Enttäuschender Herbst, akute Abstiegsgefahr - eine Steilvorlage für Aktionismus.
Normalerweise.
Beim SV Mattersburg muss eine brenzlige Tabellensituation indes nicht zwingend zu einer Trainer-Diskussion oder hektischem Treiben auf dem Transfermarkt führen.
Franz Ponweiser ist immer noch Trainer und Sportdirektor in Personalunion und in zweiter Funktion gönnte er sich als Coach nicht einen einzigen Neuzugang.
Keine Frage: SVM-Boss Martin Pucher, der allmächtige Bestimmer bei den Burgenländern, setzt derzeit auf Ruhe und Kontinuität.
"Ich hoffe, dass dies belohnt wird", sagt Ponweiser im Gespräch mit LAOLA1, "Mattersburg war immer ein Verein, der in Krisen Ruhe bewahrt hat. Das zeichnet unseren Präsidenten aus. Es waren auch in diesem Winter traditionell wieder wenige Transfers. Wir haben in dieser Sache nicht mit den anderen Vereinen mitgemacht, sondern vertrauen unserem Kader. Ich hoffe, diese Ruhe und diese Konstanz werden unser Bonus im Frühjahr."
Die eigene Philosophie wird nicht konterkariert
Während andere Vereine im Tabellenkeller durchaus aufgerüstet haben, ist die Untätigkeit des SVM auf dem Transfermarkt auch eine Folge der Adaption der Kaderphilosophie im vergangenen Sommer.
Eigene Talente sollen forciert werden. Dies ist ohnehin ein Vorhaben, das nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Setzt man dem hauseigenen Nachwuchs nun Panikkäufe vor die Nase, würde dies nur bedingt helfen.
Ponweiser, der im Sommer selbst den Sprung von der Akademie zu den Profis gewagt hat, verdeutlicht, dass man sich schon damals darauf verständigt habe, so viel Geduld wie möglich aufzubringen:
"Wir haben auch im August, gegen Ende der Transferzeit, gesehen, dass wir möglicherweise auf der einen oder anderen Position ein bisschen Probleme haben, haben uns aber trotzdem darauf geeinigt, diesen Weg weiterzugehen."
Neue Rolle für Jano
Christoph Halper hat sich inzwischen zur Stammkraft entwickelt. David Nemeth und Nico Pichler bekamen gegen Herbst-Ende Bewährungsproben - bezüglich Einsatzzeit von Eigenbauspielern geht sicher noch mehr.
"Der Weg kann sicher nicht von heute auf morgen komplett neu eingeschlagen werden. Ein Problem war auch, dass manche Routiniers Formschwankungen hatten. So war es für die jungen Spieler nicht einfach, Fuß zu fassen."
"Der Weg kann sicher nicht von heute auf morgen komplett neu eingeschlagen werden. Ein Problem war auch, dass manche Routiniers Formschwankungen hatten. So war es für die jungen Spieler nicht einfach, Fuß zu fassen", erläutert der Coach.
Dass mit Martin Pusic und dem im Herbst treffsicheren Andreas Gruber zwei gestandene Kräfte wieder fit sind, könnte so gesehen helfen. Ebenso wie die Maßnahme, Jano möglicherweise als Organisator einer Dreierkette aufzubieten.
"Jano kann das Spiel extrem gut lesen. Es gab ja mal die Statistik, dass er in einer Saison die meisten Bälle abgefangen hat. Er erkennt Situationen sehr gut, ist ein Führungsspieler und mit der Systemumstellung, die wir gegen Ende der Herbst-Saison vorgenommen haben, haben wir uns dazu entschlossen, ihn einmal in der Dreierkette zu probieren. Das hat sehr gut funktioniert, heißt aber nicht, dass er ständig in der Dreierkette zum Einsatz kommen wird. Das Mittelfeld-Zentrum ist immer noch eine Möglichkeit."
Die Heimbilanz muss besser werden
Der Frühjahrs-Auftakt erfolgt wieder einmal gegen den SK Sturm Graz (Sonntag, 14:30 Uhr im LIVE-Ticker) - ein Gegner, der den Burgenländern nicht so schlecht liegt. Hoffnung macht Ponweiser zudem, dass die Partie in der Steiermark über die Bühne geht:
"Die Geschichte ist die, dass man schon unterscheiden muss zwischen Geschäftsführer Sport, Sportdirektor oder sportlichen Leiter. Da gibt es große Unterschiede in der Herangehensweise dieses Jobs. Ich sehe mich als sportlicher Leiter und als Bindeglied zu den Amateuren und zur Akademie."
"Wir haben in den letzten Monaten gezeigt, dass wir uns auswärts leichter tun als zu Hause. Wir haben in Altach und in Innsbruck gewonnen. Ich glaube, es ist nicht schlecht, dass wir in Graz beginnen - wohlwissend, wie schwer die Aufgabe ist, denn Sturm ist am Transfermarkt wieder enorm aktiv gewesen und hat eine sehr gute Mannschaft."
Der SVM zählt zu jenen vier Bundesliga-Teams, die im Herbst jeweils nur einen Heimsieg anschreiben konnten. Den Burgenländern gelang ihrer bereits Ende Juli zum Saison-Auftakt gegen Hartberg.
"Wir wissen, dass wir da auf jeden Fall den Hebel ansetzen müssen. Denn wenn wir im Frühjahr weiterhin so eine Heimserie haben, wird es ganz schwer, die Klasse zu halten", betont der Trainer, für den es ein Vorteil ist, dass sich der ganze Verein schon recht früh mental darauf einstellen konnte, sich im Kampf um den Klassenerhalt zu befinden.
Wie groß ist die Doppelbelastung?
Auch für Ponweisers persönliche Bundesliga-Zukunft ist dieses Frühjahr mutmaßlich richtungsweisend. Wie groß für ihn eigentlich die Doppelbelastung als Trainer und Sportchef sei?
"Natürlich ist es intensiv. Jeder, der einen dieser beiden Jobs hat, weiß, was einen da erwartet", erklärt der 44-Jährige, betont jedoch gleichzeitig, dass es eine Auslegungssache sei, wie man den Job als Sportchef interpretiert:
"Die Geschichte ist die, dass man schon unterscheiden muss zwischen Geschäftsführer Sport, Sportdirektor oder sportlichen Leiter. Da gibt es große Unterschiede in der Herangehensweise dieses Jobs. Ich sehe mich als sportlicher Leiter und als Bindeglied zu den Amateuren und zur Akademie. Natürlich steht der Trainerjob zurzeit total im Vordergrund. Und klar, optimieren kann man auch immer. Aber wir haben jetzt einmal gesagt, wir schauen uns das auch im Frühjahr an. Dann werden wir sehen, was wir im Sommer machen."
Wenn auch dann, sofern der Klassenerhalt gelingt, Kontinuität das SVM-Motto wäre, wäre es zumindest keine Überraschung.