Es war das etwas andere Debüt eines jungen österreichischen Spielers in der Admiral Bundesliga.
Unter anderem 41 Serie-A-Spiele, 49-Ligue-1-Einsätze sowie ein Ländermatch hatte Flavius Daniliuc bereits auf dem Buckel, als er am vergangenen Freitag erstmals in der heimischen Bundesliga auflief.
Der 22-jährige Wiener machte bekanntlich Anfang dieses Jahres ligatechnisch einen Schritt zurück in seiner Karriere, läuft nach Jahren in europäischen Top-Ligen zumindest für das nächste halbe Jahr als Leihspieler des FC Red Bull Salzburg in Österreichs Stadien auf.
Sein allererstes Profispiel auf österreichischem Boden hätte - national gesehen - kein bedeutenderes sein können: Beim Gipfeltreffen der Bundesliga zwischen seinen "Bullen" und dem SK Sturm am vergangenen Freitag (Spielbericht>>>) wurde Daniliuc etwas überraschend von Beginn an das Vertrauen geschenkt, welches vom Innenverteidiger mit einer staubtrockenen Leistung zurückbezahlt wurde.
Dieses von Coach Gerhard Struber aufgebrachte Vertrauen "habe ihn sehr gefreut, dafür bin ich dankbar", mit seiner Leistung war er "einigermaßen zufrieden. Ich glaube, da kann noch mehr kommen", berichtet der Debütant nach der Partie in der Red Bull Arena.
Sein Anspruch sei, "meine Erfahrung, die ich in Top-Ligen gesammelt habe, auf den Platz zu bringen. Es ist meine Aufgabe, das ist den nächsten Spielen zu zeigen".
Solet-Daniliuc-Pavlovic - ein undurchdringbares Bollwerk?
Dabei geht Daniliuc etwas hart mit sich ins Gericht. Tatsächlich hätte er sein Premieren-Spiel im "Bullen"-Dress kaum souveräner abspulen können.
Als zentraler Abwehrspieler in der neuformierten Mozartstädter Dreierkette glänzte er mit viel Abgeklärtheit und sorgte im "Bollwerk" (O-Ton Christian Ilzer) gemeinsam mit seinen Nebenmännern Oumar Solet und Strahinja Pavlovic dafür, dass Sturm bis zu seiner Auswechslung nach 67 Minuten offensiv überhaupt nicht stattfand.
Aufgrund eines Krampfes sowie des intensiveren Trainings, als Daniliuc es laut Struber aus Italien gewohnt sei, wurde vonseiten der Salzburger Trainerbank rund 25 Minuten vor Spielende eine Vorsichtsmaßnahme getroffen. "Ab der 60. ist er ins Straucheln gekommen, dann haben wir ihn erlöst", erklärt der "Bullen"-Coach.
Für die Performance davor gibt es vonseiten des Kuchlers aber ausschließlich Lob: "Inhaltlich war das eine richtig gute Leistung von ihm. Sehr verlässlich, sehr abgezockt, wie er den Gegner im Ballbesitz über die Halbspur weggespielt hat. In Kombination mit Solet und Pavlo hat das richtig gut funktioniert. Es hat so ausgeschaut, als würden sie schon länger miteinander spielen."
Diese Worte Strubers dürfen durchaus als Warnung an die nationale Konkurrenz aufgefasst werden. Die defensive Dreierkette aus den Hünen Solet, Daniliuc und Pavlovic könnte aufgrund ihrer, (nicht nur) für österreichische Verhältnisse, extrem hohen Qualität für viele Mannschaften kaum zu überwinden werden und im Bundesliga-Titelrennen womöglich schlussendlich das Zünglein an der Waage darstellen.
"Niveau nicht deutlich unter der Serie A"
"Wir haben alle ein gemeinsames Ziel, dafür trainieren wir sehr hart. Dieses Ziel ist ganz klar, dass Red Bull Salzburg am Ende der Saison Meister wird", spitzt Daniliuc bereits auf seinen ersten Titelgewinn im Erwachsenenbereich.
Dass Sturm alles unternehmen wird, diesen zu verhindern, ist spätestens seit dem Aufeinandertreffen am Freitag aber auch dem Wiener klar. "Ich muss sagen, das Niveau war nicht deutlich unter der Serie A. Sturm ist eine Topmannschaft, die seit Jahren auf einem Top-Niveau spielt. Sie haben uns alles abverlangt", zieht er den Hut vor den "Blackies".
Den österreichischen Fußball kannte Daniliuc zuvor nur aus der Ferne, verbrachte er doch die Mehrheit seines bisherigen Lebens im Ausland. Über ein Jahrzehnt ist es mittlerweile her, dass der von Real Madrid und den Bayern ausgebildete Abwehrrecke letztmals für einen österreichischen Verein kickte.
Schon damals war es der FC Red Bull Salzburg, der Daniliuc aus Madrid auslieh. Diese Leihe wurde aber bereits nach wenigen Monaten in Folge des rangnickschen Philosophie-Wechsels in der Mozartstadt wieder beendet.
"Damals war ich zwölf Jahre alt, jetzt sieht es anders aus. Jetzt bin ich zehn Jahre älter, darf in der Profimannschaft spielen und unter Top-Bedingungen trainieren", so der durchtrainierte Rechtsfuß, der die Trainingsbedingungen in Salzburg bei "Sky" als "besser, als ich es aus der Serie A kenne", bezeichnet.
Springt Daniliuc noch auf den EURO-Zug auf?
Apropos Ralf Rangnick: Der ÖFB-Teamchef schaute sich Daniliuc mittlerweile nochmal genauer an, als er ihn im März 2023 erstmals zu einem ÖFB-Lehrgang einlud und ihm im EM-Quali-Spiel gegen Estland sein Länderspieldebüt ermöglichte. Im darauffolgenden Lehrgang war Daniliuc erneut dabei, seither aber nicht mehr.
Als Stammspieler in Salzburg könnte sich das rasch wieder ändern. Speziell, weil nach dem Ausfall von David Alaba die Karten in der Innenverteidigung bei den nächsten Länderspielen neu gemischt werden.
Inwiefern hinter dem Wechsel nach Salzburg auch der Gedanke steckte, sich dem ÖFB-Teamchef für die anstehende EURO aufzudrängen?
"Man muss schon sagen, dass das ein kleiner Bestandteil meiner Entscheidung war. Aber der Weg, der mir von den Verantwortlichen aufgezeigt wurde, die Zukunft, die ich hier gehen kann, gibt mir kurzfristig mehr, als an die Nationalmannschaft zu denken", lässt Daniliuc anklingen, sich einen über das Ende seiner Leihe hinaus dauernden Aufenthalt in der Mozartstadt vorstellen zu können.
"Wir wissen ja, dass der FC Red Bull Salzburg ein unglaubliches Sprungbrett ist, vielleicht mit Benfica Lissabon in Europa das Beste."
Ob eine Kaufoption im bis Sommer 2024 datierten Leihvertrag verankert ist, wurde, wie es in der Mozartstadt Usus ist, nicht verlautbart.
Dass eine solche existiert, bestätigte Sportdirektor Bernhard Seonbuchner am Freitag vor dem Spiel dennoch indirekt bei "Sky": "Ich sag' es einmal ganz pauschal: Ich glaube, dass wir in solchen Geschichten grundsätzlich gut verhandeln. Von dem her ist vieles möglich."
Salzburg ein "unglaubliches Sprungbrett"
Daniliuc selbst verkündet bei "Sky", dass es "das Ziel" sei, längerfristig in Salzburg zu unterschreiben. Gegenüber LAOLA1 führt er die Gründe dafür aus:
"Wir wissen ja, dass der FC Red Bull Salzburg ein unglaubliches Sprungbrett ist, vielleicht mit Benfica Lissabon in Europa das Beste. Wenn man sieht, welche Spieler hier rausgekommen sind, kann man nur von Top-Spielern sprechen. Bei dem Trainingszentrum, bei der Mentalität des Vereins kann man nur dazu lernen. Ich bin glücklich, hier zu sein. Wirklich sehr glücklich."
Es sind Worte, die man ihm abnimmt. Immerhin hat der durchaus sensible Wiener einen schwierigen Herbst mit Serie-A-Schlusslicht US Salernitana hinter sich; persönlich wurde er vom Medium "Tutto Mercato" zum Flop-Spieler der Hinrunde gewählt.
Sein jetziger Wechsel nach Salzburg, dieser vermeintliche Schritt zurück nach Jahren in Top-Ligen, könnte für Daniliuc früher oder später Goldes wert sein.