In der offiziellen Presseausendung bedankte sich Trainer Andreas Heraf noch für eine "wunderbare und erfolgreiche Zeit" bei der SV Ried. Wenige Stunden später äußerte sich der Wiener allerdings schon in wengier diplomatischer Manier über die einvernehmliche Vertragsauflösung mit den Innviertlern.
In einem ORF-Interview reagierte Heraf mit Unverständnis auf die Entscheidung der Clubführung, schließlich sei sein Team ja erfolgreich gewesen: "Ich verstehe es eigentlich nicht, weil mein Zugang zum Fußball so ist, dass ich Bundesligafußball als absoluten Leistungssport sehe. Leistungssport ist für mich ganz klarer Ergebnissport, also von der Warte ist es natürlich für mich nicht nachzuvollziehen."
Gerüchte über ein überstandenes Burnout oder eine schwere Erkrankung wies er zurück. "Fakt ist, mir geht es richtig gut."
Dementsprechend wollte Heraf, wie ursprünglich geplant, nach seinem sechswöchigen Krankenstand wegen einer Entzündung der Stimmbänder seinen Job als Chef-Coach der SV Ried wieder antreten. "Der Plan war, dass ich am Montag zurückkehre, aber Vorstand und Sportliche Leitung haben mich vergangene Woche zu einem Gespräch nach Ried gebeten, in dem sie mir vorsichtig erklärt haben, dass sie eigentlich einen neuen Weg gehen wollen", erklärt Heraf in einem Kicker-Interview.
"Wenn ich eine blonde Freundin suche, nehme ich keine schwarzhaarige"
"Ich hatte kein Problem mit der Ansage, weil ich da relativ schmerzfrei bin. Es hat ja keinen Sinn, auf eine Rückkehr zu pochen. Also ging es nur noch darum, eine Lösung zu finden. Denn ich wäre wieder zu meinem Weg zurückgekehrt, weil ich einfach von meiner ergebnisorientierten Arbeit überzeugt bin."
Die Vereinsverantwortlichen hätten jedoch lieber eine spielerische Weiterentwicklung gesehen. Für Heraf ist das allerdings nur schwer nachvollziehbar: "Als ich die Mannschaft im Frühjahr übernommen habe, hatte sie zehn Spiele in Serie verloren. Ich habe aus 21 Spielen 35 Punkte geholt und dabei neun Siege gefeiert, den Klassenerhalt geschafft und die Mannschaft bei meiner Erkrankung auf dem vierten Platz übergeben. Obwohl wir mit Grüll und Boateng die zwei wichtigsten Spieler verloren hatten. Das ist für mich Entwicklung. Dann habe ich mit Seiwald, Stosic und Gragger drei Spielern zu ihren Debüts verholfen, die zu Stammspielern in der Bundesliga geworden sind. Das ist wieder Entwicklung! Aber okay, das kann jeder definieren, wie er will. Vor zehn Jahren wollte jeder spielen wie Guardiolas Barcelona oder heute wie Man City und Chelsea. Aber das geht halt nicht mit jeder Truppe."
Außerdem sei Heraf nicht der Typ für Tika-Taka oder Ballbesitz-Fußball: "Wenn ein Klub 1.000 Pässe im Spiel sehen will, dann soll er mich nicht anrufen. Wenn man aber einen Trainer braucht, der Resultate bringt, dann wissen sie, wen sie anrufen sollen. Es ist ganz einfach. Wenn ich eine blonde Freundin suche, werde ich mir auch kein schwarzhaarige nehmen."
Wobei der Coach aber auch festhalten will, dass er nicht im Bösen das Innviertel verlässt. "Wir haben den Vertrag beendet und das ist für mich in Ordnung. Ich schätze den Roland Daxl und ich glaube, er mich auch. Ich habe ihm im Schmäh gesagt: Roland, ich hoffe nicht, dass du mich in drei Monaten wieder anrufst, weil dann wird’s teuer. Aber selbst wenn er wirklich anruft und sagt, dass er mich braucht, bin ich da. Ich habe kein Problem damit. Ried war für mich eine schöne Station", will er eine baldige Rückkehr nicht gänzlich ausschließen.