Natürlich ist sehr viel zusammengelaufen für den FK Austria Wien, damit man die 1:0-Überraschung beim SK Sturm Graz (Spielbericht >>>) einfahren konnte.
LAOLA1 nennt einige Faktoren, die in Liebenau für die "Veilchen" gesprochen haben, die sich nach dem dritten Bundesliga-Sieg in Serie inzwischen auf Platz sieben wiederfinden.
"Es sind sehr wichtige Punkte, aber von Bonuspunkten würde ich nicht sprechen, weil wir vorher schon einige liegen gelassen haben", meint Trainer Michael Wimmer, der natürlich wusste, welcher seiner Spieler einen besonders großen Anteil hatte.
CHRISTIAN FRÜCHTL
Manchmal darf man auch einzelne Protagonisten herausheben, oder man muss sogar. Denn es wird sich kaum jemand finden, der nach diesem Spiel Christian Früchtl und seinen Paraden in der ersten Halbzeit nicht einen hohen Anteil am Sieg zuspricht.
"Chris ist in einer richtig guten Verfassung, auch komplett konstant", lobt Wimmer und betont, dass man gegen eine Top-Mannschaft wie Sturm nicht alle Chancen verhindern könne:
"Da kann man nur bestehen, wenn man gut verteidigt und der letzte Mann hinten auch mal einen rausholt, den man normal nicht rausholt, und das macht Chris."
Der 23-Jährige macht auch kein Geheimnis daraus, dass er bei seinem Ex-Klub FC Bayern München eines Tages das Erbe von Manuel Neuer antreten möchte.
Ein Anspruchsdenken, das Wimmer gefällt: "Chris lebt etwas vor, das im Profisport extrem wichtig ist - und zwar hat er einfach einen brutalen Ehrgeiz, ein brutales Selbstvertrauen und auch eine Mentalität, die er wahrscheinlich von den Bayern mitbekommen hat. Dass er seine Ziele offensiv definiert und dann auch die nötige Leistung dazu bringt, passt natürlich zusammen."
DAS NÖTIGE SPIELGLÜCK:
Ein Früchtl in Überform half natürlich, den Spielverlauf zu beeinflussen - und selbiger war in Graz den "Veilchen" wohlgesonnen, woraus sie auch kein Geheimnis machten.
"Der Spielverlauf war brutal für uns. Wir haben durch Glück das 1:0 geschossen, den Elfmeter gehalten", meint Manfred Fischer.
Wimmer fallen auch noch der Stangenschuss von Manprit Sarkaria, drei, vier weitere brenzlige Situationen sowie die nicht gegebene Gelb-Rote Karte für Reinhold Ranftl ein: "Ein bisschen Spielglück war natürlich da. Das hatten wir am Anfang der Saison nicht, jetzt ist es einmal auf unserer Seite."
Dazu gehört auch, dass Sturm nichts aus seiner Überlegenheit vor der Pause gemacht hat. "Am Anfang hatten wir große Probleme. Da konnten wir froh sein, dass wir kein Tor gekriegt haben. Ich glaube, da hatten wir mal zehn Minuten keinen Ballkontakt in einer gefährlichen Situation", so Fischer.
DIE VERBESSERTE DEFENSIVE:
Trotzdem gehört zur gesamten Wahrheit des Spiels, dass die Austria speziell nach dem Seitenwechsel überragend verteidigt hat. Da konnte auch Sturm-Coach Christian Ilzer nur gratulieren.
So wenig sattelfest sich die violette Defensive zu Saisonbeginn präsentiert hat, so sehr gilt es festzuhalten, dass dies bereits das fünfte Pflichtspiel in Folge mit einem zu Null war.
"Wenn wir defensiv stabil stehen, sind wir vorne immer in der Lage, ein, zwei Tore zu machen", verdeutlicht Fischer und moniert, dass die Austria in der frühen Saisonphase immer wieder von individuellen Fehlern "gekillt" worden sei. Entsprechend habe man an dieser Thematik gearbeitet.
TAKTISCHE ADAPTION:
Dies beinhaltet auch, dass man es diesmal gegen Sturm ein wenig anders angegangen ist, nachdem man die fünf Duelle mit den Grazern davor verloren hat. In Liebenau konnte die Austria zuvor gar seit Mai 2019 nicht mehr gewinnen.
"Wir sind mit unseren Außenverteidigern nicht so aggressiv nach vorne, sind eher zu fünft gestanden", erklärt Reinhold Ranftl.
Fischer konkretisiert: "Wir haben das clever gemacht und die Außenverteidiger nicht so weit nach vorne geschoben, denn in den letzten Spielen haben sie uns immer hinten reingespielt. Diesmal sind wir mit den Achtern rausgeschoben, dadurch sind sie nicht dauernd in Eins-gegen-Eins-Duelle gekommen - außer beim Elfmeter, das hat Sarkaria überragend gemacht."
STURM NICHT SO AGGRESSIV WIE GEWOHNT:
Diese Einschätzung polarisiert womöglich. Doch sowohl Fischer als auch Ranftl waren der Meinung, dass man Sturm die Europacup-Strapazen durchaus angemerkt habe.
"Ich nenne keine Namen, aber ich habe schon gegen Sturm-Mannschaften gespielt, die viel aggressiver und spritziger waren. So viel Raum und Zeit beim Annehmen habe ich gegen sie selten gehabt."
"Ich nenne keine Namen, aber ich habe schon gegen Sturm-Mannschaften gespielt, die viel aggressiver und spritziger waren. So viel Raum und Zeit beim Annehmen habe ich gegen sie selten gehabt", erläutert Fischer und zeigt Verständnis: "Aber das ist ja normal! Irgendwann muss man einmal müde werden. Sie spielen trotzdem sehr guten Fußball und wünsche ihnen vor allem im Europacup alles Gute, denn wir brauchen als Österreicher die Punkte."
Ranftl ergänzt: "In der ersten Halbzeit habe ich bei Sturm keine Müdigkeit gesehen. Aber umso länger das Spiel gedauert hat, umso weniger Lösungen hatten sie. In der zweiten Halbzeit war dann gar nichts mehr."
DER STEIERMARK-FAKTOR:
Dies ist natürlich mit Augenzwinkern zu sehen, aber die Gelegenheit, nach einem Sieg beim steirischen Fußball-Aushängeschild auf den Umstand hinzuweisen, dass bei der Austria einige Steirermen kicken, ließen man sich natürlich nicht entgehen.
Bergauf würde es nämlich seit einem Cup-Sieg im steirischen St. Anna/Aigen gehen. "Die steirische Luft tut uns gut. Wir sind so viele Steirer hier, da ist das ja eh normal", verweist Fischer auch auf die Kollegen Andreas Gruber, Johannes Handl und Ersatz-Goalie Mirko Kos.
Dass das Goldtor durch Gruber auf das Konto eines Steirers ging, der noch dazu gegen seinen Ex-Klub netzte, lag fast auf der Hand.
"Mich freut's für Andi, er hat einen brutalen Lauf. Jetzt ist er auch wieder alleiniger Führender der Torschützenliste", meint Fischer über den achtfachen Saisontorschützen.