Österreichs Transferfenster ist zwar noch bis 7. Februar geöffnet, schon jetzt steht allerdings fest, dass der FC Red Bull Salzburg eine vergleichsweise ruhige Transferphase hinter sich bringen wird.
Externes Interesse an Stammspielern wurde angesichts der erstmaligen Achtelfinal-Teilnahme der "Bullen" in der Champions League frühzeitig abgeblockt, einzig der eine oder andere Ergänzungsspieler wurde leihweise abgegeben.
Und auch auf Zugangsseite tat sich lange Zeit nicht viel, ehe Sportchef Christoph Freund Ende Jänner mit Ignace Van der Brempt eine zukunftsträchtige Rechtsverteidiger-Aktie aus dem Hut zauberte (Alle Infos>>>).
LAOLA1 hat mit dem Sportdirektor der "Bullen" im Rahmen eines Media Days der Bundesliga zum Frühjahrsauftakt über einen möglichen sommerlichen Großumbruch, afrikanische Top-Talente sowie über die Pläne, Salzburg noch jünger zu machen, gesprochen:
"Wollen unsere erfolgreiche Story durchziehen"
Die erfolgreiche "Bullen"-Truppe blieb auch deshalb vollständig zusammen, weil Freund diesmal besonders stur verhandelte. Leeds United soll englischen Medienberichten zufolge ein Hammerangebot von über 24 Millionen Euro für Brenden Aaronson abgegeben haben, in der Mozartstadt lehnte man jedoch dankend ab.
"Uns war es ein großes Anliegen, mit dieser Mannschaft weiterzumachen und die erfolgreiche Story bis zum Saisonende durchzuziehen. Wir haben uns durch internationale Erfolge und durch Einnahmen durch Transfererlöse eine gute Basis geschaffen. Darum stehen wir nicht so unter Druck, das haben wir uns in den letzten Jahren erarbeitet", erklärt Freund, fügt allerdings an: "Aber wir werden die Strategie grundsätzlich nicht verlassen, dass es auch wichtig ist, Transfers zu tätigen, bei denen die Spieler den nächsten Schritt machen, damit die nächsten jungen Spieler wieder die Möglichkeit haben, wichtige Minuten zu sammeln."
Aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben, bereits im Sommer könnte beim Serienmeister ein Umbruch der gröberen Sorte anstehen: Karim Adeyemi ist bereits so gut wie sicher weg, der DFB-Teamspieler wird aller Voraussicht nach um eine Rekordsumme von über 35 Millionen Euro zu Borussia Dortmund wechseln. Rasmus Kristensen, Mo Camara, Brenden Aaronson und Noah Okafor haben durch ihre internationalen Top-Leistungen viel Interesse auf sich gezogen und werden allesamt nicht zu halten sein.
Das Gleiche gilt für Jerome Onguene, dessen Vertrag im Sommer endet, der Kameruner soll bei Eintracht Frankfurt hoch im Kurs stehen. Und auch bei Max Wöber wäre der Schritt zurück ins Ausland eigentlich bereits überfällig.
Ulmer hat verlängert, folgt Junuzovic?
Zu guter Letzt sind einzigen drei Spieler im Salzburger Kader, die das 30. Lebensjahr bereis hinter sich haben, zu erwähnen: Andreas Ulmer, Alex Walke und Zlatko Junuzovic, die bis vor Kurzem allesamt keinen über den Sommer hinaus datierten Vertrag in der Mozartstadt besaßen. Während Ulmer seinen Vertrag mittlerweile um ein Jahr verlängert hat (Alle Infos>>>), wird Walke wohl eher keine weitere Saison im "Bullen"-Dress dranhängen.
Etwas komplizierter verhält sich die Lage bei Junuzovic. Der 34-Jährige laboriert seit Monaten an einer äußerst hartnäckigen Fersenverletzung, konnte zuletzt allerdings wieder trainieren - und das teilweise sogar mit dem Ball. Bevor allerdings über eine mögliche Vertragsverlängerung verhandelt wird, steht eine komplette Genesung des Mittelfeldroutiniers im Vordergrund.
Freund führt aus: "Wir sind mit 'Zladdi' sowieso immer im Austausch, aber jetzt ist es das Wichtigste sowohl für ihn als auch für uns, dass er wieder normal am Training teilnehmen kann und wieder in den Rhythmus kommt. Dann werden wir schauen, was im Frühjahr kommt. Wir werden natürlich Gespräche über die weitere Zukunft führen, aber im Vordergrund steht, dass er fit wird und dass er dem, war er am besten und am liebsten kann, und zwar am Platz zu stehen, wieder nachgehen kann."
VIDEO: So schwärmt Freund von Andreas Ulmer (Text wird unterhalb fortgesetzt)
Freund will Salzburg zur "besten U22 Europas" machen
Unser Ziel ist es, in Zukunft die beste U22 oder U23 Europas zu sein. Wir sind überzeugt, dass wir das mit vornehmlich jungen Spielern machen können. Wir werden den Weg, den wir in den letzten Jahren gegangen sind, nicht weniger konsequent gehen, sondern noch konsequenter.
Neben den drei Routiniers wäre Stand jetzt mit dem Brasilianer Bernardo ein dann 27-Jähriger zum Saisonstart 2022/23 der älteste Spieler im Salzburger Kader. Für Freund kein Weltuntergang: "Es muss nicht unbedingt sein, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren mit über 30-Jährigen spielen. Diese Überzeugung habe ich nicht. Es ist auch anders möglich."
Bereits in der aktuellen Saison stellte Salzburg - mit einem Respektabstand von zwei Jahren - im Schnitt den jüngsten Kader der gesamten Champions League. Wenn es nach Freund geht, soll dies auch in den nächsten Jahren so bleiben: "Unser Ziel ist es, in Zukunft die beste U22 oder U23 Europas zu sein. Wir sind überzeugt, dass wir das mit vornehmlich jungen Spielern machen können. Wir werden den Weg, den wir in den letzten Jahren gegangen sind, nicht weniger konsequent gehen, sondern noch konsequenter."
Zwar betont der Salzburger Sportdirektor, wie wichtig eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Akteuren sei, Letztere müssen aber nicht zwingend ein fortgeschrittenes Fußballeralter erreicht haben. Für den 44-Jährigen zählen Spieler wie Max Wöber (24), Rasmus Kristensen (24) und Bernardo (26) ebenfalls bereits zu den Routiniers.
Lebendige Fluktuation statt fader Stagnation
Der Erfolg gibt Freund bekanntlich recht. Genauso wie der Umstand, dass ausgerechnet die jüngste österreichische Champions-League-Mannschaft auch die erste überhaupt ist, die ein Achtelfinale in der "Königsklasse" erreichte. Freund dazu: "Wir sind ins Champions-League-Achtelfinale genau mit unserer Strategie gekommen, das hat uns so erfolgreich gemacht. Wir werden unseren Weg in der Zukunft nach Möglichkeit auch beibehalten."
Das Salzburger Urgestein wolle zwar verhindern, dass Spieler nur ein halbes Jahr oder ein Jahr beim Verein bleiben, wie es etwa bei Erling Haaland der Fall war. Grundsätzlich gilt allerdings: "Wenn Spieler ein, zwei Jahre auf dem Level auch international so gut performen, bin ich einfach total überzeugt, dass es gesünder ist, den Jungs den nächsten Schritt zu ermöglichen und dann wieder jungen, hungrigen Spielern die Chance zu geben, den nächsten Schritt in Salzburg zu machen, als wenn man versucht, sie mit allen Mittel so lange wie möglich anzubinden und zu halten, obwohl sie im Kopf und emotional schon gar nicht mehr bei uns sind, sondern sich schon mit anderen Vereinen beschäftigen."
Damit spricht Freund auch die Pipeline namens Liefering an, die einmal mehr zu platzen droht. Teenager-Legionäre wie Daouda Guindo, Mamady Diambou, Samson Tijani, Maurits Kjaergaard, Amankwah Forson oder Roko Simic drängen mit starken Leistungen auf einen Kaderplatz im ersten Team.
Auch die ÖFB-Nachwuchsteamspieler Lukas Wallner, Sandro-Luca Molnar, Benjamin Atiabou, Benjamin Böckle, Dijon Kameri und Tolgahan Sahin durften in der Frühjahrsvorbereitung oben reinschnuppern und klopfen kräftig an.
Afrikas Top-Talent Konate zu Salzburg? "Würde gut zu uns passen"
Dazu wurde im Winter ein hochtalentierter Ivorer namens Oumar Diakite verpflichtet. Der 18-jährige Mittelfeldspieler ist für sein Alter physisch enorm weit entwickelt und verspricht ebenfalls großes Potenzial. Auch er wird vorerst bei Liefering "geparkt". "Oumar ist jetzt als Kooperationsspieler mit Liefering im Trainingslager. Er ist wirklich ein spannender Spieler. Es ist sehr cool, dass wir ihn zu uns holen konnten", freut sich Freund über die Verpflichtung des jungen Kickers von ASEC Mimomas.
Bei Mimosas, einer der größten Talentschmieden des afrikanischen Kontinents, kickt momentan auch ein gewisser Karim Konate. Der 17-jährige Stürmer wird in seiner Heimat als das größte Talent seit Didier Drogba bezeichnet und soll - wenig überraschend - ebenfalls ganz weit oben auf dem Salzburger Zettel stehen. Allerdings wird der flinke Angreifer, der mit der Elfenbeinküste zuletzt sogar beim Afrika Cup dabei war, erst im März volljährig, eine Verpflichtung wäre also erst im Sommertransferfenster möglich.
Freund zur Personalie Konate: "Diesen Spieler kennen wir, er kennt uns auch. Er ist ein sehr interessanter Spieler. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Es gibt viele große afrikanische Talente, viele davon waren bei uns und haben einen guten Weg mit uns gemacht. Deswegen haben wir uns dort einen guten Namen erarbeitet. Es steht außer Zweifel, dass er ein sehr großes Talent ist und weiß, wo das Tor steht. Wir werden sehen, was die nächsten Monate bringen. Wir kennen den Spieler gut, er würde sicher sehr gut zu uns passen."
Doch das war es nicht an afrikanischen Jungspunden, die aktuell bei Salzburg ein Thema sind. Momentan befinden sich mit Lawrence Agyekum und Godwin Agbevor zwei 18-jährige ghanaische Talente der West African Football Academy auf Probetraining beim FC Liefering. Über eine mögliche Verpflichtung soll laut Freund in den kommenden Tagen entschieden werden.
Salzburg-Zukunft nur mit Christoph Freund
Salzburgs sportliche Zukunft ist also geklärt, doch wie sieht es mit jener von Freund persönlich aus? Der 44-Jährige wurde zuletzt immer wieder mit RB Leipzig in Verbindung gebracht. Im Herbst hieß es sogar fälschlicherweise, er würde bereits mit einem neuen Verein verhandeln.
Solche Gerüchte lächelt Freund lässig weg, zu groß sind seine Ambitionen in der Mozartstadt: "Der nächste Schritt von mir wird in Salzburg sein. Diese Schritte machen mir extrem viel Spaß, es wird nicht langweilig. So eine ruhige Transferphase wie diese habe ich schon länger nicht mehr erlebt, da habe ich meine Akkus auftanken können. Also sind wir bereit, mit viel Energie ins Frühjahr zu starten und dann schauen wir, was im Sommer passiert – mit Christoph Freund."