Anderes Spiel, ähnlicher Katzenjammer.
Auch beim 1:1 im Schlager bei Austria Wien konnte man dem SK Sturm Graz leistungstechnisch wenig vorwerfen, Trainer Heiko Vogel meinte gar: "Ich verneige mich vor meiner Mannschaft."
Für einen Sieg reichte es jedoch auch diesmal nicht - zum achten Mal in den vergangenen neun Bundesliga-Spielen. Rechnet mal die EL-Quali und den Cup dazu, wurde gar nur eines der letzten zwölf Pflichtspiele gewonnen.
"Das ist sehr frustrierend. Du spielst einen anständigen Fußball, teilweise sogar einen sehr guten Fußball. Ich check's selber net! Du hast so gute Chancen, machst die Tore nicht und spielst bei der Austria nur X. Ganz ehrlich: Ich habe keine Worte dafür", kann es Peter Zulj kaum fassen.
Mit 100 Bällen alleine auf den Tormann laufen
Die Begründungen, warum es wieder nicht mit einem Sieg geklappt hat, sind Woche für Woche ähnliche. Vor allem die Chancenverwertung gilt es nach wie vor zu oft anzuführen.
"Am besten jeder nimmt sich 100 Bälle, läuft alleine auf den Tormann zu und schießt sie rein. Das gibt dir mehr Selbstvertrauen."
"Wenn Otar Kiteishvili in der ersten Halbzeit, als er alleine auf das Tor läuft, das 2:0 macht, ist die Austria gebrochen. Dann machst du in der zweiten Halbzeit das 3:0 und fertig ist die Partie - ganz einfach", skizziert der ÖFB-Teamspieler, wie man diese Begegnung zumindest in der Theorie für sich entscheiden hätte müssen.
In der Praxis vergeigte der Georgier seine Topchance, kassierte Sturm unmittelbar nach Wiederanpfiff den Ausgleich und musste nach der Gelb-Roten Karte für Stefan Hierländer, der als Konsequenz auf Schiedsrichter-Schulungen pfeifen möchte, sogar noch um den Punkt zittern.
Die Rezepte, wie man dieses Unvermögen abstellen könnte, gehen den Grazern langsam aus. Zulj rettet sich ein wenig in Sarkasmus: "Wir müssen uns schon im Training konzentrieren und die Tore machen. Am besten jeder nimmt sich 100 Bälle, läuft alleine auf den Tormann zu und schießt sie rein. Das gibt dir mehr Selbstvertrauen."
Ein Sieg aus neun Liga-Spielen? "Das ist traurig"
Lediglich 14 Punkte aus den ersten elf Runden reichen dazu, als Sechster immerhin in der oberen Tabellenhälfte zu sein. Dass die Ausbeute für den amtierenden Cupsieger jedoch alles andere als zufriedenstellend ist, liegt auf der Hand.
Zulj: "Nur ein Sieg aus den letzten neun Liga-Spielen - das ist sehr traurig. Normalerweise müssten wir Minimum schon 20 Punkte haben. 14 Punkte sind viel zu wenig."
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Im Gegensatz zu so manch anderem Krisen-Herd müssen sich die "Blackies" in den vergangenen Wochen jedoch leistungstechnisch weniger vorwerfen lassen, weshalb nach der zwischenzeitlich angespannten Stimmung wieder halbwegs Ruhe eingekehrt ist.
Beherzte Leistungen
"Es ist zum wiederholten Male nicht an der Leistung gelegen, sondern das Resultat ist das, was am Schluss unzufrieden macht", betont Geschäftsführer Sport Günter Kreissl und empfindet es als "frustrierend":
"Wenn man als neutraler Beobachter die letzten Spiele gegen Salzburg, LASK und zwei Mal Austria sieht, glaube ich schon, dass es das trifft, dass wir uns leider resultatsmäßig nicht belohnen für sehr beherzte Leistungen, bei denen in der Offensive viele Chancen herausgespielt werden. Das tut weh, das ist schmerzhaft."
Was bleibt? Einerseits gilt es wohl weiter Geduld zu haben, dass sich die Leistungen auch in Zählbares niederschlagen. Und andererseits am Weg dahin mehr Kaltschnäuzigkeit zu entwickeln.
Ein anderes Gesicht als vor ein, zwei Monaten
"Ich will nicht mit Glück gewinnen - ich will die Punkte mit Leistung holen und die stimmt momentan. Wir werden diese Punkte in nächster Zeit holen. Davon bin ich überzeugt, weil die Mannschaft jetzt ein ganz anderes Gesicht als noch vor ein, zwei Monaten zeigt."
"Wir machen uns das Leben selbst schwer", findet Lukas Spendlhofer und meint am Beispiel des Austria-Matches: "Der Ausschluss lässt sich vermeiden, aber so etwas ist jedem schon einmal passiert. Und wer hat noch nie alleine vor dem Tormann vergeben? Da kann man auch nichts vorwerfen. Ich bin überzeugt, dass Otar die nächste Chance verwertet, dann schaut die Welt wieder anders aus. Es hilft ohnehin nichts: In der aktuellen Situation muss man immer weiter machen, es geht nur nach vorne. Wir lassen uns nicht unterkriegen und ziehen unser Ding voll durch."
Natürlich würde am Ende das Ergebnis zählen: "Und sicher spiele ich lieber schlecht und mache drei Punkte. Aber: Ich will nicht mit Glück gewinnen - ich will die Punkte mit Leistung holen und die stimmt momentan. Auch wenn die Punkte nicht da sind, das brauchen wir nicht abzustreiten. Wir werden diese Punkte jedoch in nächster Zeit holen. Davon bin ich überzeugt, weil die Mannschaft jetzt ein ganz anderes Gesicht als noch vor ein, zwei Monaten zeigt. Das stimmt mich extrem positiv."
Kampf um das Momentum
Wenn Sturm eines gerade definitiv nicht hat, dann ist es das berühmte Momentum auf seiner Seite. Um selbiges gilt es zu kämpfen, und das Gastspiel bei der Austria wäre auch ein günstiger Zeitpunkt gewesen, das Momentum zurückzuholen.
Kreissl: "Momentum ist immer eine Sache von Selbstvertrauen und Körpersprache. Jeder Erfolg, den du feierst, hilft, vor allem jeder klare Erfolg. Wir hatten den einen oder anderen Erfolg, der aber auch ein wenig erzittert war. Wir bräuchten mal so einen Sieg, wie er bei der Austria möglich war: Dass du einmal sauber gewinnst und mit der Leistung sehr zufrieden sein kannst. Das stellt im Kopf etwas an mit dem Selbstvertrauen. Das wäre eine sehr gute Chance, dass es besser wird. Und genau um diese Chance müssen wir weiter kämpfen, damit wir dieses Erfolgserlebnis holen."