieren - ob das im Training ist oder dann auch in den Spielen. Wir werden hoffentlich auch in dieser Richtung, was unsere Art und Weise angeht, einen Stempel setzen können", verweist Struber auf einen klaren Plan.

Dass er sich bei seinen Vorstellungen doch ein wenig an der Red-Bull-Schule orientiert, ist weder ein Zufall noch überraschend. Schließlich blickt der Neo-Wolfsberg-Dirigent auf eine lange Zeit bei den Salzburgern zurück und hat die Philosophie des Serien-Meisters inhaliert.

Ob als Nachwuchstrainer, Akademie-Coach, Liefering-Chefbetreuer oder Talente-Manager (mit zwei Jahren Unterbrechung als Trainer beim SV Kuchl) - Struber startete 2007 bei Red Bull seine Trainer-Karriere und saß auch schon als Co-Trainer unter Peter Zeidler, Oscar Garcia und Thomas Letsch auf der Trainerbank der Profis.

"Red Bull light" beim WAC? "Chef" Struber hat Ziel erreicht

Eine durchaus vorzeigbare Visitenkarte. Dass diese Zeit und die aufgekommene, durchgehende Spielidee der Salzburger auch ihn als Trainer geprägt haben, will er gar nicht verneinen. Dementsprechend wird auch beim WAC eine Art "Red Bull light" in irgendeiner Art und Weise zu erkennen sein.

"Natürlich, ich bin ja lange in der Ausbildung und Entwicklung bei Red Bull gewesen und habe diese Riesenchance gehabt, mich in diesem Bereich entwickeln zu dürfen. Jetzt werde ich natürlich viele Themen davon mitnehmen und integrieren. Wir sind mittendrin in unserem Prozess", gesteht Struber.

Endlich darf er auch als "Chef" im Profi-Fußball seine Ideen verwirklichen und seine Linie vorgeben. Das war bisher nicht der Fall. Den nächsten Schritt zu wagen und eine Mannschaft als Cheftrainer zu übernehmen, wurde beim Wolfsberger AC Realität.

"Das war mein klares Ziel, wie ich mich 2014 dazu entschieden habe, aus der Privatwirtschaft zu gehen und den Weg als Trainer einzuschlagen. Der Weg hat über die Akademie geführt bei Red Bull, das war ein klarer Plan, mich dort zu entwickeln. Und jetzt habe ich auch dieses halbe Jahr gut daran getan, nicht jedes erstbeste Angebot anzunehmen, sondern einfach zu warten, was für mich stimmt, was für den Verein stimmt", erläutert Struber.

Weiters sagt der 42-Jährige: "Ich habe einfach das Gefühl gehabt, auch im Gespräch mit Präsident Dietmar Riegler, dass das einfach gut zueinander passen kann. Und deshalb habe ich mich dafür entscheiden, diesen Weg zu gehen und im Moment bin ich sehr guter Dinge, dass das in eine Richtung geht, die ich mir vorgestellt habe."

Der Anfang ist getan. Ob der WAC mit dem neuen "Red Bull light"-Konzept wie erhofft in der Europa League ebenfalls Spuren hinterlassen kann, bleibt abzuwarten.

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