Die Wiener Austria hat am Sonntag (ab 14:30 Uhr im LIVE-Ticker) mit dem FC Red Bull Salzburg einen großen sportlichen Brocken vor der Brust.
Die Veilchen wollen nicht nur den Anschluss an Platz drei wahren, sondern auch ihr Möglichstes dazu beitragen, die Meisterfeier der "Bullen" um zumindest eine Woche nach hinten zu verschieben.
Allzu viel kommt man derzeit in Favoriten aufs Sportliche aber nicht zu sprechen, ist doch weiterhin das wirtschaftliche Thema vorherrschend - so auch bei der FAK-Pressekonferenz am Freitag.
"Es ist natürlich enttäuschend, wenn ich hier sitze und über den sportlichen Bereich wenig Fragen gestellt bekomme", erklärt Austria-Cheftrainer Manfred Schmid, der an der Seite von AG-Vorstand Gerhard Krisch am Podium Platz nahm.
Die Fragen drehten sich selbstverständlich um die ausstehende Bundesliga-Lizenz für die kommende Saison.
Lizenz? FAK-Position "deutlich besser als im Vorjahr"
Der Klub verfehlte rechtliche und finanzielle Vorgaben. Zusätzlich gab es für die kommende Saison vier Punkte Abzug, falls die Austria in der Liga bleibt. Natürlich wurde Protest eingelegt.
Bis kommenden Donnerstag ist noch Zeit, die Auflagen der Bundesliga zu erfüllen, sämtliche Fragen zu beantworten, um dann die Lizenz in zweiter Instanz zu erhalten.
Krisch beschreibt den Zustand des Klubs am Freitag als "deutlich besser als im Vorjahr". "Es ist nicht das Thema wie im letzten Jahr, dass wir das Geld auftreiben müssen. In Wirklichkeit geht es darum, zu untermauern, wie wir Kosteneinsparungen und Erlössteigerungen rechtfertigen, die wir im Lizenzbudget abgegeben haben."
Es habe sich schon vieles zum Positiven gewandelt, wie Krisch meint, aber: "Das ist ein Mehrjahresprogramm und wir müssen uns damit abfinden, dass wir wirtschaftlich nicht safe sind."
Bundesliga hat Problem mit Austria-Aufsichtsrat
Zudem müsse die Vereinsstruktur überarbeitet werden - genauer gesagt geht es hier um die Viola Investement, die dem zuständigen Senat 5 nach dem Einstieg der Investorengruppe um Jürgen Werner offenbar noch Fragen aufgibt.
Ein Teilaspekt dessen ist, dass die Liga "zum ersten Mal das Thema beherrschender Einfluss konkretisiert" haben will. Aus Deutschland lässt die 50+1-Regel grüßen.
Derzeit ist der Austria-Aufsichtsrat paritätisch aufgeteilt: Je vier Stimmen für die Veilchen und die Investorengruppe. Ein Zustand, den es laut der Bundesliga zu ändern gilt.
Der Plan der Austria sieht vor, den Aufsichtsrat in einer dringend einzuberufenden Hauptversammlung um eine Person zu erweitern - zugunsten des Vereins. So soll der Bundesliga signalisiert werden, dass der Haupteinfluss beim Klub liegt.
So geht FAK mit dem Gazprom-Deal vor
Der zweite Themenblock ist wirtschaftlich weit gefasst. Es geht dabei etwa auch um geplante Transfererlöse, die die Austria mit 1,5 Millionen Euro ("gemäß Zehnjahresschnitt") beziffert hat.
Die Begutachter hätten mit den jüngsten drei Jahren einen anderen Maßstab angelegt, wo sie nur auf 1,2 Millionen Euro kämen, so Krisch.
Ein Budgetposten, der verlässlich Geld einbrachte, ist das Sponsoring mit Gazprom. Der Deal mit dem russischen Energieriesen käme ins letzte Jahr, er soll sich jährlich auf fünf Millionen Euro belaufen.
Die Austria braucht die wichtige Position, Krisch will den Vertrag vorerst einfrieren, nicht auflösen. "Das hat nichts mit der menschlichen Katastrophe zu tun, die in der Ukraine passiert. Da gibt es auch für uns als Austria keine zwei Meinungen dazu."
Er trage aber die wirtschaftliche Sorgfaltspflicht für die Austria. Und für Violett gilt bei über 70 Millionen Euro Verbindlichkeiten laut Krisch nach wie vor ein "Bedrohungsszenario".
So ist der Stand der Dinge mit Insignia
Auch Insignia bleibt vorerst als Mahnmal des Missmanagements erhalten. Die Vereinbarung mit dem Lifestyle-Unternehmen, das die versprochenen Großsponsoren und sieben Millionen Euro säumig ist, wurde gelöst.
Die "strategische Partnerschaft" befindet sich aktuell in einer Auslaufphase bis 15. August. Bis dahin bleibt auch die Brustfläche am Austria-Trikot laut Krisch leer. Eine vorzeitige Trennung kommt nicht infrage.
Der Klub fürchtet einen kostspieligen Gerichtsstreit (möglicher Gerichtsstand: Singapur und London). Krisch: "Es ist ein notwendiges Übel, das wir akzeptieren müssen."
Mannschaft unbeeindruckt von Lizenz-Drama
Manfred Schmid konzentriert sich derweil darauf, die Negativschlagzeilen um die Lizenzverweigerung mit einer ansprechenden Vorstellung am Sonntag in den Hintergrund zu drängen.
"Für uns ist es wichtig, dass wir uns auf die Aufgabe konzentrieren, die wir beeinflussen können. Wir versuchen sportlich in den verbleibenden sechs Spielen wirklich alles reinzuhauen, dann wird es eine erfolgreiche Saison sein, über die man noch lange reden wird", so Schmid.
Die Mannschaft habe auf die Lizenzsache "gar nicht reagiert", erzählt der FAK-Cheftrainer. Er wertet dies als gutes Zeichen.