Aufstieg, Feierlichkeiten, Kaderplanung, Vorbereitungsstart - dazwischen vergehen aller Voraussicht nach lediglich elf Tage.
Die SV Ried steht zeitlich unter Druck, genießt jedoch den Moment der Bundesliga-Rückkehr und versucht, sich bestmöglich für den Ernstfall ab Anfang September zu rüsten.
Noch agiert Gerald Baumgartner als Trainer und sportlicher Leiter in Personalunion und treibt die Planungen voran, doch wie man hört, könnte ihm in der Bundesliga ein Sportdirektor an die Seite gestellt werden, der einen Teil seiner Agenden übernimmt.
Aufstiegshelden haben es sich meist verdient, sich dann auch eine Etage höher empfehlen zu dürfen. "Trotzdem brauchen wir gezielte Verstärkungen", konkretisiert Baumgartner gegenüber LAOLA1. Dabei verrät der 55-jährige Salzburger, wie die Innviertler für die Bundesliga planen und wie es um Transferaktien wie Anel Hadzic oder Samuel Sahin-Radlinger bestellt ist.
Nur Aufstiegshelden reichen nicht für Bundesliga
Einige Verträge haben sich durch den Aufstieg automatisch verlängert, bei Leistungsträgern wie Thomas Reifeltshammer, Marcel Ziegl, Julian Wießmeier und Co. wird der Verein selbst aktiv und nicht lange überlegen müssen.
"Das steht an. Die Jungs haben richtig gut gefeiert und haben es sich auch verdient. Der Großteil der Spieler, die dazu beigetragen haben, sportlich den Erfolg einzufahren, soll weiter mit uns mitgehen, einige Verträge verlängern sich automatisch, einige muss man noch verlängern. Da sind wir mit den Jungs schon in Kontakt getreten, das war ganz klar", will der Trainer schon den Kern der Aufstiegsmannschaft behalten.
Wie eingangs erwähnt, wird es allerdings nicht ohne neue Reize und Verstärkungen für die höhere Spielklasse reichen. "Wir haben ja auch Ausfälle mit Ante Bajic, wir hätten auch noch Kelvin Arase (Anm.: wurde als Kooperationsspieler kurz nach dem Saisonstart zu Rapid zurückbeordert) bei uns im Team gehabt – das darf man auch nicht vergessen. Das ist nur dann vergessen, wenn es rennt. In schwierigen Zeiten hätten wir Bajic schon sehr nötig gehabt. Wir haben auch aufgrund der Situation, dass wir keine Außenspieler hatten, das System im Match öfters umdrehen müssen, weil wir einfach keinen Außenspieler mehr zum Wechseln hatten. Wir wollen uns gezielt verstärken. Das Ziel ist der Klassenerhalt, das wollen wir unbedingt schaffen. Da müssen wir eh gut arbeiten, damit uns das auch gelingt", so der Erfolgscoach.
Finanziell haben die Wikinger nun wieder mehr Spielraum. Während das Budget nach dem verpassten Aufstieg im Vorjahr hinuntergeschraubt wurde, winkt nun wieder eine Finanzspritze für die Bundesliga. Kolportiert wird, dass statt vier nun sieben Millionen Euro zur Verfügung stünden - Zahlen, die Baumgartner aber naturgemäß nicht bestätigen will.
"Richtige Mischung" plus Neue und Nachwuchs
Die Fühler sind jedoch längst ausgestreckt. Die im Sprachgebrauch oft verwendete "richtige Mischung" ist es, die Baumgartner in seinem Rieder Bundesliga-Team integrieren will.
Neben erfahrenen und jungen Spielern bezieht er dies auch auf eine Ausgewogenheit von Leistungsträgern, die man dazuholen will, und "sehr guten Spielern aus der 2. Liga, die den nächsten Schritt machen wollen. Das wäre der Plan."
Auch die eigene Akademie soll künftig wieder mehr als Sprungbrett dienen, um interessante Spieler zu den Profis zu holen. "Wir wollen für den eigenen Nachwuchs so die Weichen stellen, dass wir das eine oder andere gute Talent weiterentwickeln und selber wieder mehr auf den eigenen Nachwuchs schauen", so Baumgartner, der gleich den einen oder anderen Youngster beim Trainingsstart begrüßen will.
Beim offen ausgesprochenen Ziel Klassenerhalt in der ersten Saison in der Bundesliga könnte die Integration junger Nachwuchstalente jedoch mit Sicherheit schwerer fallen als noch in der HPYBET 2. Liga.
Hadzic-Comeback in Ried realisierbar?
Bezüglich externer Verstärkungen stellt der als Cup-Spezialist vergangener Tage bekannte Trainer erfreut klar: "Es sind sicher interessante Spieler auf dem Markt. Es sind aber auch schon Namen genannt worden, die einfach so auch nicht stimmen."
Deshalb fragte LAOLA1 konkret nach. Allen voran kreist der Name des mittlerweile 30-jährigen Mittelfeldspielers Anel Hadzic über Ried. Eine Rückkehr des verlorenen Sohnes, der nach seinem Abschied aus Ried 2013 für Sturm, Eskisehirspor, Videoton und Fehervar spielte, wäre schon eine große Nummer. Vor allem ist er seit April vereinslos.
"Wir haben mit ihm gesprochen", offenbart Baumgartner. "Es hat vor einiger Zeit schon ein gutes Gespräch mit ihm gegeben. Das muss man sich anschauen, ob die Umsetzung von ihm aus möglich ist und ob er das auch machen will. Dann kann man auch über solche Namen sprechen. Aber er ist natürlich ein sehr guter Spieler."
Neben Hadzic hat Ried auch einen weiteren Legionär auf dem Zettel, der seit Anfang Juli vereinslos ist und zuletzt in England kickte: Samuel Sahin-Radlinger.
Radlinger im Fokus, bei Mattersburgern wartet man noch ab
Auch beim 27-jährigen Torhüter handelt es sich um einen Spieler, der in Ried durchstartete und seitdem bei Hannover, Rapid, Nürnberg, Brann Bergen und zuletzt beim Klub von Gerhard Struber, FC Barnsley, unter Vertrag stand. Allerdings lechzte er über viele Jahre vergeblich nach Spielpraxis, in der vergangenen Championship-Saison kam er aber immerhin auf 18 Einsätze.
"Er ist auch im Fokus von uns, das kann man ganz ehrlich sagen. Aber es ist noch nichts im Trockenen. Aber er ist sowieso ein sehr interessanter Mann", bestätigt Baumgartner Bestrebungen, den Ehemann von TV-Sternchen Sila Sahin-Radlinger, ins Innviertel zu lotsen.
Ansonsten birgt auch der österreichische Markt Möglichkeiten. Beim SV Mattersburg könnte es womöglich zum Ausverkauf kommen, sollten sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Da könnten die guten Kontakte des Trainers an die alte Wirkungsstätte von Vorteil sein.
"Ich habe natürlich einen sehr guten Kontakt nach Mattersburg, aber da möchte ich nicht vorgreifen. Das ist ja noch nicht ausgestanden. Wenn die Jungs dann wissen, wie es weitergeht, dann ist da vielleicht auch der eine oder andere interessante Spieler dabei." Kolportiert wurde das Interesse an Thorsten Mahrer und Michael Lercher. Zumindest im Bezug auf ersteren überrascht Baumgartner mit der Aussage: "Ich glaube, dass Mahrer schon ein anderes Angebot hat, wo er unterschreibt."
Canadi? "Das würde Sinn machen"
Zu den Namen, die nicht stimmen, soll Markus Wostry zählen, der beim LASK nie wirklich angekommen ist. Der Innenverteidiger ist laut Baumgartner eigentlich nicht im Fokus der SV Ried gestanden.
Anders sieht die Sache da schon bei Marcel Canadi aus. Der 22-Jährige konnte zuletzt im offensiven Mittelfeld beim SKU Amstetten wirbeln. "Wir haben uns mit ihm getroffen und schon Gespräche geführt. Er ist ein sehr interessanter Mann. Das würde Sinn machen. Das ist einer von denen, die den nächsten Schritt machen könnten.
Canadi blühte in dieser Saison bei Austria Lustenau und im Frühjahr bei den Niederösterreichern auf und kam auf vier Tore und fünf Assists, die Basis ist durch die Ausbildung im Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach gegeben. "Ich kenne ihn gut. Er ist dann gewechselt, hat sehr gute Statistiken und ist ein sehr guter Mann. Aber in der Richtung kann noch viel passieren."
Viel Zeit bleibt jedoch nicht, will man die Verstärkungen möglichst vom Start weg an Bord haben. Baumgartner gibt den Zeitplan bis zum Bundesliga-Auftakt vor. Trainingsstart ist wahrscheinlich am 11. August, die Vorbereitung wird kurz. "Da müssen wir in kurzer Zeit ein Team formen, da haben wir eh alle Hände voll zu tun. Ich werde mich noch das eine oder mal richtig gut ausschlafen und die trainingsfreie Zeit genießen, aber dann freue ich mich schon jetzt auf eine hoffentlich geile Saison mit Ried in der Bundesliga."